Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

kriegerisch

Grammatik Adjektiv
Aussprache 
Worttrennung krie-ge-risch
Wortzerlegung Krieger -isch
Wortbildung  mit ›kriegerisch‹ als Letztglied: unkriegerisch
eWDG

Bedeutungen

1.
streitbar, kriegslustig
Beispiele:
eine kriegerische Einstellung, Haltung
ein kriegerisches Auftreten, Aussehen, Gebaren, Verhalten
die Stimmung ist kriegerisch
die Römer waren ein kriegerisches (= oft kriegführendes) Volk
kriegerisch funkelnde Augen
er hat nichts Kriegerisches an sich
Man schmeckte die kriegerische Ironie dieser Worte förmlich [ O. M. GrafBolwieser50]
2.
in der Form eines Krieges
Beispiele:
kriegerische Konflikte, Übergriffe, Verwicklungen
keinen kriegerischen Widerstand leisten
aus dem kriegerischen Spiel wurde bald Ernst
3.
den Krieg betreffend, zum Inhalt habend
Beispiele:
ein kriegerisches Buch
kriegerische Verse machen
kriegerische Musik komponieren
kriegerische Lieder singen
kriegerische (= im Krieg notwendige) Disziplin wahren
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Krieg · kriegen · Krieger · kriegerisch · Kriegsfuß · Kriegsschauplatz · Kriegsgefangener · Kriegserklärung
Krieg m. ‘bewaffnete Auseinandersetzung’, ahd. krieg ‘Beharrlichkeit, Hartnäckigkeit, Rechthaberei’ (10. Jh.), mhd. kriec, krieg ‘Anstrengung, Bemühen, Streben nach oder gegen etw., Widerstreben, Widerstand, Zwietracht’, auch ‘Streit mit Waffen, Kampf, bewaffnete Auseinandersetzung’, mnd. krīch, mnl. crijch ‘Halsstarrigkeit, Zwietracht, Streit, Kampf’, nl. krijg ‘Krieg’ sowie ahd. widarkriegelīn ‘halsstarrig’ (9. Jh.), einkrieglīh ‘sehr zäh, langausdauernd, -anhaltend, halsstarrig’ (8. Jh.), afries. halskrīga ‘Steifheit des Halses’ sind ihrer Herkunft nach ungeklärt. Besteht Verwandtschaft mit lett. grīns ‘finster, mürrisch’ und möglicherweise griech. brī́thos (βρῖθος) ‘Wucht, Gewicht, Last’, air. brīg ‘Kraft, Macht, Wert’ bei Ansatz von ie. *gu̯erī̌, einer Weiterbildung der unter kirre (s. d.) genannten Wurzel ie. *gu̯er(ə)- ‘schwer’? Oder ist mit Aumann in: PBB 61 (1937) 257 ff. im Hinblick auf ahd. widarkriegī (Hs. 12. Jh.) für lat. contrōversia Anschluß an eine Gutturalerweiterung der Wurzel ie. *ger- ‘drehen, winden’ (s. krumm) möglich? de Vries Nl. 362 denkt angesichts der schwachen Anknüpfungsmöglichkeiten an ein Substratwort im kontinentalen Westeuropa. – kriegen Vb. ‘erhalten, bekommen’. Das vom Substantiv abgeleitete schwache Verb mhd. kriegen, (md.) krīgen ‘sich anstrengen, streben, ringen, trachten (körperlich und geistig), mit Worten streiten, zanken, handgreiflich werden, kämpfen, Krieg führen’, mnd. krīgen ‘streiten, einen Prozeß, Krieg führen’ hat neben sich (bis ins 16. Jh.) ein (in seiner Zugehörigkeit wie das Substantiv nicht geklärtes) starkes Verb mhd. krīgen ‘sich anstrengen, streben, ringen, trachten, streiten, kämpfen mit Worten und Waffen’ und (seit dem 14. Jh.) ‘erhalten, bekommen’, mnd. krīgen ‘bekommen, empfangen, erlangen, erwerben, gewinnen’, mnl. crīghen ‘sich anstrengen, streben, streiten, Krieg führen’, nl. krijgen ‘erhalten, bekommen, Krieg führen’. Ein zum schwachen Verb gebildetes mhd. erkriegen, im Md. ‘erstreben, erlangen, zu erreichen suchen’, mnd. erkrīgen verliert in md. und nd. Gebieten seine Vorsilbe und übernimmt mit dem Untergang des starken Verbs dessen Bedeutung ‘erhalten, bekommen’. Den alten Gebrauch im Sinne von ‘Krieg führen, kämpfen’ bewahren südd. Mundarten; auch die gehobene Literatursprache greift darauf gelegentlich zurück. Krieger m. ‘Kämpfer, Streiter’, mhd. krieger. kriegerisch Adj. ‘kampf-, angriffslustig’ (16. Jh.); vgl. mhd. kriegisch ‘trotzig, streitsüchtig’. Kriegsfuß m. in der Wendung das Heer auf den Kriegsfuß setzen (Campe 1808), vgl. frz. mettre sur pied une armée ‘eine Armee aufstellen’, jünger (Mitte 19. Jh.) auch mettre sur le pied de guerre ‘angriffsbereit machen’; heute mit jmdm. auf (dem) Kriegsfuß stehen ‘mit jmdm. im Streit leben’. Kriegsschauplatz m. (Ende 18. Jh.), zuvor Schauplatz des Krieges (Ende 17. Jh.). Kriegsgefangener m. (17. Jh.). Kriegserklärung f. (18. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
kampfbereit · kampfesfreudig · kampflustig · kriegerisch · kämpferisch · streitbar  ●  martialisch  geh., bildungssprachlich
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›kriegerisch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›kriegerisch‹.

Verwendungsbeispiele für ›kriegerisch‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Noch bevor es losging, ließ sich das kriegerische Unternehmen sogar zu einem verfassungspolitischen Trick ausmünzen. [Heuß, Alfred: Das Zeitalter der Revolution. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1963], S. 20613]
Nach Abschluß der kriegerischen Handlungen hatten Sie militärische Verwaltung in Polen vorgesehen. [o. A.: Einhundertneunundneunzigster Tag. Freitag, 9. August 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 10896]
Wenn er das sagte, konnte er unmöglich beabsichtigen, die polnische Frage in absehbarer Zeit kriegerisch zu lösen. [o. A.: Einhundertvierunddreißigster Tag. Montag, 20. Mai 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 22814]
Ist nicht das Embargo gegen den Irak schon eine kriegerische Handlung? [Der Spiegel, 19.11.1990]
Selbst vor dem Einsatz kriegerischen Zwangs scheute man nicht zurück. [o. A.: Die mittelalterliche Kirche. In: Jedin, Hubert (Hg.) Handbuch der Kirchengeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1966], S. 4379]
Zitationshilfe
„kriegerisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/kriegerisch>.

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