kurios
Adj.
‘seltsam, sonderbar, wunderlich, merkwürdig’.
Zu
lat.
cūra
‘Sorge, Fürsorge’
(s.
↗
Kur)
gehörendes
lat.
cūriōsus
‘sorgfältig, aufmerksam, vorsorgend, interessiert, wißbegierig, neugierig’
wird um 1600 mit eindeutschender Endung als
curiosisch,
von der 1. Hälfte des 17. Jhs. an in der Form
curios
entlehnt.
Im
Dt. ist das Adjektiv
(von einem Einzelbeleg für
‘Vorsorge treffend, sorgfältig auswählend’
abgesehen)
zunächst im Sinne von
‘einer Sache sorgfältig nachgehend, wißbegierig’
mit Bezug auf ernsthafte und gründliche Wissensaneignung
(daher bis ins 18. Jh. oft ehrendes Epitheton,
das Buchautoren dem von ihnen angesprochenen Leser beilegen),
doch bald (2. Hälfte 17. Jh.)
auch in der noch im 19. Jh. lebendigen allgemeineren Bedeutung
‘neugierig, stets auf das Erfahren von Neuigkeiten bedacht’
gebräuchlich.
Unter dem Einfluß von
frz.
curieux
‘wißbegierig’
(aus
afrz.
curios
‘besorgt, sorgfältig auswählend, auf etw. bedacht’,
gleichfalls Übernahme von
lat.
cūriōsus),
das in Verbindung mit Sachbezeichnungen
im 17. Jh. die Bedeutung
‘wissenswert, die Aufmerksamkeit, Neugier erregend’
entwickelt
(nach älterem gleichbed.
ital.
curioso?),
steht auch im
Dt.
curios
seit Mitte des 17. Jhs.
(vorher
curiosisch,
1627)
für
‘wissenswert, interessant, merkwürdig’;
so erscheint es als anpreisender Modeausdruck
in zahlreichen Buchtiteln des späten 17. und frühen 18. Jhs.,
büßt aber,
offenbar auf Grund allzu häufigen Vorkommens,
seine Aussagekraft ein
und wird Anfang des 18. Jhs.
durch Ironisierung zu
‘seltsam, wunderlich’.
Die Annäherung ans
Frz.
führt zu den Lautvarianten
curiös,
curieus
(17./18. Jh.);
erst im 20. Jh.
wird die seit Ende des 18. Jhs.
gelegentlich auftretende Schreibung
kurios
geläufig.
Kuriosität
f.
‘sonderbarer und deshalb Beachtung verdiendender Gegenstand, seltsame, wunderliche Sache’
(vorwiegend im Plur.),
Entlehnung (1. Hälfte 17. Jh.) aus
mfrz.
frz.
curiosité,
das seit dem 15. Jh. in diesem Sinne bezeugt ist
(doch schon
spätlat.
cūriōsitās
‘was Wißbegierde, Interesse erregt’);
daneben
(nur im Sing.)
‘Seltsamkeit, Ungewöhnlichkeit’,
wohl durch Wechsel der Auffassung hervorgehend aus Fügungen wie
der Kuriosität halber
(zuvor
Curiosität halben,
17. Jh.),
aus Kuriosität
(18. Jh.),
eigentlich
‘um die Wißbegierde zu befriedigen, aus Gründen der Neugier’
(vgl.
spätlat.
cūriōsitātis causā),
also auf der älteren Verwendung
‘Wißbegierde, Neugier’
(Ende 16. bis 19. Jh.)
des Substantivs beruhend,
die ebenfalls dem
Frz.
oder direkt dem
Lat. folgt
(vgl.
mfrz.
frz.
curiosité,
afrz.
curioseté
‘Wißbegierde, Neugier, Sorge, wählerisches Wesen’,
lat.
cūriōsitās
‘Wißbegierde, Neugier’).
Kuriosum
n.
‘sonderbare, seltsame Sache, ungewöhnlicher Sachverhalt’
(1. Hälfte 18. Jh.,
anfangs vor allem im Plur.
Curiosa
für
‘seltene, merkwürdige Gegenstände’),
bildungssprachliche Substantivierung des Neutrums von
lat.
cūriōsus
(s. oben).