Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

ländlich

Grammatik Adjektiv · Komparativ: ländlicher · Superlativ: am ländlichsten, Steigerung selten
Aussprache  [ˈlɛntlɪç]
Worttrennung länd-lich
Wortzerlegung Land -lich
eWDG und ZDL

Bedeutung

Merkmale, Erscheinungen und Auswirkungen, Folgen des Lebens auf dem Land (3) aufweisend, darauf bezogen; den ländlichen Raum betreffend, nicht städtisch (1)
entsprechend der Bedeutung von Land (3)
Kollokationen:
als Adjektivattribut: der ländliche Alltag, Tourismus; ein ländlicher Distrikt, Kanton, Stadtteil, Wahlkreis; die ländliche Lebensart, Einsamkeit, Ruhe, Stille; eine ländliche Gegend, Provinz, Region, Umgebung; das ländliche Anwesen, Gemeindegebiet, Umfeld, Umland
als Adverbialbestimmung: ländlich aufgewachsen, geprägt, strukturiert
in Koordination: ländlich und strukturschwach
Beispiele:
eine ländliche GemeindeWDG
ein ländliches Gebiet, ländlicher BezirkWDG
die ländliche UmgebungWDG
ländliche Gewohnheiten, Leben, Sitten und GebräucheWDG
ein Bild ländlichen FriedensWDG
eine ländliche IdylleWDG
Von den Städtern wurden die ländlichen Kubaner stets verachtet; man sah in ihnen ein primitives, ungebildetes Volk. das in Mangroven‑Sümpfen oder im Urwald hauste. Wer sich in Kuba eine Zukunft sichern wollte, zog in die Stadt und vergaß schnell seine ländliche Herkunft. [Der Spiegel, 15.09.1969, Nr. 38]
Weidende Kühe an der Atlantik‑Küste: Irland ist in weiten Teilen ländlich geprägt. [Frankfurter Rundschau, 11.07.2023]
Ich bin Schweizer. […] Ich rauche, schreibe stockend, wohne ländlich. [Neue Zürcher Zeitung, 27.12.2014]
[…] [Kurzfassung einer Filmhandlung:] Alter Großstadt‑Misanthrop trifft vor seiner Haustür eine naive, äußerst hübsche Blondine, die gerade ihrem ländlich verklemmten Elternhaus entflohen ist.[…] [… geblaecht: Woody Allens Whatever works, 09.01.2010, aufgerufen am 14.06.2023]
Rechtsextremismus macht auch vor der Idylle ländlich strukturierter Gegenden nicht halt. [Rhein-Zeitung, 01.03.2008]
Leider gehört der gesamte Bereich Nordthüringen mit den Kreisen Kyffhäuser, Unstrut‑Hainich, Nordhausen und Eichsfeld nach wie vor zu den strukturschwächsten Teilen des Freistaates Thüringen, der zudem als überwiegend ländlich eingestuft wurde. [Thüringer Allgemeine, 05.10.2007]
Ist es [das Wohnen zur Miete] im ländlicheren Raum noch vergleichsweise günstig, zahlt man in und um Mainz eine durchschnittliche Miete von 13,50 Euro pro Quadratmeter. [Allgemeine Zeitung, 23.06.2023] ungewöhnl.
Die Gemeinde Straßlach‑Dingharting ist vielleicht die am ländlichsten geprägte im Landkreis München. [Münchner Merkur, 10.05.2017] ungewöhnl.

letzte Änderung:

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Land · landen · Landung · ländlich · Ländler · Länderei · Landschaft · landschaftlich · Landser · Landenge · Landkarte · Landregen · Landsknecht · Landjäger · Landstreicher · Landstörzer · Landtag · Landsturm · Landwehr · Landwirt · Landwirtschaft · Ausland · Ausländer · ausländisch · Inland · Inländer · inländisch
Land n. ‘Festland (Gegensatz Wasser), Erdboden, Grundstück, dörfliche Gegend (Gegensatz Stadt), durch Grenzen abgeteiltes Gebiet, Staat’, ahd. (8. Jh.), mhd. mnd. mnl. lant, asächs. aengl. nl. engl. anord. schwed. got. land (germ. *landa-) ist verwandt mit ablautendem schwed. linda ‘Brachland’ und wohl auch anord. lundr ‘Hain, Baum’ (eigentlich ‘freier Platz, eingefriedetes Land’), schwed. lund ‘Hain, Wald’. Im Vergleich mit air. land ‘freier Platz’, korn. lan, bret. lann, gall. *landa (woraus frz. lande) ‘Heide, Steppe’, apreuß. lindan (Akkusativ Sing.) ‘Tal’, aruss. ljadina ‘Unkraut, Gestrüpp’, russ. (landschaftlich) ljáda (ляда) ‘mit jungem Holz bewachsenes Feld, Neubruch, Rodeland, Bruch, Sumpflache’ läßt sich ie. *lendh- ‘freies Land, Heide, Steppe’ erschließen. Der Plural mhd. diu lant wird im Frühnhd. (in Anlehnung an die neutralen s-Stämme, s. Kalb) durch Länder ersetzt. Daneben begegnet (seit 15. Jh.) die Lande, so noch in festen Fügungen wie aus fernen Landen ‘Ländern’; vgl. auch die Niederlande. – landen Vb. (vom Wasser her) ‘am (Fest)land ankommen, anlegen’, (aus der Luft) ‘auf dem Boden niedergehen, aufsetzen’, übertragen ‘am Ziel ankommen’, aus der Seemannssprache, mnd. mnl. nl. landen, engl. to land, älteres hd. länden ablösend (17. Jh.), vgl. ahd. lenten (8. Jh.), mhd. lenden, lenten ‘an Land bringen, landen, ans Ziel bringen, beenden’. Landung f. ‘das Ankommen, Anlegen an Land’ (Anfang 18. Jh.), danach auch von Flugzeugen ‘das Niedergehen, Aufsetzen auf dem Boden’. ländlich Adj. ‘dem Land angemessen’ (16. Jh.), lantlich (15. Jh.); auch (im Gegensatz zu städtisch) ‘dörflich’ (18. Jh.). Ländler m. Volkstanz im Dreivierteltakt (Ende 18. Jh.), aus dem Landl (Österreich ob der Enns) stammend. Länderei f. ‘zusammenhängendes, wirtschaftlich nutzbares Gebiet’ (16. Jh.), meist im Plural Ländereien. Landschaft f. ‘geographisch zusammenhängendes Gebiet mit einem bestimmten Charakter, mit bestimmten Eigenschaften’, ahd. lantscaf (8. Jh.), -scaft (um 1000), mhd. lantschaft ‘Landschaft, Land’, auch ‘Einwohnerschaft des Landes, die versammelten Stände eines Landes’; in der Malerei ‘Darstellung einer Landschaft’ (Anfang 16. Jh.). landschaftlich Adj. ‘der Landschaft angehörend’, auch ‘zur Sprache eines bestimmten Gebiets gehörend’ (18. Jh.). Landser m. ‘einfacher Soldat’ (ausgehendes 19. Jh., im zweiten Weltkrieg als Selbstbezeichnung der Soldaten allgemein geläufig), unter sächsischen Soldaten als Anrede im Sinne von ‘Landsmann’ entstanden, vgl. Küpper Wb. d. dt. Umgangsspr. 4 (1966) 142. Landenge f. ‘schmaler Landstreifen zwischen zwei Meeren, der zwei größere Festlandsmassen miteinander verbindet’ (18. Jh.), älter Erdenenge (Ende 17. Jh.), gebildet nach voraufgehendem Meerenge (s. d.). Landkarte f. ‘Atlas, kartographische Darstellung (eines Ausschnitts) der Erdoberfläche’ (2. Hälfte 17. Jh.). Landregen m. ‘lang anhaltender, sich über große Gebiete ergießender Regen’ (15. Jh.). Landsknecht m. ‘in den kaiserlichen Ländern, nicht im Ausland angeworbener Söldner für die Fußtruppe’, zuerst im Zuge der Neugestaltung des Heeres unter Maximilian I. (15. Jh.); durch volksetymologische Anlehnung an Lanze (s. d.) häufig auch Lanzknecht (um 1500). Landjäger m. ‘Landpolizist, Gendarm’ (18. Jh.); auch (schweiz. südwestd.) ‘harte Dauerwurst’ (Benennungsmotiv ungeklärt). Landstreicher m. ‘Vagabund’ (15. Jh.), zu streichen (s. d.) im Sinne von ‘herumstreifen, herumwandern’. Landstörzer m. ‘Landstreicher, Vagabund’ (17. Jh.), mhd. sterzer, sterzel ‘Vagabund, Bettler’, zu mhd. sterzen ‘müßig umherschweifen, wandern’, starzen ‘aufrecht gehen, stolzieren’; wohl zu starren ‘steif sein, aufrecht stehen’ (s. d.) gehörig. Landtag m. ‘politische (ursprünglich auch gerichtliche) Körperschaft, die die Interessen eines Landes vertritt, Versammlung der Stände eines Landes’, eigentlich ‘Tag, an dem die Vertreter eines Landes zu gerichtlicher und politischer Tätigkeit zusammenkommen’, mhd. lanttac ‘Versammlung zum Landgericht’. Landsturm m. ‘letztes Aufgebot aller wehrfähigen Männer’ (17. Jh.); eigentlich ‘Sturmgeläut im ganzen Land bei (Kriegs)gefahr’ (schweiz., um 1500). Landwehr f. ‘Gesamtheit aller zur Landesverteidigung bestimmten Kräfte’, neu belebt in den Befreiungskriegen nach mhd. lantwer ‘Landesverteidigung, die Verteidiger des Landes, Befestigung an der Landesgrenze, die rings um die Stadt gezogenen Gräben und Schranken’ (s. Wehr1 f.). Landwirt m. ‘Leiter eines bäuerlichen Betriebes, ausgebildeter Agronom’, zuerst ‘Gastwirt auf dem Lande’ (17. Jh.). Landwirtschaft f. ‘Bauernhof, planmäßiger Betrieb von Ackerbau und Viehzucht’ (18. Jh.). Ausland n. ‘das nicht zum eigenen Land gehörige Gebiet, fremdes Land’ (17. Jh.), rückgebildet aus Ausländer m. ‘Fremder, aus einem anderen Land Stammender’, mhd. ūʒlender, und ausländisch Adj. ‘fremd, dem Ausland angehörend’, mhd. ūʒlendisch (beide 14. Jh.); doch vgl. mhd. ūʒlant ‘außerhalb der Gemarkung gelegenes Gut’, mnd. ūtlant ‘Land außerhalb des Deiches’, ahd. ūʒlenti n. ‘Strand’ (9. Jh.). Inland n. ‘das Innere eines Landes, das Staatsgebiet innerhalb seiner Grenzen’ (19. Jh.); vgl. mhd. inlende n. ‘Heimat, Herberge, Quartier’. Inländer m. spätmhd. inlender, Gegenwort zu Ausländer. inländisch Adj. (Anfang 16. Jh.); vgl. mhd. inlendic ‘im Lande, zu Hause’.

Thesaurus

Synonymgruppe
dörflich · kleinstädtisch · ländlich · provinziell  ●  Auf der Alm, da gibt's koa Sünd. ugs., sprichwörtlich, scherzhaft · ländlich-sittlich ugs., ironisch
Assoziationen
Antonyme
Synonymgruppe
bäuerlich · ländlich  ●  rural veraltend

Typische Verbindungen zu ›ländlich‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›ländlich‹.

Zitationshilfe
„ländlich“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/l%C3%A4ndlich>.

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selten häufig

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Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

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