Hals
m.
‘Kopf und Rumpf verbindender Körperteil’,
ahd.
hals
(8. Jh.),
mhd.
asächs.
mnd.
mnl.
nl.
hals,
aengl.
heals,
anord.
hals,
schwed.
hals,
got.
hals
(
germ.
*halsa-)
vergleichen sich mit
lat.
collus
(aus
*colsos),
collum
‘Hals, Bergjoch’.
Die Zuordnung zur Wurzel
ie.
*ku̯el(ə)-
‘(sich) drehen’,
wobei
Hals
als
‘Dreher’
aufzufassen wäre,
ist nur möglich,
wenn für das
Germ. und
Lat.
Verlust des labialen
‐ͧ
vor dem
ie.
o
der zweiten Hochstufe angenommen wird.
Vielleicht ist auch Anschluß an die Wurzel
ie.
*k̑el-
‘neigen’
(s.
↗
Halde,
↗
hold)
zu erwägen?
Hals
steht in zahlreichen festen Verbindungen und bildlichen Wendungen,
die zunächst an das Äußere des Körperteils anknüpfen,
wie
Hals über Kopf
(aus
über Hals und Kopf),
jmdm. (vor Freude) um den Hals fallen,
etw. auf dem Halse haben.
Auf alte Formen der Todesstrafe,
das Köpfen, Henken, Rädern, gehen zurück:
es geht ihm an den Hals,
sich um Hals und Kragen reden.
Die Innenseite des Halses im Sinne von
‘Schlund, Kehle’
ist gemeint in Wendungen wie
den Hals nicht voll kriegen,
jmdm. den Hals stopfen.
Vielfach wird
Hals
übertragen auf halsähnliche Teile von Sachgegenständen
(
Flaschenhals,
Oberschenkelhals).
halsen1
Vb.
‘umarmen’,
ahd.
halsen
(8. Jh.),
helsen
(9. Jh.),
mhd.
halsen,
helsen
(auch
nhd. noch
hälsen),
asächs.
helsian,
mnd.
helsen,
anord.
halsa.
Die schwachen Verben sind Ableitungen vom Substantiv.
Die unkomponierte Verbform tritt im
Nhd. allmählich zurück
und wird im 19. Jh. durch
umhalsen,
ahd.
umbihalsen
(8. Jh.),
mhd.
umbehalsen,
umbehelsen
verdrängt.
halsen2
Vb.
‘das Segel beim Wenden auf die andere Bootsseite nehmen’
(19. Jh.),
zu
Hals(e)
‘untere Ecke des Segels’,
eigentlich
‘Dreher’
(18. Jh.),
vgl. gleichbed.
anord.
hals.
Halsabschneider
m.
‘Betrüger, Wucherer’
(19. Jh.).
Halsgericht
n.
historisch
‘Gericht für todeswürdige Verbrechen’,
mhd.
halsgerihte,
auch
‘Richtplatz’.
halsstarrig
Adj.
‘eigensinnig, unnachgiebig’,
Ableitung (16. Jh.) von
Halsstarre
‘Steifhalsigkeit’,
zunächst
‘an Halsstarre leidend’,
unter Einfluß von
spätmhd.
frühnhd.
halsstarc
‘eigensinnig’
auf die Willenshaltung des Menschen übertragen.
lauthals
Adv.
‘aus voller Kehle’;
aus
nd.
lūdhals
(19. Jh.)
zu Anfang des 20. Jhs. ins
Hd. eingedrungen,
wo um 1800 bereits
lauthalsig.