Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

lebendig

Grammatik Adjektiv · Komparativ: lebendiger · Superlativ: am lebendigsten
Aussprache 
Worttrennung le-ben-dig
Wortbildung  mit ›lebendig‹ als Erstglied: Lebendigkeit  ·  mit ›lebendig‹ als Letztglied: blutlebendig · quicklebendig · quietschlebendig · springlebendig · unlebendig
 ·  mit ›lebendig‹ als Grundform: verlebendigen
eWDG

Bedeutungen

1.
lebend, am Leben befindlich
in gegensätzlicher Bedeutung zu tot
Beispiele:
ein lebendiger Organismus, ein lebendiges Geschöpf
der Aufbau der lebendigen (= belebten) Materie, Substanz
hier ist keine lebendige Seele (= niemand)
die Säugetiere bringen lebendige Junge zur Welt
sie sind bei lebendigem Leibe verbrannt
die erstarrten Hände wurden wieder lebendig (= belebten sich wieder)
wir können ihn nicht wieder lebendig machen
nach der tagelangen Anstrengung war sie mehr tot als lebendig
jmdn. tot oder lebendig herbringen
in dieser Einöde kamen wir uns wie lebendig begraben vor
umgangssprachlicher nimmt's von den Lebendigen, vom Lebendigen (= fordert hohe Preise)
Abgeschnitten von allem Lebendigen … lagen sie so auf einer Insel [ E. ClaudiusGrüne Oliven133]
bildlich
Beispiele:
das lebendige (= noch nicht vom Körper losgetrennte) Fleisch
das lebendige (= frische) Grün
das lebendige (= fließende) Wasser
ein lebendiges Beispiel für etw. geben (= Vorbild für etw. sein)
er stand da wie ein lebendiges Fragezeichen (= seine Haltung drückte eine einzige Frage aus)
Marxismusdie lebendige Arbeit (= Arbeit, die auf jeder Produktionsstufe bei der Herstellung eines Produkts neu aufgewendet wird)
2.
wirksam, wirkend, fortwirkend
Beispiele:
die lebendige Wirklichkeit, Empfindung
das lebendige Leben, Gefühl, Wort
der lebendige Geist, Glaube
Religionder lebendige (= waltende) Gott
das lebendige Schaffen eines Volkes
das lebendige Gewissen der Nation
lebendiges Wissen vermitteln
alte Geschichten, Namen wurden wieder lebendig
Die Erinnerung an das Zusammentreffen … blieb lange Tage in Arthur lebendig [ R. BartschGeliebt262]
3.
munter, voller Leben, lebhaft
Beispiele:
ein lebendiges Gesicht, lebendiger Blick
eine lebendige Phantasie besitzen
mit lebendigem (= wachem) Interesse zuhören
die Kinder sind sehr lebendig
nun wurde es auf den Straßen lebendig
etw. lebendig (= mit Leben erfüllt) gestalten, empfinden
dieses Ereignis steht mir noch heute lebendig vor Augen
sich [Dativ] etw. lebendig vorstellen
Mit auffallend schnellen, lebendigen Augen … schaute er auf die Gräfin [ Feuchtw.Füchse131]
fesselnd
Beispiele:
ein lebendiger Erzähler
eine lebendige (= rege) Diskussion
der Vortragende ließ ein lebendiges Bild des alten Berlin vor uns entstehen
er fesselte uns durch seine lebendige Darstellung
sein Unterricht war lebendig
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

leben · Leben · Lebenslauf · Lebensmittel · lebendig · lebhaft · Lebemann · Lebewesen · Lebewohl · ableben · erleben · Erlebnis · überleben · verleben · verlebt
leben Vb. ‘lebendig, nicht tot sein, existieren, sich von etw. ernähren, wohnen’, ahd. lebēn ‘leben, wohnen, überleben’ (8. Jh.), mhd. leben, asächs. libbian, mnd. mnl. lēven, nl. leven, aengl. libban, engl. to live, anord. lifa ‘leben’, schwed. leva und got. liban sind verwandt mit bleiben (s. d.) und im Sinne von ‘beharren, dauern’ (wie auch Leib, s. d.) an die dort genannte Wurzel anzuschließen. – Leben n. ‘das Existieren, lebhaftes Treiben, Betrieb’, ahd. lebēn ‘Leben, Umgang’ (um 1000), mhd. leben, auch ‘Lebensweise, Stand, Orden’, substantivierter Infinitiv, der für das in alter Zeit gleichbed., unter Leib (s. d.) behandelte Substantiv eintritt. Lebenslauf m. (17. Jh.), Übersetzung von lat. curriculum vītae. Lebensmittel Plur. ‘Nahrungsmittel’ (17. Jh.). lebendig Adj. ‘lebend, lebhaft’, ahd. lebēntīg (9. Jh.), mhd. lebendec, lebendic. lebhaft Adj. ‘frisch, munter’, mhd. lebehaft ‘Leben habend, lebendig’. Lebemann m. ‘seinen Vergnügungen lebender Mann’, Ende 18. Jh. für Bonvivant (s. d.). Lebewesen n. ‘lebender Organismus’ (16. Jh.). Lebewohl n. Substantivierung des imperativischen Abschiedsgrußes lebe wohl! (17. Jh.). ableben Vb. ‘sterben, verscheiden’ (17. Jh.), zuvor ‘erleben, durchleben’ (16. Jh.), vgl. mnd. aflēven ‘erleben’ (14. Jh.). erleben Vb. ‘bis zu einer bestimmten Zeit leben, etw. erfahren, von etw. betroffen werden’ (15. Jh.). Erlebnis n. ‘miterlebtes Geschehnis, Ereignis von nachhaltiger Wirkung’ (1. Hälfte 19. Jh.). überleben Vb. ‘länger leben als, überstehen’, ahd. ubarlebēn (9. Jh.), mhd. überleben. verleben Vb. ‘(eine Zeit) verbringen, (Geld, Geldeswert) für den Lebensunterhalt aufbrauchen’, mhd. verleben ‘(eine Zeit) verbringen, überleben, ableben, verwelken’. verlebt Part.adj. ‘alt geworden, durch ungesunde Lebensführung verbraucht’ (16. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
lebend · lebendig · unter den Lebenden · untot  ●  mit warmen Händen  ugs.
Assoziationen
  • belebt  ●  animat fachspr., lat.
Synonymgruppe
aktiv · in Bewegung · lebendig · lebenskräftig · lebhaft · munter · quicklebendig · quirlig · rege · sanguin · springlebendig · tätig · umtriebig · vital  ●  kregel  regional · wach  fig. · nicht kaputt zu kriegen  ugs. · putzmunter  ugs. · quietschlebendig  ugs. · rührig  ugs.
Assoziationen
Synonymgruppe
frisch · lebendig
Synonymgruppe
anschaulich · bildhaft · farbig · illustrativ · lebendig · lebensnah · plastisch · sinnfällig  ●  farbenfroh  fig.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›lebendig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›lebendig‹.

Verwendungsbeispiele für ›lebendig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Neben dem Verkehr vermittelt uns die Arbeit auf der Straße ein lebendiges Bild ihres Lebens. [Opfermann, Hans Carl: Die neue Schmalfilm-Schule, Harzburg: Heering 1940, S. 42]
Und Ausdruck dieser Hochzeit, der Konzentration aller lebendigen Kräfte, ist die Farbe. [Welt und Wissen, 1932, Nr. 2, Bd. 21]
Das urtümliche Bild ist somit ein zusammenfassender Ausdruck des lebendigen Prozesses. [Jung, Carl Gustav: Psychologische Typen. In: ders., Gesammelte Werke, Bd. VI, Zürich u. a.: Rascher 1967 [1921], S. 455]
Denn nur so kann er die lebendige Kraft des Windes ausnützen. [Hesse, Richard: Der Tierkörper als selbständiger Organismus, Leipzig u. a.: B. G. Teubner 1910, S. 242]
Ja, ich fühle mich, komischerweise, bei diesen alten Stücken am lebendigsten. [Die Zeit, 18.11.1999, Nr. 47]
Zitationshilfe
„lebendig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/lebendig>.

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