⟨etw. tut jmdm. leid⟩, ⟨es tut jmdm. leid⟩ein Gefühl des Bedauerns, der Reue erzeugen, auslösen; Bedauern, Reue empfinden
Ob das Verb nur als Teil einer unverbindlichen, oberflächlichen bzw. ironisch gemeinten formelhaften Äußerung auftritt oder ob echtes Bedauern, tiefempfundene Reue zum Ausdruck gebracht wird, lässt sich nur aus dem Kontext oder aus der genauen Kenntnis der Umstände erschließen.
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: es tut mir schrecklich, unendlich, furchbar leid; gelegentlich ironisch es tut mir herzlich leid; umgangssprachlich (es) tut mir echt leid
Beispiele:
Die Tat, die rund sechs Jahre zurückliegt, scheint dem Angeklagten
sichtlich leidzutun. [Rhein-Zeitung, 14.02.2017]
Und wo willst du hingehen? [–] Ich weiß
es noch nicht. Aber ich werde fortgehen und es wird dir
leidtun. [–] Sicher
würde es mir leidtun. Sehr sogar. [»Downton Abbey« Episode #1.6, 2010, aufgerufen am 31.10.2014]
Hi. Tut mir leid, dass
ich zu spät bin. [»The Big Bang Theory« – The Table Polarization, 2014, aufgerufen am 31.10.2014]
umgangssprachlich
Tut mir leid,
tut mir echt leid, daß ich
grob geworden bin, was sonst wirklich nicht meine Art ist. [Wondratschek, Wolf: Mozarts Friseur. München, Wien: Carl Hanser Verlag 2002, S. 128]
Ich legte mir unterwegs ein paar Gedanken zurecht, die ich am Grabe
Werners sprechen wollte. Das fiel mir nicht schwer – ich hatte ihn ja gut
gekannt und sehr gemocht. In der Friedhofskapelle wartete Werners Vater,
Chefkonstrukteur in einem großen Werk. Er tat mir
unendlich leid. [Killian, Hans: Auf Leben und Tod. München: Wilhelm Heyne Verlag 1976, S. 229]
a)
als formelhafter Ausdruck des Bedauerns, bevor (seltener nachdem) dem Gesprächspartner eine ungünstige Entscheidung, eine negative Tatsache mitgeteilt wird
Phrasem:
⟨so leid es mir (auch) tut (= ich bedaure es zwar (aber …))⟩
Beispiele:
So leid es mir
tut, aber der Job kommt an erster Stelle. [»Desperate Housewives« – I Remember That, 2007, aufgerufen am 31.10.2014]
»Herr Landauer«, sagte sie, »so leid es
mir tut, aber ihre Gertrud, die muß ich nächstens
raussetzen, die macht mir das ganze Lokal rebellisch.« [Reimann, Brigitte: Franziska Linkerhand. Berlin: Neues Leben 1974, S. 149]
»Hierin muß ich Ihnen, Madame, als der einzige, der darüber
Auskunft zu geben vermag, so leid es mir
tut, unrecht geben,« sagte Kößling lächelnd,
sehr verbindlich, aber sehr bestimmt und suchte Jettchens
Blick. [Hermann, Georg [d. i. Borchardt, Georg Hermann]: Jettchen Gebert. Berlin: Fleischel 1919 [1906], S. 98]
b)
als Drohung; als Vorhersage eines negativen Ausgangs (2 a)
Phrasem:
⟨das wird dir noch leidtun (= du wirst es noch bereuen) (= Du wirst schon sehen, was du davon hast)!⟩
Beispiele:
Noch im Gerichtssaal hatte der Mann seiner
einstigen Partnerin gedroht – das werde ihr noch
leidtun. [Neue Osnabrücker Zeitung, 02.10.2018]
»Das wird dir alles noch mal furchtbar
leidtun!«, hat meine Mutter auch oft gesagt.
Der Satz hatte einen zweiten Teil. Einen Teil, der mit »wenn …« begann.
Und der umso bedrohlicher war, weil sie ihn niemals aussprach. [Frankfurter Rundschau, 12.01.2019]
Du Natter, das wird dir noch
leidtun! [Wickie und die starken Männer, 2009, aufgerufen am 31.10.2014]
c)
umgangssprachlich als Trost
Phrasem:
⟨das braucht dir nicht leidtun, leidzutun (= du musst dich nicht entschuldigen, dafür kannst du nichts)⟩
Beispiele:
Tut mir übrigens leid, das mit Rosi. [–] […] Braucht dir nicht leidzutun. Der eine Traum zerbricht, der andere geht in Erfüllung. [Schwere Jungs, 2006, aufgerufen am 31.10.2014]
Das braucht dir nicht leidzutun, meine
Liebe. [Leseprobe: Fiona – Sterben, 02.09.2019, aufgerufen am 31.08.2020]
»Ach, der braucht dir jetzt nicht wirklich
leidtun«, murrte Ron nachtragend, mit seiner
gesegneten Gabe, seine Gefühle locker flockig auf einen Teelöffel füllen
zu können. [Kapitel 649–650, 04.12.2018, aufgerufen am 01.09.2020]