spöttisch herablassend freundlich
leutselig
Grammatik Adjektiv
Aussprache
Worttrennung leut-se-lig
Wortbildung
mit ›leutselig‹ als Erstglied:
Leutseligkeit
Bedeutungsübersicht
- 1. [spöttisch] herablassend freundlich
- 2. freundlich aufgeschlossen und mitteilsam
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Leute · leutselig · Leutseligkeit
Leute
Plur.
‘Menschen, Öffentlichkeit, Publikum, in einem Arbeits-, Dienstverhältnis stehende Personen’,
ahd.
liuti
Plur.
‘Volk, Völkerschaft’
(8. Jh.),
‘Bevölkerung, Menschenmenge’
(9. Jh.),
‘Untergebene’
(10. Jh.),
mhd.
liute,
asächs.
liudi,
mnd.
lǖde,
mnl.
liede,
lūde,
nl.
(fläm.)
lieden,
(holl.)
luiden,
aengl.
lēode
ist die Pluralform zu einem in
ahd.
liut
m.
f.
n.
‘Volk, Volksstamm, Bevölkerung’
(9. Jh.),
mhd.
liut
m.
n.,
mnd.
lǖt,
aengl.
lēod,
anord.
ljōðr,
lȳðr
(germ.
*leudi-)
belegten Substantiv.
Verwandt sind
lit.
liáudis
‘niederes, gewöhnliches Volk’,
lett.
lͅaudis
(Plur.)
‘Leute, Menschen’,
aslaw.
l’udъ
‘Volk’,
Plur.
l’udịje
‘Menschen, Leute, Volk, Völker’,
russ.
ljud
(люд)
‘Volk’,
Plur.
ljúdi
(люди)
‘Menschen, Leute’.
Vergleichbar ist
ahd.
liotan
‘wachsen’
(9. Jh.;
vgl.
irliotan,
8. Jh.,
framirliotan
‘emporwachsen’,
8./9. Jh.),
asächs.
liodan,
aengl.
lēodan,
got.
liudan
‘wachsen’
sowie
aind.
rṓdhati
‘wächst’,
rṓhati
‘wächst, steigt empor, besteigt’,
toch. A
lutk-
‘werden lassen’,
griech.
elé͞utheros
(ἐλεύθερος)
‘frei, freier Mann’,
lat.
līber
‘frei’,
līberī
‘Kinder’,
air.
luss
‘Pflanze’,
so daß von einer Wurzel
ie.
*leudh-
‘emporwachsen, hochkommen’
auszugehen ist
(s. auch
lodern).
leutselig
Adj.
‘freundlich aufgeschlossen und mitteilsam, umgänglich’,
mhd.
liutsælec,
liutsælic
‘den Menschen wohlgefällig, anmutig, niedlich, zierlich’
(s.
selig),
seit dem 16. Jh.
‘den einfachen Leuten wohlgesonnen’,
daher heute oft spöttisch
‘herablassend freundlich’;
Leutseligkeit
f.
mhd.
liutsælecheit
‘Wohlgefälligkeit den Menschen gegenüber, Anmut’.
Thesaurus
Synonymgruppe
Synonymgruppe
Synonymgruppe
entgegenkommend
·
freundlich
·
gesellig
·
soziabel
·
umgänglich
·
verträglich
·
wohlwollend
●
leutselig
ugs.
Oberbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›leutselig‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›leutselig‹.
Verwendungsbeispiele für ›leutselig‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Er war ein leutseliger älterer Herr, der mich wie seinen Sohn angenommen hat.
[Der Tagesspiegel, 29.04.2005]
Im jähen Wechsel gibt er sich jovial, gallig, leutselig oder undurchschaubar.
[Der Tagesspiegel, 11.12.2000]
Der Chef gibt dann Interviews in der Pause, schüttelt Hände, reißt leutselig Witze.
[Süddeutsche Zeitung, 23.10.2002]
Rundum lebensfreudig wirkte er, leutselig und herzhaft humorig dem Genuß zugetan.
[Süddeutsche Zeitung, 20.01.1999]
Ein leutseliger Wachtposten empfahl uns, schleunigst das Weite zu suchen.
[Reich-Ranicki, Marcel: Mein Leben, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1999, S. 174]
Zitationshilfe
„leutselig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/leutselig>.
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