umgangssprachlich, scherzhaft blinzelnd, verstohlen nach etw. sehen
linsen
Grammatik Verb
Worttrennung lin-sen
Wortbildung
mit ›linsen‹ als Letztglied:
↗anlinsen
·
↗herablinsen
·
↗herüberlinsen
·
↗hineinlinsen
·
↗hinlinsen
·
↗hinüberlinsen
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Linse · linsen · Linsengericht
Linse
f.
seit der Steinzeit in Mitteleuropa angebaute Hülsenfrucht
und deren eßbare Samen,
ahd.
linsī
(9. Jh.),
linsin
(11. Jh.),
mhd.
lins(e).
Der Name ist ungeklärter Herkunft.
Vergleichbar sind
lat.
lēns,
kslaw.
lęšta,
aruss.
ljača,
russ.
(landschaftlich)
ljášča
(ляща)
und
lit.
lę̃šis.
Da deren Lautformen sich nicht ohne weiteres verbinden lassen,
wird jeweils unabhängige Entlehnung
aus einer unbekannten nicht-ie. Sprache angenommen.
Aus einer alten Sprache des Mittelmeergebiets,
der Heimat der Pflanze?
Seit dem 18. Jh. gilt
Linse
auch für ein
‘geschliffenes, in der Form dem Linsensamen ähnliches Glas’
für optische Geräte.
Vgl.
Linsengläser
(Anfang 18. Jh.).
Dazu
linsen
Vb.
umgangssprachlich
‘genau hinsehen, spähen, verstohlen blicken’
(20. Jh.).
Linsengericht
n.
‘aus Linsen zubereitetes Mahl’,
vornehmlich jenes,
für das
(nach biblischer Darstellung 1. Mos. 25,34 in
Luthers
Übersetzung)
Esau sein Erstgeburtsrecht
seinem zweitgeborenen Zwillingsbruder Jacob abtrat
(vorlutherisch:
speys der linsen,
15. Jh.,
Vulgata:
lentis edūlium).
Der Ausdruck
Linsengericht
wird zum Sinnbild
(seit dem 18. Jh.)
für einen Tausch von Minderwertigem gegen Höherwertiges.
Thesaurus
Synonymgruppe
↗(als Voyeur) spannen
·
(einen) verstohlenen Blick werfen (auf)
·
↗(heimlich) spähen
·
↗(jemanden) belauern
·
↗(verbotenerweise) gucken
·
aus den Augenwinkeln beobachten
·
↗ausspähen
·
ein Auge riskieren
·
einen Blick riskieren
·
heimlich beobachten
·
↗lauern
·
lauernd mit Blicken verfolgen
·
↗lugen
·
↗spionieren
●
linsen
ugs., regional
·
lucki-lucki machen
ugs., veraltet
·
lünkern
ugs., ruhrdt.
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›linsen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›linsen‹.
Verwendungsbeispiele für ›linsen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Wichtig beim Abschreiben ist allerdings, dass man auf keinen Fall zugeben darf, auf Nachbars Blatt gelinst zu haben.
Süddeutsche Zeitung, 07.10.2004
Uwe linst durch den Türspalt, sieht mich den Gang entlangkommen, verschwindet.
Die Zeit, 04.03.1983, Nr. 10
Einer linst zu einer Frau hinüber und versucht zu flirten.
Die Welt, 08.12.1999
Als er wieder aus dem Haus trat, linste er nach links und rechts.
Glavinic, Thomas: Die Arbeit der Nacht, München Wien: Carl Hanser Verlag 2006, S. 7
Wir inspizieren das Wrack, linsen hinein durch die offenen Luken.
Die Welt, 22.08.2003
Zitationshilfe
„linsen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/linsen>, abgerufen am 24.02.2021.
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