Luft
f.
‘die Erde umgebendes Gasgemenge, Atmosphäre, leichter Wind, freier Raum, Zwischenraum’,
ahd.
luft
m. f.
(8. Jh.),
mhd.
asächs.
luft
m. f.
‘Luft, Wind, Himmel’,
aengl.
lyft
m. f. n.
‘Luft, Himmel’,
dann auch
‘Dachstube’,
anord.
lopt
n.
‘Luft, Himmel, Dachstube’,
schwed.
loft
‘Dachstube’,
got.
luftus
m.
‘Luft’,
daneben
(mit
nd.-nl.
cht
für
ft,
s.
↗
anrüchig)
mnd.
lucht
‘(Tages)licht, Luft(raum), oberes Stockwerk eines Hauses, Boden’,
mnl.
lucht,
locht
‘Luft, Rauch, oberes Stockwerk eines Hauses’,
nl.
lucht
‘Luft’.
Die Herkunft ist ungewiß.
Wenn man der vorgenannten Zusammenstellung der
germ. Ausdrücke folgt
und annimmt, daß die Bezeichnungen für
‘Luft’
und
‘oberes Stockwerk, Dachstube’
aus einer gemeinsamen Vorstufe hervorgegangen sind,
dann darf eine ursprüngliche Bedeutung
‘Bedeckung, Rinden- oder Schindeldach’
vermutet werden,
aus der sich
Luft
als
‘nach oben abschließende Decke’,
gleichsam
‘Dach der Welt’,
entwickelt haben könnte.
Als Verwandte wären vergleichbar
↗
Laub,
↗
Laube
und die unter
↗
Rotlauf
(s. d.)
genannten Formen
sowie
außergerm.
griech.
lȳ́pē
(
λύπη)
‘Kummer, Trauer’,
lat.
liber
(aus
*luber)
‘Bast, Buch’,
lit.
lúoba
‘Baumrinde’,
lùpti
‘schälen, abhäuten’,
russ.
lub
(
луб)
‘Baumrinde, Bast’,
lupít’
(
лупить)
‘schälen, enthülsen’.
Germ.
*luftu-
m.
bzw.
*lufti-
f.
könnte dann an die Labialerweiterungen
ie.
*leup-,
*leub(h)-
‘abschälen, entrinden, abbrechen, beschädigen’
der Wurzel
ie.
*leu-
‘abschneiden, trennen, loslösen’
(s.
↗
los)
angeschlossen werden.
Fem. Genus setzt sich im
Dt. aus
md. Gebrauch
seit dem 16. Jh. unter dem Einfluß
Luthers
in der Schriftsprache durch.
lüften1
Vb.
‘hochheben (in die Luft)’,
mhd.
lüften
‘in die Luft heben, auf-, emporheben’,
frühnhd.
auch
‘eine Erleichterung, eine Ausnahme gestatten’,
mnd.
lüchten,
mnl.
luchten,
anord.
lypta
‘hochheben’
(s.
↗
Lift,
↗
liften).
lüften2
Vb.
‘Luft einwirken lassen, der Luft aussetzen’
(17. Jh.);
dazu
Lüftung
f.
‘Ventilation’
(17. Jh.).
luftig
Adj.
‘voller Luft, locker’,
mhd.
luftec,
luftic,
lüftic;
vgl.
ahd.
luftīg
‘in der Luft befindlich’
(11. Jh.).
Luftikus
m.
‘leichtsinniger Mensch, Windbeutel’
(19. Jh.),
in der Studentensprache latinisierend zu
luftig
‘leichtsinnig’.
Luftballon
m.
‘mit Heißluft oder Gas gefüllter Ballon für die Luftfahrt’
(18. Jh.),
s.
↗
Ballon;
auch als Kinderspielzeug
(20. Jh.).
Luftpumpe
f.
‘Pumpe zum Einpressen von Luft’
(1719),
gebildet analog zu
Wasserpumpe
(16. Jh.).
Luftschloß
n.
‘Wunschvorstellung, Phantasie-, Traumgebilde’
(17. Jh.);
vgl.
ein Schloß in den Lufft bawen
(16. Jh.).
Luftschiff
n.
‘Luftfahrzeug’
(18. Jh.).