auf einer krankhaft übersteigerten Neigung beruhend
manisch
Bedeutungsübersicht
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Manie · manisch · Nymphomanie · nymphoman · Kleptomanie · Kleptomane · kleptomanisch · Pyromanie · Anglomanie · Anglomane · angloman · Bibliomanie · Bibliomane
Manie
f.
‘Besessenheit, Sucht, krankhafte Leidenschaft’.
Lat.
mania,
griech.
manía
(μανία)
‘Wut, Raserei, Wahnsinn’,
abgeleitet von
griech.
má͞inesthai
(μαίνεσθαι)
‘rasen, wüten, von Sinnen, verzückt sein’
(s.
mahnen),
führt zu
medizin.-lat.
Mania
‘Tollwut, Tobsucht’.
Daraus eingedeutschtes
Manie
(16. Jh.)
wird dann in dem abgeschwächten Sinne
‘Verlangen, Sucht’
allgemein
(2. Hälfte 18. Jh.,
geläufig 19. Jh.).
Im medizinischen Bereich
gilt es heute für eine Phase des manisch-depressiven Irreseins.
Dazu
manisch
Adj.
‘tobsüchtig, krankhaft erregt’
(Ende 19. Jh.);
vgl.
griech.
manikós
(μανικός)
‘rasend, wütend’.
Nach antikem Vorbild,
vgl.
griech.
hydromanía
(ύδραμανία)
‘Wassersucht’,
bildet
Manie
auch im Dt. verschiedene Komposita
und bezeichnet dabei eine krankhafte oder übersteigerte Sucht
bzw. eine übertriebene Schwärmerei.
Nymphomanie
f.
‘Mannstollheit’
(19. Jh.),
medizin.-lat.
nymphomania
(um 1700),
vgl. auch
frz.
nymphomanie
(1. Hälfte 18. Jh.);
nymphoman
Adj.
‘mannstoll’
(20. Jh.),
älter
nymphomanisch
(19. Jh.);
s.
Nymphe.
Kleptomanie
f.
‘zwanghafter Trieb zum Diebstahl ohne Bereicherungsabsicht, Stehlsucht’
(Mitte 19. Jh.),
gelehrte Bildung der Psychiatrie zu
griech.
kléptein
(κλέπτειν)
‘stehlen’;
Kleptomane
m.
kleptomanisch
Adj.
(2. Hälfte 19. Jh.).
Pyromanie
f.
‘krankhafter Trieb zur Brandstiftung’,
gelehrte Bildung (19. Jh.) zu
griech.
pȳr
(πῦρ)
‘Feuer’.
Außerhalb der Medizin
Anglomanie
f.
‘übertriebene Liebe zu allem, was englisch ist, kritiklose Nachahmung alles Englischen’
(2. Hälfte 18. Jh.),
vgl. voraufgehendes
frz.
anglomanie
(Mitte 18. Jh.);
Anglomane
m.
(Mitte 19. Jh.);
angloman
Adj.
(Ende 19. Jh.).
Bibliomanie
f.
‘übertriebene Bücherliebe, Büchersammelwut’
(18. Jh.);
Bibliomane
m.
‘leidenschaftlicher Büchersammler, Büchernarr’
(um 1800).
Thesaurus
Synonymgruppe
(wie) besessen
·
(wie) getrieben
·
blindwütig
·
manisch
·
übereifrig
●
wie von einem bösen Geist getrieben
variabel
Typische Verbindungen zu ›manisch‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›manisch‹.
Verwendungsbeispiele für ›manisch‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Manische zehn Minuten lang studiert er den Reiseplan der Bahn.
[Die Zeit, 05.12.2011, Nr. 49]
Man riss derart manisch ab, als könne man so die Geschichte loswerden.
[Die Zeit, 01.12.2008, Nr. 48]
Er konstruierte das Bild eines manisch getriebenen Künstlers im Kampf mit seiner Umgebung.
[Die Zeit, 07.04.2003, Nr. 14]
Es handelte sich um die Suche nach der erblichen Ursache der manischen Depression.
[Die Zeit, 04.11.1994, Nr. 45]
Als zirkuläres Irresein tritt der Wechsel mit manischen Anfällen auf.
[Reile, Bonifaz (Hg.), Kneipp, Sebastian. Das große Kneippbuch, München: Beckstein 1939 [1903], S. 978]
Zitationshilfe
„manisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/manisch>.
alphabetisch vorangehend | alphabetisch nachfolgend |
---|---|
manipulieren manipulierbar manipulatorisch manipulativ maniküren |
manisch-depressiv mankieren mannbar mannen mannhaft |
Weitere Wörterbücher
- Deutsches Wörterbuch (¹DWB)
- Deutsches Wörterbuch, Neubearbeitung (²DWB)
- Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)
Belege in Korpora
Referenzkorpora
Metakorpora
Zeitungskorpora
Webkorpora
Spezialkorpora
- DTA-Erweiterungen (1465–1969)
- Archiv der Gegenwart (1931–2000)
- Polytechnisches Journal
- Filmuntertitel
- Gesprochene Sprache
- DDR
- Politische Reden (1982–2020)
- Bundestagskorpus (1949–2017)
- A. v. Humboldts Publizistik (dt., 1790–1859)
- Nachrichten aus der Brüdergemeine (1819–1894)
- Der Neue Pitaval (1842–1890)
- Briefe von Jean Paul (1781–1825)