merkwürdig
GrammatikAdjektiv · Komparativ: merkwürdiger · Superlativ: am merkwürdigsten
Aussprache
Worttrennung merk-wür-dig
Wortbildung
mit ›merkwürdig‹ als Erstglied:
Merkwürdigkeit · merkwürdigerweise
DWDS-Vollartikel
Bedeutung
durch Abweichung vom Gewöhnlichen oder Erwartbaren (spontan) Aufmerksamkeit, Erstaunen oder leichtes Misstrauen erregend
Synonym zu seltsam
Kollokationen:
als Adjektivattribut: merkwürdige Dinge, Umstände, Geräusche, Menschen, Gestalten; ein merkwürdiger Zufall, Vorgang, Kontrast; eine merkwürdige Geschichte, Situation, Sache, Erfahrung; ein merkwürdiges Gefühl, Phänomen, Gebilde
mit Adverbialbestimmung: sehr, höchst, äußerst, überaus, ganz merkwürdig; irgendwie, einigermaßen, recht, ziemlich merkwürdig
als Adverbialbestimmung: jmd. findet etw. merkwürdig; etw. kommt jmdm. merkwürdig vor, berührt (jmdn.) merkwürdig; etw. sieht merkwürdig aus, ist merkwürdig geformt; etw. fühlt sich merkwürdig an, riecht merkwürdig; jmd. benimmt, verhält sich merkwürdig
in Koordination: merkwürdig und seltsam, ungewöhnlich, fremd, skurril, unheimlich; merkwürdig und bemerkenswert, interessant, überraschend
Beispiele:
Ein Schüler wurde durch merkwürdige Kratzgeräusche aufmerksam, schaute aus dem Fenster und sah gerade noch, wie der rote Renault […] die hintere Stoßstange des blauen Opels […] touchierte[…]. [Potsdamer Neueste Nachrichten, 19.03.2005]
Beim Begräbnis fiel mir eine zugeschminkte Wunde an seinem [der Leiche] Nasenrücken auf. Das […] kam mir merkwürdig vor, und ich wurde misstrauisch und habe angefangen zu recherchieren. [Der Spiegel, 30.09.2015 (online)]
Sie [die Piloten] hatten […] im Cockpit einen merkwürdigen Geruch bemerkt […]. [Die Zeit, 05.12.2013 (online)]
Herr P[…] benimmt sich […] äusserst merkwürdig. Oder ist es etwa normal, dass jemand […] vor dem Schlafengehen seinen Hausschlüssel in einen Eimer mit Wasser legt? [Neue Zürcher Zeitung, 24.06.2013]
Seit 1979 zerbrachen sich die Wissenschaftler über diese merkwürdige Abweichung [von der erwarteten Geschwindigkeit] den Kopf und fanden dennoch keine Erklärung [dafür] […]. [Der Spiegel, 12.06.2013 (online)]
Das älteste, das höchste, das merkwürdigste und ungewöhnlichste Gebäude hat immer gute Aussichten, zum Stadt‑Logo zu werden. [Der Standard, 09.09.2002]
Es sei […] wichtig, daß die Leute durch die Berichterstattung über Milzbrandfälle […] mißtrauisch geworden sind gegenüber merkwürdigen Briefen oder pulvrigen Substanzen in Briefen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.10.2001]
[…] die [Buch-]Autorin liebt […] alles, was irgendwie merkwürdig, erstaunlich, eigentümlich ist. Unter ihrem Blick wird das Altbekannte beobachtens‑ und nachdenkenswert. [Süddeutsche Zeitung, 15.04.1995]
Am Wege ziehen die merkwürdigsten Blumen und Pflanzen die Aufmerksamkeit an sich. [Die Zeit, 20.01.1949]
verhüllend, abwertend wegen einer von der üblichen Norm oder den eigenen Maßstäben abweichenden Art und Weise Zweifel, Skepsis oder Ablehnung hervorrufend
Kollokationen:
in Koordination: merkwürdig und widersprüchlich
als Adjektivattribut: ein merkwürdiger Widerspruch; eine merkwürdige Vorstellung, Idee, Logik, Diskrepanz; ein merkwürdiges Verhalten, Demokratieverständnis, Missverhältnis; merkwürdige Sitten, Allianzen; eine merkwürdige Art [etw. zu tun]; auf eine merkwürdige Weise [etw. tun]
als Prädikativ: die Begründung, Reaktion, der Umgang [mit etw.] ist merkwürdig
als Adverbialbestimmung: etw. wirkt, klingt, erscheint merkwürdig; etw. mutet merkwürdig an, nimmt sich merkwürdig aus
Beispiele:
D[…] bezeichnete es als »merkwürdig und völlig unüblich«, dass mit dem Bau der Fabrik vor dem Abschluss der Finanzierung begonnen wurde. [Der Tagesspiegel, 03.03.2004]
Dass sich nun der Stadtrat allen Ernstes überlegt, ob er vor das Verwaltungsgericht ziehen […] will, ist kleinkariert[…] und zeugt von einem merkwürdigen Demokratieverständnis. [Neue Zürcher Zeitung, 15.12.2012]
Aber die stellenweise merkwürdige Logik der Beschilderung[…]: hundert Meter lange Beschränkungen der Höchstgeschwindigkeit, gefolgt von ebenso kurzen Erhöhungen, von 100 auf 60 km/h und wieder auf 80[…]. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.04.2002]
Nur mit großer Verwunderung kann ich das merkwürdige und für mich unwürdige Verhalten der EU‑14 gegenüber ihrem Partner Österreich zur Kenntnis nehmen. [Die Welt, 16.03.2000]
Eine merkwürdige Begründung [für ein milderes Gerichtsurteil]. Einerseits soll B[…] ein unbelehrbarer Terrorist gewesen […]. Andererseits stellt ihn das Gericht als Verführten dar, als labilen Charakter kraft sozialer Umstände[…]. [Die Zeit, 11.05.1984]
Normalerweise seien Banken jedem Risiko abhold, und es mute daher merkwürdig an, daß die Banken Millionensummen ausgerechnet in das notorisch unsichere und risokoreiche Filmgeschäft investierten […]. [Der Spiegel, 11.06.1958]
letzte Änderung:
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
merken · merklich · merkwürdig · Merkwürdigkeit · anmerken · Anmerkung · aufmerken · aufmerksam · Aufmerksamkeit · bemerken · Bemerkung · vermerken · Vermerk
merken Vb. ‘wahrnehmen, entdecken, spüren, mit dem Verstand auffassen und im Gedächtnis festhalten’, ahd. merken ‘bezeichnen, angeben, abgrenzen’ (11. Jh.), mhd. merken ‘beachten, beobachten, wahrnehmen, sich einprägen, mit einem Zeichen versehen’, asächs. merkian, mnd. mnl. nl. merken ‘markieren, bezeichnen, spüren’, anord. merkja ‘kenntlich machen, bezeichnen’, schwed. märka (germ. *markjan) sind abgeleitet von den unter Marke f. (s. d.) angeführten neutralen Substantiven. Ebenfalls dazu sind gebildet ahd. markōn ‘begrenzen, kennzeichnen’ (um 800), asächs. markon ‘bestimmen, bemerken’, aengl. mearcian ‘bezeichnen’, engl. to mark, anord. marka ‘kennzeichnen, bekanntmachen, verstehen’. Als Ausgangsbedeutung ist anzusetzen ‘mit einem Zeichen versehen’, woraus ‘das Gekennzeichnete wahrnehmen und beachten’. – merklich Adj. ‘deutlich, wahrnehmbar’, mhd. merklich ‘wohl zu beachten, bemerkbar, deutlich, bedeutend, wichtig’. merkwürdig Adj. ‘seltsam, verwunderlich’ (19. Jh.), ‘bemerkenswert, bedeutsam’ (17. Jh.); Merkwürdigkeit f. (18. Jh.). anmerken Vb. ‘eine (ergänzende) Bemerkung machen, anzeichnen, be-, vermerken’ (16. Jh.); vgl. ahd. anamerken (9./10. Jh.), mhd. anemerken ‘angrenzen’; Anmerkung f. ‘Vermerk, (kurze) Erläuterung’ (15. Jh.), auch ‘Fußnote’ (17. Jh.), nach lat. observātio ‘Wahrnehmung, Beobachtung’. aufmerken Vb. ‘seine Gedanken konzentriert auf etw. richten, aufpassen’ (15. Jh.); aufmerksam Adj. ‘gut aufpassend, konzentriert folgend, höflich’ (17. Jh.); Aufmerksamkeit f. (17. Jh.). bemerken Vb. ‘wahrnehmen, ergänzen, seine Meinung zu etw. äußern’, ahd. bimerken ‘aufzeichnen, kennzeichnen’ (11. Jh.), mhd. bemerken ‘beobachten, prüfen’; Bemerkung f. ‘kurze Meinungsäußerung zu etw., Wahrnehmung, Beobachtung’ (17. Jh.). vermerken Vb. ‘notieren, merken’, spätmhd. vermerken ‘(be)merken, gewahr werden’; Vermerk m. ‘Notiz, Eintragung’, älter ‘Bemerkung’ (17. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
absonderlich ·
eigenartig ·
kauzig ·
merkwürdig ·
schrullenhaft ·
schrullig ·
schräg ·
seltsam ·
skurril ·
sonderbar ·
speziell ·
spinnert ·
spleenig ·
ungewöhnlich ·
urig ·
verschroben ·
wie man ihn nicht alle Tage trifft ·
wunderlich ·
überspannt ●
abgedreht ugs. ·
strange ugs., engl.
Assoziationen |
|
eigenartig ·
eigentümlich ·
komisch ·
merkwürdig ·
obskur ·
seltsam (unerklärlich) ·
sonderbar ·
ungewöhnlich ·
wunderlich ●
(ein) eigen Ding geh., veraltend ·
ominös geh.
Assoziationen |
|
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›merkwürdig‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›merkwürdig‹.
alphabetisch vorangehend | alphabetisch nachfolgend |
---|---|
merkurial Merkurialismus Merkurstab Merkvers Merkwort |
merkwürdigerweise Merkwürdigkeit Merkzeichen Merkzettel Merlan |
selten | häufig | |||||
Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.
Weitere Wörterbücher
- Deutsches Wörterbuch (¹DWB)
- Deutsches Wörterbuch, Neubearbeitung (²DWB)
- Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)
Belege in Korpora
Referenzkorpora
Metakorpora
Zeitungskorpora
Webkorpora
Spezialkorpora
- DTA-Erweiterungen (1465–1969)
- Archiv der Gegenwart (1931–2000)
- Polytechnisches Journal
- Filmuntertitel
- Gesprochene Sprache
- DDR
- Politische Reden (1982–2020)
- Bundestagskorpus (1949–2017)
- Soldatenbriefe (1745–1872)
- Korpus Patiententexte (1834–1957)
- A. v. Humboldts Publizistik (dt., 1790–1859)
- Nachrichten aus der Brüdergemeine (1819–1894)
- Der Neue Pitaval (1842–1890)
- Briefe von Jean Paul (1780–1825)
- Deutsche Kunst und Dekoration (1897–1932)
- Neuer Deutscher Novellenschatz (1884–1887)
- stimm-los – Wiedergefundene Perlen der Literatur
- Wikibooks-Korpus
- Wikipedia-Korpus
- Wikivoyage-Korpus
- Gesetze und Verordnungen (1897–2023)