mild
Adj.
‘freundlich, sanft, barmherzig’,
ahd.
milti
‘gütig, freundlich, freigebig’
(8. Jh.),
mhd.
milte,
milde
‘freundlich, gütig, barmherzig, wohltätig’,
asächs.
mildi,
mnd.
mnl.
afries.
aengl.
milde,
nl.
engl.
mild,
anord.
mildr,
schwed.
mild,
got.
-mildeis,
germ.
*mildi-
lassen sich
außergerm. vergleichen mit
aind.
márdhati
‘vernachlässigt, verläßt, gibt preis’
(entwickelt aus
‘wird zerrieben, weich, schlaff, läßt nach’),
griech.
malthakós
(
μαλθακός)
‘weich, zart’,
málthē
(
μάλθη)
‘Wachs-, Pechgemisch’
und führen mit diesen auf
ie.
*meldh-,
während die eng verwandten
aind.
mṛdúḥ
‘weich, zart, mild’,
lat.
mollis
‘weich, mild, sanft’,
aslaw.
mladъ
‘jung, zart, sanft, frisch’,
russ.
molodój
(
молодой)
‘jung’
ie.
*meld-
(bzw.
*mḷd-)
‘weich’
voraussetzen.
Beides sind Dentalerweiterungen der Wurzel
ie.
*mel(ə)-
‘zermalmen, schlagen, mahlen’
(s.
mahlen),
wobei für die Adjektivbildungen eine Bedeutungsentwicklung
‘zermahlen, zerrieben’
zu
‘weich, sanft’
anzunehmen ist.
Im
Germ. erfolgt Übergang zu
‘freundlich’,
das als schmückendes Beiwort des weltlichen Herrschers
‘leutselig, edelmütig’
und unter christlichem Einfluß
‘sanftmütig’
ergibt,
so daß das Adjektiv als standesgemäße Eigenschaft eines Herrn soviel wie
‘fürsorglich, sorgend, freigebig’
und schließlich auch
‘barmherzig’
bedeuten kann
(vgl.
milde Gabe).
Aus der Gesinnungsbezeichnung
‘gütig, sanft, freundlich’
(im Gegensatz zu
‘streng, hart’)
ergibt sich vom 15. Jh. an
eine Erweiterung des Anwendungsbereiches,
und
mild
gilt auch vom Klima
(
mildes Wetter,
milde Jahreszeit),
von Farben,
vom Geschmack
(
milder Wein)
u. dgl.
–
Milde
f.
‘Sanftmütigkeit, Freundlichkeit, Nachsicht’,
ahd.
milta
(9. Jh.),
mhd.
milte,
milde
‘Freundlichkeit, Gnade, Barmherzigkeit, Zärtlichkeit, Wohltätigkeit’.
mildern
Vb.
‘in seiner Wirkung lindern’
(15. Jh.),
gegenüber
ahd.
milten
‘sich erbarmen’
(9. Jh.),
mhd.
milten,
milden
‘mild sein oder werden, mild machen’.
mildtätig
Adj.
‘freigebig, wohltätig’
(17. Jh.).