mummen
Vb.
‘dumpf und undeutlich reden, brummen, murmeln’
(16. Jh.),
dazu das Iterativum
mummeln
(s. unten);
vgl. auch
nl.
(mundartlich)
mommen
‘undeutlich reden, kauen’,
spätmhd.
mumme
‘brummende Kuh’,
engl.
(älter)
mum
‘mit geschlossenen Lippen erzeugter Brummton’.
Daneben stehen
nhd.
mummen
‘(sich) einhüllen (bis zur Unkenntlichkeit), sich maskieren’
(16. Jh.),
heute dafür vornehmlich
vermummen
Vb.
(16. Jh.),
einmummen
Vb.
(18. Jh.),
Mumme
f.
‘verkleidete, maskierte Person’,
mnd.
mumme,
ferner
afrz.
momer
‘sich verkleiden, maskieren’,
frz.
momon
‘Maskerade’
und
(aus dem
Frz.?)
nl.
mom
‘verkleidete, maskierte Person’.
Der etymologische Zusammenhang beider Bedeutungsstränge
scheint offensichtlich,
die semantische Auseinanderentwicklung
ist jedoch nicht mit Sicherheit erkennbar.
Vielleicht ist von einem lautnachahmenden Lallwort
mum-,
mom-
‘undeutliche Töne von sich geben’
auszugehen.
Da auch maskierte Personen Schrecklaute oder
(durch die Maske behindert)
verdumpfte Laute ausstoßen,
kann sich
‘undeutlich reden, Gebrumm’
zu
‘sich maskieren, Maskerade’
entwickelt haben.
mummeln
Vb.
‘mit tiefer Stimme brummen, undeutlich reden, zahnlos kauen’,
auch
‘verhüllen, einhüllen’
(15. Jh.),
mnd.
mummelen
‘brummen, undeutlich reden, zahnlos kauen’,
mnl.
nl.
mommelen,
mummelen
‘brummen’,
engl.
to mumble
‘murmeln, kauen’.
Iterativbildungen zu
mummen
(s. oben).
Vgl. dazu älteres, ebenfalls lautnachahmendes
ahd.
lefsmammalōn
‘stammeln’
(um 800;
zu
ahd.
lefs
s.
Lefze).
vermumme(l)n
Vb.
‘(sich) einwickeln, einhüllen’
(16. Jh.).
Mummelgreis
m.
‘(zahnloser) alter Mann’
(19. Jh.).
Mummenschanz
m.
älter auch f.,
‘Maskerade, Maskenfest’,
aus
spätmhd.
mummen
n.
‘Spiel mit Würfeln, Glücksspiel’
(vgl. gleichbed.
mfrz.
momon)
und
mhd.
schanze
‘Würfelspiel, Glückswurf’
(s.
Chance)
zusammengesetzt (16. Jh.).
Da dieses Spiel während der Fastnachtzeit
von maskierten Personen gespielt wurde,
konnte sich die Bedeutung
‘Maskerade’
entwickeln
und der Bezug auf das Spiel verlorengehen.
Mumpitz
m.
‘Unsinn, Schwindel’,
um die Mitte des 19. Jhs.
in Berliner Börsenkreisen aufkommend
und sich verbreitend.
Wahrscheinlich aus
Mumme
im Sinne von
‘verhülltes Schreckgespenst’
und
Butze
‘Kobold, Knirps’,
mhd.
butze
‘Poltergeist, Schreckgespenst’
(s.
putzig)
zusammengesetzt,
vgl.
obhess.
Mombotz
‘Gespenst, Schreckgestalt’,
frühnhd.
Butzenmummel
‘Popanz, Vogelscheuche’,
Mummelputz
‘Vogelscheuche’
(17. Jh.),
die als Ausgangsformen für den expressiven Ausdruck
Mumpitz
‘schreckenerregendes, unsinniges Gerede oder Tun’
angesehen werden können.