Not
f.
‘Armut, Elend, Mangel, schwierige Lage, Bedrängnis, Mühe, Schwierigkeit, Zwang’,
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
mnd.
nōt,
asächs.
nōd,
mnl.
noot,
nl.
nood,
afries.
nēd,
aengl.
níed,
nēd,
engl.
need
(Plur.
needs
‘Bedürfnisse’),
anord.
nauð,
nauðr,
schwed.
nöd,
got.
nauþs
(
germ.
*naudi-
f.)
führt als Abstraktbildung mit
ti-Suffix
wie
apreuß.
nautin
(Akkusativ)
‘Not’,
vielleicht im Anschluß an Verben wie
lit.
nõvyti
‘bedrücken, vernichten, quälen’,
aslaw.
unyti
‘verzagen, nachlässig werden’,
russ.
nyt’
(
ныть)
‘anhaltend dumpf schmerzen’,
mit
aslaw.
nǫžda,
nužda
‘Zwang, Gewalt, Notwendigkeit’,
russ.
(älter)
nudá
(
нуда)
‘Zwang, Nötigung, Not’,
russ.
nuždá
(
нужда)
‘Not Armut, Elend’
auf eine Wurzel
ie.
*nāu-,
*nəu-,
*nū-
‘Tod, Leiche’,
verbal
‘bis zur Erschöpfung abquälen, ermattet zusammensinken’.
nötig
Adj.
‘dringend erforderlich, unentbehrlich, notwendig’,
ahd.
nōtag,
nōtīg
‘in Not, bedrängt’
(9. Jh.),
mhd.
nōtec,
nōtic,
nœtic
‘Not habend, bedrängt, dürftig, notwendig, dringend, eilig’.
nötigen
Vb.
‘jmdn. auffordern, dringend bitten, etw. zu tun’,
in der Rechtssprache
‘jmdn. mit Gewalt oder Drohung dazu bringen, etw. zu tun, zu dulden oder zu unterlassen’,
ahd.
nōtagōn
(um 1000),
mhd.
nōtegen,
nōtigen,
auch
‘notzüchtigen’,
neben gleichbed.
frühnhd.
nöten,
ahd.
nōten
‘Gewalt, Zwang antun, drängen’
(8. Jh.);
vgl.
asächs.
nōdian,
aengl.
nīedan,
anord.
neyða,
got.
nauþjan
‘zwingen’.
Nötigung
f.
‘das Genötigtwerden, Zwang’,
ahd.
nōtigunga
(um 1000),
frühnhd.
notigung
(15. Jh.).
Notbehelf
m.
‘notdürftiger Behelf, unzureichendes Ersatzmittel’
(Anfang 18. Jh.).
Notdurft
f.
‘Ausscheidung aus Darm und Blase’,
älter
‘zum Leben Nötiges’,
heute nur noch in der Wendung
seine Notdurft verrichten
‘Darm und Blase entleeren’
(17. Jh.),
vgl.
mhd.
sīne nōtdurft tuon.
Ahd.
nōtthurft
(8. Jh.),
mhd.
nōtdurft
‘Notwendigkeit, Not, (natürliches) Bedürfnis, Bedarf an notwendigen Dingen (zum Lebensunterhalt)’,
asächs.
nōdthurft
‘Notwendigkeit, Bedarf an notwendigen Dingen, zwingendes Bedürfnis’,
mnl.
nootdorft,
nl.
nooddruft,
afries.
nēdthreft,
got.
naudiþaúrfts,
zusammengesetzt mit dem schwundstufigen
ti-Abstraktum
ahd.
thurft,
mhd.
durft,
got.
þaúrfts
‘Bedürfnis’
(
germ.
*þurfti-,
s.
↗
dürftig);
notdürftig
Adj.
‘nicht befriedigend, behelfsmäßig, nur knapp ausreichend’,
mhd.
nōtdürftic
‘nötig, notwendig, bedürftig’;
Notdürftigkeit
f.
mhd.
nōtdürfticheit
‘Notwendigkeit, Bedürfnis, Erfordernis’,
eigentlich
‘was man notwendig braucht’.
notgedrungen
Adj.
‘aus dringender Notwendigkeit gezwungen, weil es nicht anders geht’
(18. Jh.),
eigentlich Part. Prät. von veraltetem
notdringen
‘mit Not drängen, nötigen, zwingen’.
Notlüge
f.
‘durch Not erzwungene Lüge mit dem Ziel, Schaden zu verhindern oder einer Verlegenheit zu entgehen’
(Ende 16. Jh.).
Notnagel
m.
‘Ersatz, Aushilfe, Lückenbüßer’
(Anfang 18. Jh.).
Notpfennig
m.
‘für Zeiten der Not aufgespartes Geld’
(17. Jh.).
Notstand
m.
‘Zustand der Not, der Bedrängnis, gefahrdrohender Zustand’
(17. Jh.).
Notwehr
f.
‘von einem akuten Notfall erzwungene Verteidigung’
(gegen körperlichen Angriff),
mhd.
nōtwer.
notwendig
Adj.
‘nötig, unbedingt erforderlich’,
eigentlich
‘geeignet, die Not zu wenden’
(1. Hälfte 16. Jh.),
und
(nur in älterer Sprache)
‘notgedrungen, sehr dringend, unaufschiebbar’,
eigentlich
‘durch Not hervorgebracht’
(ebenfalls 1. Hälfte 16. Jh.);
daraus
‘in der Natur der Sache liegend, unvermeidbar’
(18. Jh.),
vgl.
notwendige Konsequenz;
dazu
Notwendigkeit
f.
(16. Jh.).
Notzucht
f.
‘Vergewaltigung’
(16. Jh.),
Rückbildung aus
mhd.
(
rhein.)
nōtzühten,
das eigentlich wie
ahd.
nōtzogōn
(10. Jh.),
mhd.
nōtzogen
‘mit Zwang (Not) eine Frau fortziehen, eine Frau rauben’
bedeutet;
notzüchtigen
Vb.
‘eine Frau vergewaltigen’,
mhd.
nōtzühtigen.