Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

nachlässig

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung nach-läs-sig
Wortzerlegung nachlassen -ig
Wortbildung  mit ›nachlässig‹ als Erstglied: Nachlässigkeit · nachlässigerweise
eWDG

Bedeutung

nicht sorgfältig
a)
unordentlich
Beispiele:
nachlässige Kleidung
sie war recht nachlässig gekleidet, geht mit ihren Sachen sehr nachlässig um
Ein Kapo hatte mich wegen nachlässigen / Staubwischens angezeigt [ P. WeissErmittlung7]
b)
ungezwungen, leger
Beispiele:
er gab sich in einer sehr nachlässiger Art, hatte eine nachlässige Haltung, als er mit ihr sprach
sie lehnte sich nachlässig im Sessel zurück
c)
gleichgültig, unbeteiligt
Beispiele:
dann ließ er sich von ihren Beschwerden erzählen … indes er fast nachlässig ihren Puls fühlte [ WiechertEinfaches Leben248]
Der Mann zog nachlässig einen Paß aus der Tasche und warf ihn auf den Tisch [ RemarqueZeit zu leben273]
d)
unachtsam
Beispiel:
der Brand entstand durch nachlässigen Umgang mit offenem Licht
e)
säumig
Beispiel:
Nun ist Balzac im allgemeinen ein nachlässiger Korrespondent [ St. ZweigBalzac199]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
lassen · ablassen · unablässig · anlassen · Anlasser · Anlaß · anläßlich · veranlassen · auslassen · ausgelassen · einlassen · Einlaß · entlassen · Entlassung · erlassen · Erlaß · unerläßlich · hinterlassen · Hinterlassenschaft · nachlassen · Nachlaß · nachlässig · vernachlässigen · niederlassen · Niederlassung · überlassen · unterlassen · Unterlaß · verlassen · Verlaß · verläßlich · zulassen · zulässig
lassen Vb. ‘dulden, erlauben, bitten, veranlassen, daß etw. geschieht, unterlassen, aufhören mit etw., überlassen, geben, aufgeben’. Das gemeingerm., ehemals reduplizierende Verb ahd. lāʒan (8. Jh.), Kurzform lān, mhd. lāʒen, lān, asächs. lātan, mnd. mnl. lāten, nl. laten, aengl. lǣtan, engl. to let, anord. lāta, schwed. låta, got. lētan ist mit den unter lasch und lässig (s. d.) angegebenen Formen und außergerm. mit griech. lēdé͞in (ληδεῖν) ‘träge, müde sein’, lat. lassus (aus *lədto-) ‘laß, matt, müde, abgespannt’, alban. lodh ‘er ermüdet jmdn.’ und lit. léisti ‘(los)lassen, freilassen’ auf eine Wurzelerweiterung ie. *lē(i)d-, *ləd- der Wurzel ie. *lē(i)- ‘nachlassen’ rückführbar. – ablassen Vb. ‘von etw., jmdm. abstehen, aufgeben, entweichen lassen, herniederlassen, (käuflich) überlassen’, ahd. oblāʒan (für gewöhnliches aba-) ‘erlassen, Nachlaß gewähren’ (8. Jh.), mhd. abelāʒen, auch ‘aufgeben, Abstand nehmen, losgehen lassen, entweichen lassen, niederlassen’; s. Ablaß; unablässig Adj. ‘nicht ablassend, andauernd, ohne Unterbrechung’ (16. Jh.). anlassen Vb. ‘(Kleidung) nicht ablegen, eine Vorrichtung nicht ausschalten, einen Motor in Gang setzen’, reflexiv ‘beginnen, in Betrieb kommen’; vgl. ahd. analāʒan ‘hineinlassen, etw. über jmdn. (sich) kommen lassen’ (8. Jh.), mhd. anelāʒen ‘erfinden, angeben, loslassen, in Bewegung setzen’; Anlasser m. ‘Vorrichtung zum In-Gang-Setzen eines Motors, einer Maschine’ (älter Anlaßhebel, 19. Jh.), bei Elektromotoren ‘vorgeschalteter Widerstand, der ein langsames Anlaufen gewährleistet’ (um 1900); Anlaß m. ‘Ursache, Grund’, mhd. ane-, anlāʒ ‘Anfang, Beginn, Punkt, von dem ein Wettrennen ausgeht, Anreiz, Gelegenheit, Kompromiß’; anläßlich Präp. ‘bei Gelegenheit, aus Anlaß’ (19. Jh.), älter (selten) auch adjektivisch und adverbial (15. Jh.); veranlassen Vb. (schwach flektierend) ‘anregen, anordnen, bewirken’, frühnhd. ‘etw. auf jmdn. schieben, jmdn. für etw. auswählen’ (15. Jh.). auslassen Vb. ‘loslassen, weglassen, nicht beachten, (Kleider) verlängern, (Ärger, Zorn) Unschuldige entgelten lassen’, ahd. ūʒlāʒan ‘fortschicken, ausschütten, freilassen, nicht zurückhalten, vergießen, aussprechen, beenden’ (9. Jh.), mhd. ūʒlāʒen; ausgelassen Part.adj. ‘unbändig, hemmungslos’ (vgl. in älterer Sprache ausgelassener Trotz, ausgelassene Leidenschaft), ‘sehr fröhlich’, eigentlich ‘freigelassen’ (16. Jh.). einlassen Vb. ‘herein-, hineinlassen, einfügen’, reflexiv ‘auf etw. eingehen, mit jmdm. verkehren’, ahd. inlāʒan ‘hineinwerfen, einlassen’ (8. Jh.), mhd. īnlāʒen; Einlaß m. ‘das Hineinlassen, Öffnen, Eintritt, Tür’ (16. Jh., Einlaß begehren). entlassen Vb. ‘freigeben, verabschieden, (aus einem Amt) wegschicken, jmds. (Arbeits)vertrag aufkündigen’, ahd. intlāʒan ‘nachlassen, verzeihen, loslassen, lösen, entspannen, weichen’ (8. Jh.), mhd. entlāʒen ‘loslassen, fahrenlassen’, reflexiv ‘sich entfalten’; Entlassung f. ‘Freilassung, Verabschiedung, Entfernung aus einem Amt’ (17. Jh.). erlassen Vb. ‘in Kraft treten lassen, anordnen, von etw. befreien, eine Anordnung aufheben’, ahd. irlāʒan ‘unterlassen, befreien von’ (9. Jh.), mhd. erlāʒen ‘wovon freilassen’, reflexiv ‘auseinandergehen, sich enthalten, unterlassen’; Erlaß m. ‘Verfügung, Anordnung, Aufhebung’ (18. Jh.); unerläßlich Adj. ‘unbedingt erforderlich, nicht aufhebbar’ (17. Jh.). hinterlassen Vb. ‘(einem anderen) zurücklassen, etw. vererben’ (16. Jh.); Hinterlassenschaft f. ‘Zurückgelassenes, Erbe’ (19. Jh.). nachlassen Vb. ‘Spannung lockern, vermindern, schlechter werden, zurücklassen, Preise herabsetzen’, spätmhd. nāchlāʒen; Nachlaß m. ‘das Nachlassen’ (16. Jh.), ‘Hinterlassenschaft’ (18. Jh.), literarischer Nachlaß (19. Jh.); nachlässig Adj. ‘säumig, unzuverlässig, unordentlich’ (15. Jh.); vernachlässigen Vb. ‘nicht gehörig betreuen oder beachten’ (18. Jh., durch Lessing und Goethe verbreitet). niederlassen Vb. ‘von oben herunterlassen’, reflexiv ‘sich ansiedeln, einen festen Wohnsitz, ein Geschäft, eine Firma einrichten’, ahd. nidarlāʒan ‘sinken lassen, nach unten wenden, hinab-, herablassen, versenken’ (9. Jh.), mhd. niderlāʒen; Niederlassung f. ‘das Senken, Ansiedlung, Gründung eines geschäftlichen Unternehmens, Filiale’ (16. Jh.). überlassen Vb. ‘abtreten, übergeben, anheimstellen’ (15. Jh.). unterlassen Vb. ‘nicht tun, versäumen zu tun’, ahd. untarlāʒan (9. Jh.), mhd. underlāʒen ‘abstehen, nicht tun’; Unterlaß m. nur noch in der Fügung ohne Unterlaß ‘ohne Unterbrechung, unaufhörlich’, ahd. āno untarlāʒ, mhd. āne underlāʒ; vgl. ahd. untarlāʒ ‘Unterbrechung’ (9. Jh.), mhd. underlāʒ ‘das Innehalten, Unterbrechung, Beherbergen’, frühnhd. auch ‘Unterkunft, Lagerplatz’ (16. Jh.). verlassen Vb. ‘sich von einem Ort, von jmdm. entfernen, aufgeben, zurück-, alleinlassen’, reflexiv sich verlassen auf ‘vertrauen’, ahd. firlāʒan ‘entlassen, vorbei-, zurücklassen’ (8. Jh.), mhd. verlāʒen ‘fahrenlassen, fort-, loslassen, anbefehlen, verzeihen, zulassen, anvertrauen, hinterlassen, vertrauen’; Verlaß m. ‘Vertrauen, Zuverlässigkeit’ (19. Jh.), frühnhd. ‘Verabredung, Absprache’, auch ‘Hinterlassenschaft’, mhd. verlāʒ ‘Lässigkeit, Untätigkeit’; heute in der Wendung auf jmdn., etw. ist (kein) Verlaß, wohl aus dem Nd., vgl. dar is nien verlaat to (18. Jh.); verläßlich Adj. ‘zuverlässig’ (19. Jh.), dafür zuvor verlässig (18. Jh.). zulassen Vb. ‘gestatten, erlauben’, ahd. zuolāʒan ‘hinzulassen, zukommen lassen, zuschicken’ (10. Jh.), mhd. zuolāʒen; zulässig Adj. ‘erlaubt, gestattet’ (16. Jh.), ‘annehmbar, möglich’ (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

liederlich · nachlässig · nicht ordentlich · schluderig · schludrig · unordentlich  ●  lax ugs. · pfuschig ugs. · schlampert ugs., süddt. · schlampig ugs. · schlurig ugs., regional · wie bei Hempels unterm Sofa ugs. · wie bei Luis Trenker im Rucksack ugs., scherzhaft, fig., sehr selten · wie in einer Räuberhöhle (Wohnung) ugs.
Assoziationen

grob fahrlässig · grobfahrlässig · leichtsinnig · nachlässig · sorglos
Assoziationen

achtlos · aus Sorglosigkeit · aus Unachtsamkeit · fahrlässig · gedankenlos · nachlässig · ohne einen Gedanken daran zu verschwenden · ohne weiter darüber nachzudenken · unachtsam  ●  frisch, fromm, fröhlich, frei ironisch, selten · unbedacht geh.
Assoziationen
  • (ein) Risiko bergen · Risiken bergen · gefahrvoll · gefährlich · gewagt · kühn · mit Risiken verbunden · mit einem Risiko verbunden · mit ungewissem Ausgang · nicht ungefährlich · risikobehaftet · riskant · selbstmörderisch · tollkühn · verwegen · waghalsig  ●  auf dünnem Eis ugs., fig. · heiß (Sache) ugs.
  • (sich) nicht interessieren (für) · (sich) nicht kümmern um · (sich) taub stellen · achtlos vorbeigehen an · ausblenden · außen vor lassen · außer Acht lassen · außer Betracht lassen · ignorieren · nicht beachten · nicht berücksichtigen · nicht in Betracht ziehen · nicht in seine Überlegungen einbeziehen · nichts hören wollen (von) · nichts wissen wollen (von) · unberücksichtigt lassen  ●  (sich) nicht scheren um veraltend · etwas an sich abperlen lassen sprichwörtlich · (sich) nicht kehren an (Dat.) geh., fig. · auf d(ies)em Ohr ist er taub ugs., fig., Spruch · beiseite lassen ugs. · einfach nicht zuhören ugs. · in den Wind schlagen ugs. · links liegen lassen ugs.
  • leichtfertig · leichtsinnig · unbesonnen
  • (etwas ist ein) Versehen · aus Unachtsamkeit · aus Versehen · unachtsamerweise · versehentlich
  • (jemandem) die Tür vor der Nase zufallen lassen · (jemandem) die Tür vor der Nase zumachen · (jemandem) nicht die Tür aufhalten

flüchtig · leichthin · mal eben · nachlässig · nebenbei · nebenher · obenhin · oberflächlich · unaufmerksam  ●  hudelig ugs. · hudlig ugs. · nonchanlant ugs. · ungeniert ugs.
Assoziationen
Antonyme

Typische Verbindungen zu ›nachlässig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›nachlässig‹.

Verwendungsbeispiele für ›nachlässig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Begrüße ihn nie nachlässig, stehe auf, wenn er kommt, lasse ihn zu Deiner Rechten geben. [Roeder, Fritz: Anstandslehre für den jungen Landwirt, bes. f. d. Schüler landwirtschaftl. Lehranstalten. In: Zillig, Werner (Hg.) Gutes Benehmen, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1929], S. 17160]
Leider stört im Moment noch manche eher nachlässig programmierte Software. [C’t, 1993, Nr. 11]
Leider wird der Genuss durch den etwas nachlässigen editorischen Service des Verlages gemindert. [Die Zeit, 18.11.1999, Nr. 47]
Diese Überbleibsel kommen vor allem in einer nachlässigen Einstellung zur Arbeit, zur Erfüllung ihrer gesellschaftlichen Pflicht, zu den Pflichten gegenüber dem Volk zum Ausdruck. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1963]]
Wer in seinem Job Routine aufkommen lässt, wird leicht nachlässig. [Die Zeit, 22.03.2010, Nr. 12]
Zitationshilfe
„nachlässig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/nachl%C3%A4ssig>.

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