Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

nachlassen

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GrammatikVerb
Aussprache 
Worttrennung nach-las-sen
Wortzerlegung nach- lassen
Wortbildung  mit ›nachlassen‹ als Erstglied: nachlässig  ·  mit ›nachlassen‹ als Grundform: Nachlass · nachgelassen
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. lässt nachetw. verliert an Stärke, Intensität, wird schwächer, geringer
Beispiele:
der Regen, Sturm, die Hitze hat nachgelassen
das Nasenbluten, Fieber, der Schmerz ließ nach
der Andrang ließ allmählich nach
sein Interesse, Eifer hat merklich nachgelassen
die Spannung lässt in dem Buch bald nach
im Alter lassen die Kräfte nach
umgangssprachlich, scherzhaft(o) Schmerz, lass nach! (= wird gesagt bei etw. Unangenehmem, das man mit Humor zu tragen versucht)
Ich setzte mich, um ein Nachlassen des Feuers abzuwarten [ RennKrieg296]
jmd. lässt in etw. nach
Beispiele:
der Schüler hat in seinem Fleiß, seinen Leistungen in den letzten Wochen sehr nachgelassen
nicht nachlassen! (= aufmunternder Zuruf)
2.
etw. Gespanntes locker werden lassen
Beispiele:
der Kutscher ließ die Zügel etwas nach
Nich kanten … nachlassen, Weber! [ G. HermannKubinke40]
3.
umgangssprachlich den Preis von etw. herabsetzen
Beispiele:
weil der Stoff angeschmutzt war, wurden mir 10 Euro nachgelassen
er hat mir keinen Cent im Preis nachgelassen
4.
etw. erlassen, tilgen
Beispiele:
jmdm. den Rest der Schulden, Strafe nachlassen
Erst wenn mich der Bischof zum Priester geweiht hat, darf ich die Sünden nachlassen [ KoeppenTod54]
5.
jmd. lässt mit etw. nicht nachjmd. geht nicht von einer Sache ab
Beispiel:
nun laß ich nicht eher nach, bis Sie mir gesagt haben, was es da zu verraten gibt [ FalladaJeder stirbt427]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
lassen · ablassen · unablässig · anlassen · Anlasser · Anlaß · anläßlich · veranlassen · auslassen · ausgelassen · einlassen · Einlaß · entlassen · Entlassung · erlassen · Erlaß · unerläßlich · hinterlassen · Hinterlassenschaft · nachlassen · Nachlaß · nachlässig · vernachlässigen · niederlassen · Niederlassung · überlassen · unterlassen · Unterlaß · verlassen · Verlaß · verläßlich · zulassen · zulässig
lassen Vb. ‘dulden, erlauben, bitten, veranlassen, daß etw. geschieht, unterlassen, aufhören mit etw., überlassen, geben, aufgeben’. Das gemeingerm., ehemals reduplizierende Verb ahd. lāʒan (8. Jh.), Kurzform lān, mhd. lāʒen, lān, asächs. lātan, mnd. mnl. lāten, nl. laten, aengl. lǣtan, engl. to let, anord. lāta, schwed. låta, got. lētan ist mit den unter lasch und lässig (s. d.) angegebenen Formen und außergerm. mit griech. lēdé͞in (ληδεῖν) ‘träge, müde sein’, lat. lassus (aus *lədto-) ‘laß, matt, müde, abgespannt’, alban. lodh ‘er ermüdet jmdn.’ und lit. léisti ‘(los)lassen, freilassen’ auf eine Wurzelerweiterung ie. *lē(i)d-, *ləd- der Wurzel ie. *lē(i)- ‘nachlassen’ rückführbar. – ablassen Vb. ‘von etw., jmdm. abstehen, aufgeben, entweichen lassen, herniederlassen, (käuflich) überlassen’, ahd. oblāʒan (für gewöhnliches aba-) ‘erlassen, Nachlaß gewähren’ (8. Jh.), mhd. abelāʒen, auch ‘aufgeben, Abstand nehmen, losgehen lassen, entweichen lassen, niederlassen’; s. Ablaß; unablässig Adj. ‘nicht ablassend, andauernd, ohne Unterbrechung’ (16. Jh.). anlassen Vb. ‘(Kleidung) nicht ablegen, eine Vorrichtung nicht ausschalten, einen Motor in Gang setzen’, reflexiv ‘beginnen, in Betrieb kommen’; vgl. ahd. analāʒan ‘hineinlassen, etw. über jmdn. (sich) kommen lassen’ (8. Jh.), mhd. anelāʒen ‘erfinden, angeben, loslassen, in Bewegung setzen’; Anlasser m. ‘Vorrichtung zum In-Gang-Setzen eines Motors, einer Maschine’ (älter Anlaßhebel, 19. Jh.), bei Elektromotoren ‘vorgeschalteter Widerstand, der ein langsames Anlaufen gewährleistet’ (um 1900); Anlaß m. ‘Ursache, Grund’, mhd. ane-, anlāʒ ‘Anfang, Beginn, Punkt, von dem ein Wettrennen ausgeht, Anreiz, Gelegenheit, Kompromiß’; anläßlich Präp. ‘bei Gelegenheit, aus Anlaß’ (19. Jh.), älter (selten) auch adjektivisch und adverbial (15. Jh.); veranlassen Vb. (schwach flektierend) ‘anregen, anordnen, bewirken’, frühnhd. ‘etw. auf jmdn. schieben, jmdn. für etw. auswählen’ (15. Jh.). auslassen Vb. ‘loslassen, weglassen, nicht beachten, (Kleider) verlängern, (Ärger, Zorn) Unschuldige entgelten lassen’, ahd. ūʒlāʒan ‘fortschicken, ausschütten, freilassen, nicht zurückhalten, vergießen, aussprechen, beenden’ (9. Jh.), mhd. ūʒlāʒen; ausgelassen Part.adj. ‘unbändig, hemmungslos’ (vgl. in älterer Sprache ausgelassener Trotz, ausgelassene Leidenschaft), ‘sehr fröhlich’, eigentlich ‘freigelassen’ (16. Jh.). einlassen Vb. ‘herein-, hineinlassen, einfügen’, reflexiv ‘auf etw. eingehen, mit jmdm. verkehren’, ahd. inlāʒan ‘hineinwerfen, einlassen’ (8. Jh.), mhd. īnlāʒen; Einlaß m. ‘das Hineinlassen, Öffnen, Eintritt, Tür’ (16. Jh., Einlaß begehren). entlassen Vb. ‘freigeben, verabschieden, (aus einem Amt) wegschicken, jmds. (Arbeits)vertrag aufkündigen’, ahd. intlāʒan ‘nachlassen, verzeihen, loslassen, lösen, entspannen, weichen’ (8. Jh.), mhd. entlāʒen ‘loslassen, fahrenlassen’, reflexiv ‘sich entfalten’; Entlassung f. ‘Freilassung, Verabschiedung, Entfernung aus einem Amt’ (17. Jh.). erlassen Vb. ‘in Kraft treten lassen, anordnen, von etw. befreien, eine Anordnung aufheben’, ahd. irlāʒan ‘unterlassen, befreien von’ (9. Jh.), mhd. erlāʒen ‘wovon freilassen’, reflexiv ‘auseinandergehen, sich enthalten, unterlassen’; Erlaß m. ‘Verfügung, Anordnung, Aufhebung’ (18. Jh.); unerläßlich Adj. ‘unbedingt erforderlich, nicht aufhebbar’ (17. Jh.). hinterlassen Vb. ‘(einem anderen) zurücklassen, etw. vererben’ (16. Jh.); Hinterlassenschaft f. ‘Zurückgelassenes, Erbe’ (19. Jh.). nachlassen Vb. ‘Spannung lockern, vermindern, schlechter werden, zurücklassen, Preise herabsetzen’, spätmhd. nāchlāʒen; Nachlaß m. ‘das Nachlassen’ (16. Jh.), ‘Hinterlassenschaft’ (18. Jh.), literarischer Nachlaß (19. Jh.); nachlässig Adj. ‘säumig, unzuverlässig, unordentlich’ (15. Jh.); vernachlässigen Vb. ‘nicht gehörig betreuen oder beachten’ (18. Jh., durch Lessing und Goethe verbreitet). niederlassen Vb. ‘von oben herunterlassen’, reflexiv ‘sich ansiedeln, einen festen Wohnsitz, ein Geschäft, eine Firma einrichten’, ahd. nidarlāʒan ‘sinken lassen, nach unten wenden, hinab-, herablassen, versenken’ (9. Jh.), mhd. niderlāʒen; Niederlassung f. ‘das Senken, Ansiedlung, Gründung eines geschäftlichen Unternehmens, Filiale’ (16. Jh.). überlassen Vb. ‘abtreten, übergeben, anheimstellen’ (15. Jh.). unterlassen Vb. ‘nicht tun, versäumen zu tun’, ahd. untarlāʒan (9. Jh.), mhd. underlāʒen ‘abstehen, nicht tun’; Unterlaß m. nur noch in der Fügung ohne Unterlaß ‘ohne Unterbrechung, unaufhörlich’, ahd. āno untarlāʒ, mhd. āne underlāʒ; vgl. ahd. untarlāʒ ‘Unterbrechung’ (9. Jh.), mhd. underlāʒ ‘das Innehalten, Unterbrechung, Beherbergen’, frühnhd. auch ‘Unterkunft, Lagerplatz’ (16. Jh.). verlassen Vb. ‘sich von einem Ort, von jmdm. entfernen, aufgeben, zurück-, alleinlassen’, reflexiv sich verlassen auf ‘vertrauen’, ahd. firlāʒan ‘entlassen, vorbei-, zurücklassen’ (8. Jh.), mhd. verlāʒen ‘fahrenlassen, fort-, loslassen, anbefehlen, verzeihen, zulassen, anvertrauen, hinterlassen, vertrauen’; Verlaß m. ‘Vertrauen, Zuverlässigkeit’ (19. Jh.), frühnhd. ‘Verabredung, Absprache’, auch ‘Hinterlassenschaft’, mhd. verlāʒ ‘Lässigkeit, Untätigkeit’; heute in der Wendung auf jmdn., etw. ist (kein) Verlaß, wohl aus dem Nd., vgl. dar is nien verlaat to (18. Jh.); verläßlich Adj. ‘zuverlässig’ (19. Jh.), dafür zuvor verlässig (18. Jh.). zulassen Vb. ‘gestatten, erlauben’, ahd. zuolāʒan ‘hinzulassen, zukommen lassen, zuschicken’ (10. Jh.), mhd. zuolāʒen; zulässig Adj. ‘erlaubt, gestattet’ (16. Jh.), ‘annehmbar, möglich’ (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(sich) legen · geringer werden · kleiner werden · nachlassen · verblassen · verringern

(die) Kraft verlieren · Ermüdungserscheinungen zeigen · erlahmen · lahmen · müde werden · nachlassen · schlechter werden · schwächer werden · sich verschlechtern  ●  schwächeln ugs.
Unterbegriffe
  • (jemandes) Geisteskraft nimmt ab · (mental / geistig) abbauen · (sich) geistig zurückentwickeln · blöde werden · dumm werden · verblöden · verdummen  ●  (jemandes) Geisteskräfte erlahmen geh. · geistig verfallen geh.
Assoziationen

(etwas) herunterfahren · absenken · dämpfen · einschränken · ermäßigen · erniedrigen · herabsetzen · herunterfahren mit · heruntergehen (mit) · heruntersetzen · kürzen · mindern · nachlassen · reduzieren · schmälern · senken · unterbieten · verkleinern  ●  zurückfahren fig. · herunter schrauben ugs. · herunterschrauben ugs. · rausnehmen (Druck, Tempo ...) ugs. · runterfahren ugs. · runtergehen ugs.
Assoziationen

abklingen · nachlassen (Sturm, Erregung)

(schwer) nachlassen · abbauen · an Kraft verlieren · kraftlos werden · nachlassen
Unterbegriffe
  • (jemandes) Geisteskraft nimmt ab · (mental / geistig) abbauen · (sich) geistig zurückentwickeln · blöde werden · dumm werden · verblöden · verdummen  ●  (jemandes) Geisteskräfte erlahmen geh. · geistig verfallen geh.
Assoziationen
  • (den) Erwartungen nicht mehr gewachsen sein · (ganz schön) abgebaut haben · (schwer) nachgelassen haben · auch nicht mehr der sein, der man früher mal war

(den) Anschluss verlieren · (den) Anschluss verpassen · an Boden verlieren · in Rückstand geraten · ins Hintertreffen geraten · nachlassen · nicht Schritt halten (können) · nicht hinterherkommen · nicht mithalten (können) · nicht mitkommen · nicht nachkommen · zurückbleiben · zurückfallen  ●  abgehängt sein fig. · abgehängt werden fig. · absteigen fig. · hinterherhinken fig. · (ganz schön) alt aussehen ugs., salopp, fig. · abbleiben ugs. · auf der Strecke bleiben ugs. · blass vor Neid werden ugs., fig.
Assoziationen
  • Nachholbedarf · Rückstand  ●  Aufholbedarf österr.
  • (jemandem etwas) nicht streitig machen (können) · (jemandem) deutlich unterlegen sein · nicht herankommen an (jemanden)  ●  (jemandem) nicht das Wasser reichen können fig.
  • Nachzügler  ●  Bummelant ugs. · Bummler ugs. · Zu-spät-Kommer ugs.
  • (die Gruppe wieder) einholen · (wieder) Anschluss ans Feld finden · aufschließen
  • benachteiligt werden · das Nachsehen haben · ins Hintertreffen geraten · leer ausgehen · nicht berücksichtigt werden (verhüllend) · nichts abbekommen · schauen (können) wo man bleibt · schlecht wegkommen (bei) · sehen (können) wo man bleibt  ●  durch den Rost fallen fig. · durchs Gitter fallen fig. · (einfach) Pech gehabt haben ugs. · am Katzentisch sitzen ugs., fig. · gekniffen sein ugs., fig. · hinten rüber fallen ugs., fig. · in die Röhre gucken ugs., fig. · in die Röhre schauen ugs., fig. · zu kurz kommen ugs. · zusehen (können) wo man bleibt ugs.
  • (jemandes) Erfolgsaussichten schwinden · (jemandes) Erfolgsaussichten sinken · (jemandes) Hoffnung(en) zerschlagen sich · sein(e) Hoffnung(en) begraben müssen · sein(e) Ziel(e) nicht erreichen können · sich als illusorisch erweisen (Träume, Wünsche)  ●  seine Felle davonschwimmen sehen fig.

(sich) abschwächen · abebben · abflachen · abflauen · abklingen · abnehmen · im Schwinden begriffen sein · nachlassen · schwächer werden · weniger werden · zurückgehen
Assoziationen

abbauen · ans Ende seiner Kräfte kommen · die Kräfte verlieren · erlahmen · ermatten · ermüden · erschlaffen · kraftlos werden · müde werden · nachlassen · nicht mehr (weiter) können · schlapp machen · schlappmachen · versagen  ●  abkacken derb
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›nachlassen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›nachlassen‹.

Verwendungsbeispiele für ›nachlassen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Wenn ich mich nicht täusche, läßt das Jucken schon nach. [Genazino, Wilhelm: Die Liebesblödigkeit, München, Wien: Carl Hanser Verlag 2005, S. 76]
Sie haben in der letzten Zeit sehr nachgelassen – nicht in der Arbeit, das will ich damit nicht sagen, aber im Aussehen. [Konsalik, Heinz G.: Der Arzt von Stalingrad, Hamburg: Dt. Hausbücherei 1960 [1956], S. 170]
Der bürgerliche Auftrag, zu erfinden, läßt seit längerem bezeichnend nach. [Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung Bd. 2, Berlin: Aufbau-Verl. 1955, S. 221]
Jedoch scheint seine Genauigkeit im Einstudieren des Orch. in späterem Alter nachgelassen zu haben. [Noack, Friedrich: Enderle (Familie). In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1954], S. 23920]
Ich bitte Sie alle: Lassen Sie in Ihrem Einsatz nicht nach. [Archiv der Gegenwart, 2001 [2000]]
Zitationshilfe
„nachlassen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/nachlassen>.

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