Narbe
f.
‘sichtbare Spur einer verheilten Wunde auf der Haut, Wundmal’,
ahd.
narwa
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
narwe,
mnd.
narwe,
nāre
ist die feminine Substantivierung
(im Sinne von
‘Enge, Verengung der Wundränder, Zusammenziehung der Haut über der Wunde’)
eines Adjektivs
westgerm.
*narwa-,
das in
asächs.
naru,
aengl.
nearu,
engl.
narrow,
nl.
naar
‘eng’
(eigentlich
‘zusammengeschnürt’)
belegt ist
(s. auch
Nehrung).
Verwandt sind
lit.
nérti
‘einfädeln, stricken, (ver)knoten, (ver)schlingen’,
narỹs
‘Schlinge, Gelenk, Glied’,
russ.
(landschaftlich)
nerët
(
нерёт)
‘eine Art Fischreuse’
und wohl auch
Schnur1
(s. d.).
Erschließbar ist
ie.
*(s)ner-
‘drehen, winden (von Faden und Flechtwerk), zusammendrehen, zusammenschnüren’,
vielleicht eine Erweiterung der Wurzel
ie.
*(s)nē-
‘Fäden zusammendrehen, mit dem Faden hantieren, weben, spinnen, nähen’
(s.
nähen).
Für das zunächst vorwiegend
nordd.
und
md.
Narbe
verwenden
Luthers
obd. Zeitgenossen
Wunde
und
Malzeichen.
Narbe
steht auch für die Unebenheiten auf der Haarseite eines gegerbten Fells
(15. Jh.),
vgl.
nl.
nerf,
sowie für die mit Wurzelgeflecht durchsetzte Bodenoberfläche,
vgl.
Grasnarbe
(18. Jh.,
doch in
nd. Mundarten wohl älter).
–
narbig
Adj.
‘mit Narben bedeckt’
(Mitte 18. Jh.),
älter
narbicht
(17. Jh.).
vernarben
Vb.
‘abheilen’
(19. Jh.).