Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

nichtig

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung nich-tig
Wortbildung  mit ›nichtig‹ als Erstglied: Nichtigkeit
Mehrwortausdrücke  null und nichtig

Bedeutungsübersicht

  1. 1. unwichtig, bedeutungslos
  2. 2. ungültig
    1. ⟨null und nichtig⟩ völlig ungültig
eWDG

Bedeutungen

1.
unwichtig, bedeutungslos
Beispiele:
ein nichtiger Vorfall, Vorwand
nichtige Dinge, Worte, Gespräche
aus einem nichtigen Anlass, aus nichtigen Gründen in Streit geraten
etw. kommt jmdm. schal und nichtig (= leer) vor
sich [Dativ] nichtig vorkommen
2.
ungültig
Beispiele:
Juraeine Ehe, einen Vertrag, eine Vereinbarung für nichtig erklären
Juranach dem Gesetz ist diese Ehe nichtig
null und nichtigvöllig ungültig
Beispiele:
die Unterschriften sind null und nichtig
etw. für null und nichtig erklären
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
nicht · nichtig · Nichtigkeit · nichts · Nichts · nichtsdestoweniger · nichtswürdig
nicht Adv. der Verneinung. Ahd. niowiht (8. Jh.), mhd. niwiht, niweht, niht, asächs. nio-, neo-, niewiht, mnd. nicht, niet, mnl. nl. niet, afries. nāwet, naut, nāt, aengl. nōwiht, engl. nought sowie got. ni waíht ‘nichts’ ist zusammengerückt aus *na aiwin wihtes, der unter nein (s. d.) angeführten Verneinungspartikel (ahd. ni), dem unter je (s. d.) dargestellten Wort (ahd. io) und dem unter Wicht (s. d.) behandelten Substantiv (ahd. wiht ‘Wesen, Ding’, als substantivisches Pronomen ‘etwas’). Als Ausgangsbedeutung ergibt sich daher etwa ‘nicht irgendein Ding’. Ahd. niowiht und mhd. niwiht, niht wird als Pronominalsubstantiv verwendet (vgl. mhd. diu trügevreude ist ein niht) und kann als Verstärkung zur Negationspartikel hinzutreten, vgl. mhd. ich enweiʒ (es) niht. Seit dem 12. Jh. schwindet die dem Verb vorangestellte Partikel, so daß niht allein die negierende Funktion übernimmt, vgl. mhd. ich weiʒ (es) niht. Reste substantivischen Gebrauchs sind erhalten in mitnichten, mhd. mit nihten (aus mit nihte niht), und zunichte (machen), mhd. ze nihte (aus ze nihte niht); s. auch unten nichts. – nichtig Adj. ‘ungültig, unwichtig, unwesentlich, wertlos’ (15. Jh.); für nichtig achten (16. Jh.), erklären (18. Jh.). Nichtigkeit f. ‘Ungültigkeit, Bedeutungslosigkeit, Wertloses’, mhd. nihtecheit, nihtekeit ‘Nichts’. Vgl. ahd. niwihtheit f. ‘Albernheit, Nichtigkeit’ (um 1000), mhd. nihtheit, frühnhd. Nichtheit (15. Jh.). nichts Indef.pron. mhd. nihtes (aus nihtes niht ‘nichts von nichts’), erstarrter Genitiv des ehemaligen Substantivs niht n. (s. oben), bis ins 18. Jh. in der Form nichtes. Erneut substantiviert (und mit dem bestimmten, seltener unbestimmten Artikel gebraucht) Nichts n. (16. Jh.). Auf einer alten genitivischen Fügung beruhen auch nichtsdestoweniger Konj. ‘dennoch, trotzdem’ (Ende 15. Jh.) und nichtswürdig Adj. ‘niederträchtig, ehrlos’ (17. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Jura
(rechts)unwirksam · nichtig · null und nichtig · ungültig  ●  ohne Rechtsfolgen fachspr.
Assoziationen

(eine) Randerscheinung · Nebensache · bedeutungslos · belanglos · marginal · nebensächlich · nicht (weiter) der Rede wert · nicht ins Gewicht fallen(d) · nicht wichtig · nichtssagend · ohne Belang · unbedeutend · unerheblich · unmaßgeblich · unwesentlich · unwichtig · vernachlässigbar · zu vernachlässigen  ●  Das ist ein kleiner Fisch. ugs., Spruch · Deine Sorgen möchte ich haben! ugs., Spruch · irrelevant geh., bildungssprachlich · nichtig geh.
Assoziationen
  • meinethalben · meinetwegen (halbherzig zustimmend) · wie Sie meinen · wie du meinst · wie du willst  ●  (es) soll mir recht sein ugs. · geht (schon) in Ordnung ugs. · halt ugs. · in Gottes Namen ugs. · ist (schon) in Ordnung ugs. · mir soll's recht sein ugs. · na schön ugs. · nur ugs. · ruhig ugs. · schon okay ugs. · soll er (ruhig) machen ... ugs. · soll er doch ... ugs. · soll sie doch ... ugs. · von mir aus ugs. · wenn Sie meinen ... ugs. · wenn du meinst ... ugs. · wenn es denn sein muss geh. · wer's braucht ... ugs., kommentierend
  • (jemandem) herzlich egal sein · (jemanden) nicht (im Geringsten) interessieren · im Grunde verachten · nur ein müdes Lächeln übrig haben für
  • (jemandem) egal sein · (jemandem) einerlei sein · (jemandem) gleichgültig sein · (jemanden) gleichgültig lassen · (jemanden) nicht interessieren · (jemanden) nicht nervös machen · (jemanden) nichts angehen · (mit etwas) nichts zu tun haben · (sich) nicht scheren um · (völlig) kalt lassen · keinen Wert legen auf · mit den Achseln zucken · nichts am Hut haben (mit)  ●  (an jemandem) abprallen fig. · (jemandem) nicht den Schlaf rauben fig. · (jemanden) nicht kümmern veraltend · (jemanden) nicht unruhig schlafen lassen fig. · (jemandem) (glatt / direkt) am Arsch vorbeigehen derb · (jemandem) Blunzen sein ugs., wienerisch · (jemandem) Latte ugs. · (jemandem) herzlich egal ugs. · (jemandem) latte ugs. · (jemandem) piepegal ugs. · (jemandem) scheißegal derb · (jemandem) schnuppe ugs. · (jemandem) schnurz ugs. · (jemandem) schnurzpiepe ugs. · (jemandem) sowas von egal ugs., emotional · (jemandem) wumpe ugs., regional · (jemandem) wurscht ugs. · (jemandem) wurschtpiepe ugs. · (jemandem) wurschtpiepegal ugs. · (jemanden) nicht anfechten geh., veraltend · (jemanden) nicht die Bohne interessieren ugs., Redensart · (jemanden) nicht jucken ugs. · (jemanden) nicht kratzen ugs. · (jemanden) nicht scheren geh., veraltend · (jemanden) nicht tangieren geh., bildungssprachlich · (jemanden) nur peripher tangieren geh. · (sich) nicht (weiter) kümmern um ugs. · Scheiß der Hund drauf. derb, Spruch, kommentierend · Scheiß drauf! vulg., Spruch, kommentierend · das kannst du deinem Frisör erzählen ugs., Spruch · das tangiert mich (äußerst) peripher geh., Spruch, verhüllend, bildungssprachlich, scherzhaft · den lieben Gott einen guten Mann sein lassen ugs., Redensart · drauf scheißen vulg. · erzähl das der Parkuhr ugs., veraltet, Spruch · keinen gesteigerten Wert legen auf ugs. · nichts geben auf ugs. · pfeifen auf ugs. · sprich zu meiner Hand ugs., Spruch, variabel
  • (mit etwas) ist (auch) keinem geholfen · wirkungslos verpuffen  ●  (auch) verzichten können auf ugs. · (den) Kohl (auch) nicht fett machen ugs. · (es) kommt nichts (Gescheites) heraus (bei) ugs. · nicht (richtig) weiterhelfen ugs. · nicht viel bringen ugs. · nichts bringen ugs., salopp
  • (dein ...) kannst du dir sonstwo hinstecken! derb · drauf geschissen! derb · du kannst mich (mal) am Arsch lecken! vulg. · du kannst mich (mal) kreuzweise! derb · du kannst mich mal gerne haben! ugs. · du kannst mich mal! ugs. · du kannst mir mal den Buckel runterrutschen! ugs., variabel · du kannz mir ma den Nachen deuen ugs., rheinisch · fick dich ins Knie! vulg. · fick dich selbst! vulg. · fick dich! vulg. · geh mir doch weg! ugs. · leck mich (doch) am Arsch! vulg. · macht doch euren Scheiß alleine! derb
  • wenn's weiter nichts ist...  ●  (aber) sonst hast du keine Probleme (oder)? ugs., Spruch · wenn das deine einzigen Probleme sind... ugs.
  • keinen Wert haben · nichts wert sein · wertlos (sein)  ●  keinen roten Heller wert sein veraltend · keinen Pfifferling wert sein ugs. · keinen Schuss Pulver wert sein ugs. · nur Schrottwert (haben) derb
  • bedeutungsleer · gehaltlos · inhaltsarm · inhaltsleer · ohne Substanz · substanzlos  ●  sinnentleert geh. · substanzarm geh.
  • Bagatelle · Belanglosigkeit · Geringfügigkeit · Kleinigkeit · Nebensache · Nebensächlichkeit · Nichtigkeit · Schall und Rauch · Unwichtiges · Unwichtigkeit · nichts, über das man viele Worte verlieren müsste · unwichtige Sache  ●  (alltägliches) Klein-Klein ugs. · Fliegenschiss derb, fig. · Kiki ugs. · Kinkerlitzchen ugs. · Kleckerkram ugs. · Kleinkleckerkram ugs. · Kleinkram ugs. · Lappalie ugs., latinisiert, Studentensprache · Larifari ugs. · Marginalie geh. · Peanuts ugs., engl. · Petitesse geh., veraltet · Pillepalle ugs. · Pipifax ugs. · Quisquilien (Plur., lat.) geh., sehr selten · Schnullibulli ugs. · Tüddelkram ugs., norddeutsch, variabel · keine große Geschichte ugs. · keine große Sache ugs.
  • kleines Licht · kleines Rädchen im Getriebe
  • (unwichtige) Begleiterscheinung · Nebenerscheinung · Nebensache · Nebensächlichkeit · Randerscheinung · Randphänomen  ●  Epiphänomen geh.
  • (sich) fehl am Platz fühlen · (sich) nicht beachtet fühlen · (sich) vernachlässigt fühlen · (sich) vorkommen wie das fünfte Rad am Wagen · (sich) überflüssig vorkommen
  • Belangloses · Belanglosigkeiten · Nebensächlichkeit(en) · Trivia · Vermischtes · am Rande notiert · aus der Enzyklopädie des unnützen Wissens · dies und das · kurz und uninteressant
  • nicht (so) wichtig · nicht erforderlich · nicht nötig · unnötig · unwichtig · verzichtbar · überflüssig  ●  (danke,) kein Bedarf ugs. · entbehrlich geh. · muss nicht sein ugs. · nicht brauchen (zu) ugs.
  • (sehr) karg · (äußerst) kärglich · Niedrigst... · minimal · niedrigst · sehr gering · sehr niedrig  ●  minim schweiz.
  • das hat keine große Bedeutung · das hat nicht viel zu sagen · das hat nichts zu sagen · das muss nicht viel heißen · das muss nichts heißen
  • (ein bisschen) Geld · kleiner Betrag  ●  (ein bisschen) Klimpergeld ugs. · (nur) Centbeträge ugs., auch figurativ · (nur) Kleingeld ugs., auch figurativ · Kleckerbetrag ugs. · Peanuts ugs., engl., fig. · aus der Portokasse (bezahlen) ugs., fig.
  • Nischenthema · Orchideenthema
  • In einigen Fällen · einzelne Male · gelegentlich · im Einzelfall · in einzelnen Fällen · kaum · kaum mehr · kaum noch · nicht oft · punktuell · selten · wenig · wenige Male  ●  (so etwas hat man) nicht alle Tage ugs., variabel · rar geh.
  • der letzte der letzten  ●  (nur) ein kleines Rädchen im Getriebe fig. · Schütze Arsch im letzten Glied (sein) derb, Redensart
  • (einer Sache) keine Beachtung schenken · (etwas) für unwichtig halten · nicht berücksichtigt werden (Sache)  ●  durch den Rost fallen ugs., fig.

Typische Verbindungen zu ›nichtig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›nichtig‹.

Verwendungsbeispiele für ›nichtig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Auch wenn man die Erklärung entgegen dieser Erwartung für ernst hält, ist sie nichtig. [Zimmermann, Theo: Der praktische Rechtsberater, Gütersloh: Bertelsmann [1968] [1957], S. 23]
Ich liebe sie sehr, mein Leben wäre nichtig ohne sie. [Klemperer, Victor: [Tagebuch] 1953. In: ders., So sitze ich denn zwischen allen Stühlen, Berlin: Aufbau-Verl. 1999 [1953], S. 419]
Das Verfahren sei zwar nicht korrekt, aber das Gesetz sei deswegen nicht gleich nichtig. [Die Zeit, 18.01.2010, Nr. 03]
Ist nicht die Ehe, die den Charakter einer freiwilligen Bindung verloren hat, sowieso nichtig? [Die Zeit, 15.06.1973, Nr. 25]
Dieser Beschluss war jedoch nichtig, weil Funk daran selbst beteiligt war. [Süddeutsche Zeitung, 12.02.2004]
Zitationshilfe
„nichtig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/nichtig>.

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