nicken1
Vb.
‘(den Kopf) auf und ab bewegen, niederbeugen’
(zum Zeichen des Grußes oder der Bestätigung),
ahd.
(h)nicken
(9. Jh.),
mhd.
mnd.
mnl.
nicken,
nl.
nikken.
Das nur im
Kontinentalwestgerm. bezeugte schwache Verb
(
dän.
nikke,
schwed.
nicka
sind aus dem
Mnd. entlehnt)
ist ein Kausativum mit Intensivgemination zu dem unter
neigen
(s. d.)
dargestellten Verb,
also eigentlich
‘niedersinken machen, zur Verneigung bringen’
(zum Zeichen der Unterwerfung).
In früher Zeit in breiter
(vielfach übertragener)
Verwendung,
ausgehend von
(transitiv)
‘jmdn. niederbeugen, -drücken’,
(intransitiv)
‘sich niederbeugen, niedersinken’,
z. B.
ahd.
mhd.
‘(nieder)beugen, niederdrücken, abweichen’
sowie
‘(durch Körper- bzw. Kopfbewegung) sich (hin)neigen, zustimmen, zuerkennen’;
vgl. auch
ahd.
bi(h)nicken
‘erdrücken, übertölpeln, überwältigen, verbergen’,
mhd.
benicken
‘(sich) beugen, niederdrücken’,
ahd.
gi(h)nicken
‘jmdn. etw. antun, hart bedrücken, überwältigen’,
mhd.
genicken
‘(sich) neigen, sinken, demütigen’,
ahd.
fir(h)nicken
‘vernichten, zerstören, vereiteln’,
mhd.
vernicken
‘herabbeugen, unterdrücken, demütigen’,
ahd.
int(h)nicken
‘sich niederlassen, niederkauern, senken’,
ahd.
nidar(h)nicken
‘zusammenziehen, niederdrücken, übertölpen’.
Im
Frühnhd. schwächt sich diese Bedeutungsvielfalt ab,
im
Nhd. nur noch meist intransitiv
(mit dem Kopf, mit den Augen) nicken,
seltener transitiv
(den Kopf, Dank, Zustimmung) nicken.
Vom heutigen Standpunkt aus ist hierherzustellen
seit dem Ahd. bezeugtes
nicken2
Vb.
‘leicht und kurz schlafen’,
das,
obwohl auf anderer Grundlage beruhend,
im
Nhd. mit
nicken1
(s. d.)
lautlich und,
im Sinne von
‘im Sitzen (ein)schlafen, wobei der Kopf nach vorn sinkt’,
auch semantisch zusammengefallen ist.
Vgl.
ahd.
intnucken
(10./11. Jh.),
mhd.
entnucken,
entnücken,
entnicken
‘einschlafen, entschlummern’,
auch
nhd.
(
obd.)
entnucken
‘(sitzend) einschlafen’;
hierzu auch
schweiz.
Nuck
‘Schläfchen, kurzer Schlummer’,
dafür
hd.
Nickerchen,
ein Nickerchen machen.
Auszugehen ist von
mhd.
nücken
bzw.
(
md.)
nucken
‘den Kopf bewegen, (vom Pferd) stutzen, mit sinkendem Kopf einschlafen’,
mnd.
nucken
‘drohend oder trotzig den Kopf bewegen’.
Umlauthemmendes
-kk-
ist noch wirksam in den Mundarten
(
bair.
schweiz.
nucken),
sonst
nücken,
das sich entrundet leicht an
nicken1
anschließt.
Heute vornehmlich
einnicken
Vb.
‘in einen leichten Schlaf, Schlummer fallen, im Sitzen einschlafen’
(18. Jh.);
bildlich
‘friedlich und sanft sterben’
(20. Jh.).
Die Herkunft dieses Verbs
ist im Hinblick auf den zugrundeliegenden abweichenden Stammvokal
-u-
unklar.
Zu
ie.
*neug-,
einer Gutturalerweiterung der Wurzel
ie.
*neu-
‘einen Ruck machen, nicken, winken’,
wozu
lat.
nuere
‘nicken, sich neigen’?
Oder mit
Nacken,
Nocken
(s. d.)
zu
ie.
*kneg-,
*kneug-,
einer Bildung zu der nur erweitert darstellbaren Wurzel
ie.
*ken-
‘zusammendrücken, knicken’?
Oder lediglich eine intensivierende Lautvariante zu
nicken1
(s. oben)?