niederlassen
GrammatikVerb · reflexiv
Aussprache
Worttrennung nie-der-las-sen
Wortbildung
mit ›niederlassen‹ als Erstglied:
Niederlassung
Bedeutungsübersicht
- 1. [gehoben] sich setzen
- 2. ⟨sich als Arzt, Fotograf niederlassen⟩ als Arzt, Photograph an einem Ort ansässig werden, sich etablieren
- [umgangssprachlich, scherzhaft, übertragen] ⟨sich (bei jmdm.) häuslich niederlassen⟩ es sich (bei jmdm.) bequem machen, sich für längere Zeit (bei jmdm.) einrichten
eWDG
Bedeutungen
1.
gehoben sich setzen
Beispiele:
sich in einen, einem Sessel, auf der, die Erde, die Wiese, am Tisch niederlassen
eine Vogelschar hat sich auf den Telefondrähten niedergelassen
sich auf die Knie niederlassen (= niederknien)
2.
⟨sich als Arzt, Fotograf niederlassen⟩als Arzt, Photograph an einem Ort ansässig werden, sich etablieren
Beispiel:
er hat sich in N niedergelassen
umgangssprachlich, scherzhaft, übertragen ⟨sich (bei jmdm.) häuslich niederlassen⟩es sich (bei jmdm.) bequem machen, sich für längere Zeit (bei jmdm.) einrichten
Beispiele:
sie kamen mit Sack und Pack und sahen ganz aus, als wollten sie sich bei uns häuslich niederlassen
auf einem Rastplatz ließen wir uns häuslich nieder
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
lassen · ablassen · unablässig · anlassen · Anlasser · Anlaß · anläßlich · veranlassen · auslassen · ausgelassen · einlassen · Einlaß · entlassen · Entlassung · erlassen · Erlaß · unerläßlich · hinterlassen · Hinterlassenschaft · nachlassen · Nachlaß · nachlässig · vernachlässigen · niederlassen · Niederlassung · überlassen · unterlassen · Unterlaß · verlassen · Verlaß · verläßlich · zulassen · zulässig
lassen Vb. ‘dulden, erlauben, bitten, veranlassen, daß etw. geschieht, unterlassen, aufhören mit etw., überlassen, geben, aufgeben’. Das gemeingerm., ehemals reduplizierende Verb ahd. lāʒan (8. Jh.), Kurzform lān, mhd. lāʒen, lān, asächs. lātan, mnd. mnl. lāten, nl. laten, aengl. lǣtan, engl. to let, anord. lāta, schwed. låta, got. lētan ist mit den unter lasch und lässig (s. d.) angegebenen Formen und außergerm. mit griech. lēdé͞in (ληδεῖν) ‘träge, müde sein’, lat. lassus (aus *lədto-) ‘laß, matt, müde, abgespannt’, alban. lodh ‘er ermüdet jmdn.’ und lit. léisti ‘(los)lassen, freilassen’ auf eine Wurzelerweiterung ie. *lē(i)d-, *ləd- der Wurzel ie. *lē(i)- ‘nachlassen’ rückführbar. – ablassen Vb. ‘von etw., jmdm. abstehen, aufgeben, entweichen lassen, herniederlassen, (käuflich) überlassen’, ahd. oblāʒan (für gewöhnliches aba-) ‘erlassen, Nachlaß gewähren’ (8. Jh.), mhd. abelāʒen, auch ‘aufgeben, Abstand nehmen, losgehen lassen, entweichen lassen, niederlassen’; s. Ablaß; unablässig Adj. ‘nicht ablassend, andauernd, ohne Unterbrechung’ (16. Jh.). anlassen Vb. ‘(Kleidung) nicht ablegen, eine Vorrichtung nicht ausschalten, einen Motor in Gang setzen’, reflexiv ‘beginnen, in Betrieb kommen’; vgl. ahd. analāʒan ‘hineinlassen, etw. über jmdn. (sich) kommen lassen’ (8. Jh.), mhd. anelāʒen ‘erfinden, angeben, loslassen, in Bewegung setzen’; Anlasser m. ‘Vorrichtung zum In-Gang-Setzen eines Motors, einer Maschine’ (älter Anlaßhebel, 19. Jh.), bei Elektromotoren ‘vorgeschalteter Widerstand, der ein langsames Anlaufen gewährleistet’ (um 1900); Anlaß m. ‘Ursache, Grund’, mhd. ane-, anlāʒ ‘Anfang, Beginn, Punkt, von dem ein Wettrennen ausgeht, Anreiz, Gelegenheit, Kompromiß’; anläßlich Präp. ‘bei Gelegenheit, aus Anlaß’ (19. Jh.), älter (selten) auch adjektivisch und adverbial (15. Jh.); veranlassen Vb. (schwach flektierend) ‘anregen, anordnen, bewirken’, frühnhd. ‘etw. auf jmdn. schieben, jmdn. für etw. auswählen’ (15. Jh.). auslassen Vb. ‘loslassen, weglassen, nicht beachten, (Kleider) verlängern, (Ärger, Zorn) Unschuldige entgelten lassen’, ahd. ūʒlāʒan ‘fortschicken, ausschütten, freilassen, nicht zurückhalten, vergießen, aussprechen, beenden’ (9. Jh.), mhd. ūʒlāʒen; ausgelassen Part.adj. ‘unbändig, hemmungslos’ (vgl. in älterer Sprache ausgelassener Trotz, ausgelassene Leidenschaft), ‘sehr fröhlich’, eigentlich ‘freigelassen’ (16. Jh.). einlassen Vb. ‘herein-, hineinlassen, einfügen’, reflexiv ‘auf etw. eingehen, mit jmdm. verkehren’, ahd. inlāʒan ‘hineinwerfen, einlassen’ (8. Jh.), mhd. īnlāʒen; Einlaß m. ‘das Hineinlassen, Öffnen, Eintritt, Tür’ (16. Jh., Einlaß begehren). entlassen Vb. ‘freigeben, verabschieden, (aus einem Amt) wegschicken, jmds. (Arbeits)vertrag aufkündigen’, ahd. intlāʒan ‘nachlassen, verzeihen, loslassen, lösen, entspannen, weichen’ (8. Jh.), mhd. entlāʒen ‘loslassen, fahrenlassen’, reflexiv ‘sich entfalten’; Entlassung f. ‘Freilassung, Verabschiedung, Entfernung aus einem Amt’ (17. Jh.). erlassen Vb. ‘in Kraft treten lassen, anordnen, von etw. befreien, eine Anordnung aufheben’, ahd. irlāʒan ‘unterlassen, befreien von’ (9. Jh.), mhd. erlāʒen ‘wovon freilassen’, reflexiv ‘auseinandergehen, sich enthalten, unterlassen’; Erlaß m. ‘Verfügung, Anordnung, Aufhebung’ (18. Jh.); unerläßlich Adj. ‘unbedingt erforderlich, nicht aufhebbar’ (17. Jh.). hinterlassen Vb. ‘(einem anderen) zurücklassen, etw. vererben’ (16. Jh.); Hinterlassenschaft f. ‘Zurückgelassenes, Erbe’ (19. Jh.). nachlassen Vb. ‘Spannung lockern, vermindern, schlechter werden, zurücklassen, Preise herabsetzen’, spätmhd. nāchlāʒen; Nachlaß m. ‘das Nachlassen’ (16. Jh.), ‘Hinterlassenschaft’ (18. Jh.), literarischer Nachlaß (19. Jh.); nachlässig Adj. ‘säumig, unzuverlässig, unordentlich’ (15. Jh.); vernachlässigen Vb. ‘nicht gehörig betreuen oder beachten’ (18. Jh., durch Lessing und Goethe verbreitet). niederlassen Vb. ‘von oben herunterlassen’, reflexiv ‘sich ansiedeln, einen festen Wohnsitz, ein Geschäft, eine Firma einrichten’, ahd. nidarlāʒan ‘sinken lassen, nach unten wenden, hinab-, herablassen, versenken’ (9. Jh.), mhd. niderlāʒen; Niederlassung f. ‘das Senken, Ansiedlung, Gründung eines geschäftlichen Unternehmens, Filiale’ (16. Jh.). überlassen Vb. ‘abtreten, übergeben, anheimstellen’ (15. Jh.). unterlassen Vb. ‘nicht tun, versäumen zu tun’, ahd. untarlāʒan (9. Jh.), mhd. underlāʒen ‘abstehen, nicht tun’; Unterlaß m. nur noch in der Fügung ohne Unterlaß ‘ohne Unterbrechung, unaufhörlich’, ahd. āno untarlāʒ, mhd. āne underlāʒ; vgl. ahd. untarlāʒ ‘Unterbrechung’ (9. Jh.), mhd. underlāʒ ‘das Innehalten, Unterbrechung, Beherbergen’, frühnhd. auch ‘Unterkunft, Lagerplatz’ (16. Jh.). verlassen Vb. ‘sich von einem Ort, von jmdm. entfernen, aufgeben, zurück-, alleinlassen’, reflexiv sich verlassen auf ‘vertrauen’, ahd. firlāʒan ‘entlassen, vorbei-, zurücklassen’ (8. Jh.), mhd. verlāʒen ‘fahrenlassen, fort-, loslassen, anbefehlen, verzeihen, zulassen, anvertrauen, hinterlassen, vertrauen’; Verlaß m. ‘Vertrauen, Zuverlässigkeit’ (19. Jh.), frühnhd. ‘Verabredung, Absprache’, auch ‘Hinterlassenschaft’, mhd. verlāʒ ‘Lässigkeit, Untätigkeit’; heute in der Wendung auf jmdn., etw. ist (kein) Verlaß, wohl aus dem Nd., vgl. dar is nien verlaat to (18. Jh.); verläßlich Adj. ‘zuverlässig’ (19. Jh.), dafür zuvor verlässig (18. Jh.). zulassen Vb. ‘gestatten, erlauben’, ahd. zuolāʒan ‘hinzulassen, zukommen lassen, zuschicken’ (10. Jh.), mhd. zuolāʒen; zulässig Adj. ‘erlaubt, gestattet’ (16. Jh.), ‘annehmbar, möglich’ (18. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
(sich) einen Wohnsitz nehmen ·
(sich) niederlassen
(sich) hinsetzen ·
(sich) niedersetzen ·
(sich) platzieren ·
(sich) setzen ·
Platz nehmen ·
es sich bequem machen ·
es sich gemütlich machen ●
(sich in einen Sessel / auf die Couch usw.) fallen lassen ugs. ·
(sich) auf eine vier Buchstaben setzen ugs., veraltend, scherzhaft ·
(sich) hinpflanzen ugs. ·
(sich) niederlassen geh. ·
(sich) platzen ugs., scherzhaft ·
abhocken derb, schweiz. ·
seinen Hintern (auf einen Stuhl usw.) quetschen derb
Unterbegriffe |
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Antonyme |
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(festen) Fuß fassen ·
(irgendwohin) gehen, um zu bleiben ·
(irgendwohin) ziehen ·
(sich) ansiedeln ·
(sich) häuslich niederlassen ·
(sich) niederlassen ·
einwurzeln ·
heimisch werden ·
kommen um zu bleiben ●
(seine) Heimat finden auch figurativ ·
(sich) breitmachen abwertend ·
seine Zelte aufschlagen fig. ·
ansässig werden fachspr., Amtsdeutsch
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›niederlassen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›niederlassen‹.
Advokat
Allgemeinarzt
EU-Bürger
Einsiedler
Eremit
Facharzt
Farmer
Gewerbebetrieb
Gewerk
Gsg.-Lehrer
Hausarzt
Industriebetrieb
Kassenarzt
Kleinhändler
Musiklehrer
Privatgelehrte
Rechtsanwalt
Siedler
Slawe
Songhai-Flüchtling
Storch
Storchenpaar
Taube
anderswo
dauerhaft
häuslich
irgendwo
metamorphosieren
wo
Verwendungsbeispiele für ›niederlassen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Wie auf ein geheimes Zeichen lassen sie sich später wieder gemeinsam nieder.
[Natzmer, Gert von: Tierstaaten und Tiergesellschaften, Berlin: Safari-Verl. 1967, S. 119]
Draußen in der großen Stube ließ er sich an einem dichtbesetzten Tisch nieder.
[Ganghofer, Ludwig: Der Dorfapostel, Stuttgart: Adolf Bonz 1917 [1900], S. 134]
Sie könnten sich in einem Umfang niederlassen, der von niemandem gewünscht werden kann.
[Der Spiegel, 23.05.1983]
Wer viel Geld hat, kann sich fast überall auf der Welt niederlassen.
[Die Zeit, 17.10.1997, Nr. 43]
Nur sie haben das Recht, sich im Vereinigten Königreich niederzulassen.
[Archiv der Gegenwart, 2001 [1981]]
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