ober
Adj.
(heute nur mit Flexionsendung
der obere,
ein oberer)
‘oben befindlich, höher gelegen, auf höherer Stufe stehend, übergeordnet’,
ahd.
obaro
(8. Jh.),
mhd.
ober
ist wie das Adjektiv
aengl.
yferra
‘nachfolgend, höher’
und die Adverbien
anord.
ofar(r)
‘weiter oben’,
got.
ufarō
‘darüber’
eine komparativische Bildung mit
r-Suffix
zu der unter
ob1
Präp.
(s. d.)
behandelten Ortsbestimmung.
Die
germ. Formen sind vergleichbar mit
aind.
úparaḥ
‘der untere, hintere, spätere’,
awest.
upara-
‘der obere, höhere, überlegene’,
griech.
hýperon,
hýperos
(
ὕπερον,
ὕπερος)
‘Mörserkeule’,
lat.
superus
‘der obere’,
die einen Komparativ
ie.
*upero-
fortsetzen.
Neben
ahd.
obaro
tritt ein gleichbed.
ahd.
(besonders
obd.)
obarōro
(um 800)
mit zusätzlicher Komparativendung;
diesem entspricht der Superlativ
ahd.
obarōsto
(8. Jh.),
auch
obaristo
(11. Jh.),
mhd.
ob(e)rest,
ob(e)rōst,
ob(e)rist,
öbrist
‘der oberste, höchste’.
Substantiviertes
mhd.
die oberen
Plur.,
frühnhd.
ain ober
(15. Jh.,
mit Bewahrung der endungslosen Nominativform des
Mhd.)
bezeichnet Personen von höherem Rang oder Stand,
daher
Ober
m.
ihrem Wert nach unter dem König
stehende Spielkarte im deutschen Kartenspiel
(Anfang 16. Jh.,
im
Frühnhd. auch
Oberbild,
15. Jh.,
Obermann,
Oberbub,
16. Jh.),
zu unterscheiden von
Ober
‘Kellner’
(Ende 19. Jh.),
einer jungen Kürzung aus
Oberkellner
‘Zahlkellner’
(18. Jh.,
vgl. aber schon
mhd.
oberkelner
‘oberster Kellermeister’,
14. Jh.).
Auf Substantivierung des Superlativs
beruht
Oberst
m.
‘hoher militärischer Befehlshaber, Regimentskommandeur’,
namentlich
‘im Rang unmittelbar unter dem General (major) stehender Offizier’
(16. Jh.,
bis ins 18. Jh. auch
in der beim Adjektiv nicht mehr gebräuchlichen Form
Obrist);
daneben wird im älteren
Nhd.
(vom 15. Jh. an)
außerhalb des militärischen Bereichs
der Oberste
ganz allgemein im Sinne von
‘Vorgesetzter, Vorsteher’
verwendet,
ebenso
die Oberste
‘Vorsteherin’
(16. Jh.),
später ersetzt durch
Oberin
f.
(Ende 18. Jh.,
seit dem 19. Jh. besonders für
‘Vorsteherin eines Klosters, Heimleiterin, leitende Krankenschwester’).
Obers
n.
bair.
öst.
‘Rahm, Sahne’
(17. Jh.),
eigentlich
Ober(e)s
(der Milch),
substantiviertes Neutrum von
ober.
Schlagobers
n.
‘Schlagsahne’.
–
oberhalb
Präp.
mit Genitiv
‘über’,
älter auch Adv.
‘weiter oben gelegen, darüber’,
mhd.
oberhalbe(n),
oberhalp
Adv. und Präp.;
zum zweiten Glied s.
-halb,
-halben.
Oberwasser
n.
seit dem 19. Jh.
(besonders
nordd. und
md.)
vor allem
‘Vorteil, günstige Position’
in Fügungen wie
Oberwasser haben,
bekommen,
auch
jmdm. Oberwasser geben;
das zugrundeliegende Bild entstammt dem Mühlenwesen,
wo von oben auf das Mühlrad fallendes Wasser
(vgl.
oberschlächtiges Rad)
vorteilhafter für den Antrieb ist.
Frühere Belege
(vom 15. Jh. an)
zeigen
Oberwasser
in wechselndem Gebrauch für
‘aufgestautes Wasser’,
‘Gebirgswasser’
oder
‘Oberlauf eines Gewässers’.
Obrigkeit
f.
‘Träger der staatlichen oder kirchlichen Macht, Regierung’
(16. Jh.),
zuvor
spätmhd.
oberkeit,
frühnhd.
Ober-,
Öberkeit
in der Bedeutung
‘Herrschaft, Macht, Gewalt’,
vgl.
mnd.
overicheit
‘Macht, Oberherrschaft, Behörde’.