Ochse
m.
‘kastriertes männliches Rind’,
landwirtschaftlich dagegen auch
‘Zuchtbulle’,
ahd.
(8. Jh.),
asächs.
ohso,
mhd.
ohse,
mnd.
mnl.
osse,
nl.
os,
aengl.
oxa,
engl.
ox,
anord.
oxi,
uxi,
schwed.
oxe,
got.
aúhsus,
aúhsa
führt auf
germ.
*uhsan-,
verwandt mit
aind.
ukṣā́
‘Stier’,
ukṣáti
‘besprengt, befeuchtet’,
toch. B
okso
‘Rind, Stier’,
kymr.
ych
‘Ochse’,
mir.
oss
‘Hirsch’.
Ansetzbar ist
ie.
*uku̯s-,
eine
s-Erweiterung
der Wurzel
ie.
*u̯egu̯-,
*ū̌gu̯-
‘feucht, netzen’,
zu der auch
griech.
hygrós
(
ὑγρός)
‘naß, feucht, wäßrig, flüssig, weich, schlaff’,
lat.
ūvidus
‘feucht, naß’,
mnl.
wac,
nl.
wak
‘feucht’
gehören.
Auszugehen wäre dann für
Ochse
von einer Grundbedeutung
‘Befeuchter, (Samen)spritzer’,
also
‘(Zucht)bulle’.
Falls jedoch eine Bedeutung
‘(kastrierter) Zugochse’
bzw.
‘heranwachsendes Rind’
anzunehmen ist, kann Anschluß an die unter
wachsen2
(s. d.)
angegebene Wurzel
ie.
*(a)u̯eg-
‘vermehren, zunehmen’
(mit
s-Formans
*uks-)
erwogen werden;
vgl.
Zimmer
in: Zs. f. vgl. Sprachforsch.
95 (1981) 84 ff.
ochsen
Vb.
‘eifrig lernen, pauken’
(19. Jh.),
eigentlich
‘wie ein als Zugtier verwendeter Ochse schwer arbeiten’,
durch die Studentensprache verbreitet
(vgl.
büffeln).
Ochsenauge
n.
Auge eines Ochsen, eines Rindes;
vielfach im bildlichen Vergleich:
‘rundes Dachfenster’
(15. Jh.;
vgl.
mfrz.
frz.
œil-de-bœf,
16. Jh.;
s. auch
Bullauge),
landschaftlich
‘Spiegelei’
(16. Jh.),
nach seiner Flügelzeichnung ein Tagfalter
(19. Jh.),
die Augenkrankheit Hydrophthalmus,
‘Augapfelvergrößerung’
(19. Jh.).
Schließlich volkstümlicher Name mehrerer Pflanzen
(seit dem 17. Jh.)
mit großen, gefüllten Blütenköpfchen
wie Kamille-, Asternarten,
Wucherblume, Löwenzahn u. a.
(vgl.
Marzell s. v.).
Für eine Art Wucherblume
(Chrysanthemum)
bereits
lat.
būphthalmus
m.
(
Plinius),
griech.
būphthalmon
(
βούφϑαλμον,
Dioskorides),
zu
griech.
būs
(
βοῦς)
‘Rind, Kuh, Ochse’
und
griech.
ophthalmós
(
ὀφϑαλμός)
‘Auge’.