Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

passieren

Grammatik Verb · passiert, passierte, hat passiert
Aussprache 
Worttrennung pas-sie-ren
Wortbildung  mit ›passieren‹ als Erstglied: Passant · Passiergewicht · Passiermaschine · Passierschein · Passierschlag · Passiersieb · passabel · passierbar
 ·  mit ›passieren‹ als Letztglied: abpassieren · durchpassieren · einpassieren · hindurchpassieren
Herkunft zu passerafrz frz ‘sich von einem Orte an einen anderen bewegen, durchqueren, überschreiten, vorüber-, vergehen, durchseihen’
eWDG

Bedeutungen

1.
eine bestimmte Wegstrecke, ein bestimmtes Gebiet durchqueren, durchfahren
Beispiele:
einen Weg, Fahrdamm, eine Kreuzung passieren
das Schiff passiert die Brücke
der Eilzug hat eben die Bahnstation passiert
das Auto konnte ungehindert den Kontrollpunkt passieren
etw. überqueren
Beispiele:
Flüsse, Grenzen passieren
der Pförtner ließ ihn (ungehindert) passieren (= vorbei-, hindurchgehen)
diese Ware passiert zollfrei (= geht zollfrei über die Grenze)
etw. Revue passieren lassen (= etw. in Gedanken an sich vorüberziehen lassen)
Beispiel:
wenn ich nun mein eigenes Leben noch einmal in allen Einzelheiten Revue passieren lasse [ HartungWunderkinder120]
2.
etw. durch ein Sieb drücken, pressen
Beispiele:
gekochte Kartoffeln, Erbsen passieren
passierte Tomaten
eine Suppe passieren (= durchseihen)
Gemüse‑ und Obstsorten … als Frischsaft oder in passierter Form [ Gesundheit1961]
3.
veraltend etw. passiertetw. ist gerade noch erträglich, leidlich
Beispiel:
Er [der Salon] konnte passieren (mehr freilich war ihm nicht zuzugestehen) [ FontaneII 1,115]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

passieren · Passant · Passage · Passagier
passieren Vb. ‘vorübergehen, durch-, überqueren’, dann ‘angehen, erträglich sein’ (16. Jh., heute unüblich), ‘geschehen, sich ereignen’ (17. Jh.) und ‘durch ein Sieb pressen, durchseihen’ (2. Hälfte 19. Jh.), wahrscheinlich über mnl. passēren ‘durchqueren, vorbeigehen’ entlehnt (niederrhein. passeren ‘reisen’ 1477, hd. seit Anfang 16. Jh.) aus afrz. frz. passer ‘sich von einem Orte an einen anderen bewegen, durchqueren, überschreiten, vorüber-, vergehen, durchseihen’, frz. auch ‘annehmbar, erträglich sein’ (woraus zuvor schon passen, s. d.). Das frz. Verb setzt vlat. *passāre ‘(durch)schreiten, (durch)gehen’ fort, eine Ableitung von lat. passus ‘Schritt’ (s. Paß1). Die Bedeutung ‘sich ereignen’ schließt sich an reflexiv verwendetes gleichbed. mfrz. frz. se passer an. Ein vereinzelter Frühbeleg spätmhd. als diser marckt passärt ‘vorübergeht, zu Ende ist’ (Oswald v. Wolkenstein) beruht wohl auf Übernahme von ital. passare (gleicher Herkunft und Semantik wie frz. passer). – Passant m. ‘Vorübergehender, Fußgänger’, älter auch ‘Durchreisender’ (Anfang 18. Jh.), nach gleichbed. afrz. frz. passant oder ital. passante, dem substantivierten Part. Präs. von afrz. frz. passer bzw. ital. passare (s. oben). Passage f. ‘Durchgang, Durchfahrt, Überfahrt, Abschnitt eines Textes’ (16. Jh., anfangs Passassy, Passaige, Passasch, Pasagie u. ä.), nach gleichbed. mfrz. frz. passage m.; voraus geht mhd. passāsche ‘Weg, Furt’ (13. Jh.), Übernahme von entsprechendem afrz. passage, abgeleitet von afrz. passer (s. oben; vgl. latinisiertes mlat. passagium ‘Durchgang, Weg, Wegegeld, Fährgeld’). Die terminologische Verwendung von Passage (älter auch Passagie) im Sinne von ‘virtuose Tonfolge in einem Musikstück’ (Ende 17. Jh.) erklärt sich aus gleichbed. ital. passaggio, das ebenfalls auf afrz. passage zurückgeht. Passagier m. ‘Reisender, Fahrgast’ (16. Jh., zunächst für den Schiffsreisenden), nach gleichbed. mfrz. frz. passager (afrz. passagier ‘Fährmann, Schiffer’, zu afrz. passage, s. oben), in der Bedeutung ‘Durchreisender, Fremder’ auch nach aus dem Frz. stammendem ital. passegg(i)ero (älter passeggiere, passaggiere).

Typische Verbindungen zu ›passieren‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›passieren‹.

Außergewöhnlich Besondere Ding Fehler Filmzensur Furchtbar Fußgänger Gleiche Malheur Mißgeschick Nächste Panne Revue Schleuse Schlimm Schrecklich Sicherheitsschleuse Unfall Unglück Unvorhergesehen Zensur Ziellinie da Ähnlich

Verwendungsbeispiele für ›passieren‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Inzwischen sei viel passiert, nur daran habe sich nichts geändert. [Düffel, John von: Houwelandt, Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag 2004, S. 297]
Bei Frauen, die ihm nicht gefielen, passierte ihm das nicht. [Suter, Martin: Lila, Lila, Zürich: Diogenes 2004, S. 21]
Denn es sei nichts passiert, was wir nicht selbst verschuldet hätten. [Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft Bd. 2, Frankfurt: Suhrkamp 1983, S. 670]
Ich war voll in Rage, und dann passiert es halt. [Der Spiegel, 16.01.1989]
Was passiert mit den 24 Studenten, die vorübergehend festgenommen wurden? [Der Spiegel, 12.01.1987]
Zitationshilfe
„passieren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/passieren#1>.

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passieren

Grammatik Verb · passiert, passierte, ist passiert
Aussprache 
Worttrennung pas-sie-ren

Bedeutungsübersicht+

  1. [umgangssprachlich] ...
    1. 1. geschehen, sich zutragen, ereignen
    2. 2. ⟨jmdm. passiert etw.⟩ jmdm. widerfährt, geschieht etw.
eWDG

Bedeutung

umgangssprachlich
1.
geschehen, sich zutragen, ereignen
Beispiele:
ein Unglück ist passiert
der Unfall passierte vor ihren Augen
was ist passiert?
es ist etw. Schreckliches passiert
dies wäre nicht passiert, wenn …
wie konnte das nur passieren!
es muss etw. passieren (= unternommen werden)
wenn Sie nicht sofort still sind, passiert etw. (= werde ich handgreiflich)
2.
jmdm. passiert etw.jmdm. widerfährt, geschieht etw.
Beispiele:
mir ist etw. Dummes, Unangenehmes passiert
es passiert Ihnen nichts, wenn Sie alle Anweisungen befolgen!
das kann auch nur ihm passieren! (= er ist immer so ungeschickt!)
das kann jedem mal passieren (= das ist nicht so schlimm)
das ist mir noch nie passiert
pass bloß auf, dass dir nichts passiert! (= zustößt!)
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A2.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

passieren · Passant · Passage · Passagier
passieren Vb. ‘vorübergehen, durch-, überqueren’, dann ‘angehen, erträglich sein’ (16. Jh., heute unüblich), ‘geschehen, sich ereignen’ (17. Jh.) und ‘durch ein Sieb pressen, durchseihen’ (2. Hälfte 19. Jh.), wahrscheinlich über mnl. passēren ‘durchqueren, vorbeigehen’ entlehnt (niederrhein. passeren ‘reisen’ 1477, hd. seit Anfang 16. Jh.) aus afrz. frz. passer ‘sich von einem Orte an einen anderen bewegen, durchqueren, überschreiten, vorüber-, vergehen, durchseihen’, frz. auch ‘annehmbar, erträglich sein’ (woraus zuvor schon passen, s. d.). Das frz. Verb setzt vlat. *passāre ‘(durch)schreiten, (durch)gehen’ fort, eine Ableitung von lat. passus ‘Schritt’ (s. Paß1). Die Bedeutung ‘sich ereignen’ schließt sich an reflexiv verwendetes gleichbed. mfrz. frz. se passer an. Ein vereinzelter Frühbeleg spätmhd. als diser marckt passärt ‘vorübergeht, zu Ende ist’ (Oswald v. Wolkenstein) beruht wohl auf Übernahme von ital. passare (gleicher Herkunft und Semantik wie frz. passer). – Passant m. ‘Vorübergehender, Fußgänger’, älter auch ‘Durchreisender’ (Anfang 18. Jh.), nach gleichbed. afrz. frz. passant oder ital. passante, dem substantivierten Part. Präs. von afrz. frz. passer bzw. ital. passare (s. oben). Passage f. ‘Durchgang, Durchfahrt, Überfahrt, Abschnitt eines Textes’ (16. Jh., anfangs Passassy, Passaige, Passasch, Pasagie u. ä.), nach gleichbed. mfrz. frz. passage m.; voraus geht mhd. passāsche ‘Weg, Furt’ (13. Jh.), Übernahme von entsprechendem afrz. passage, abgeleitet von afrz. passer (s. oben; vgl. latinisiertes mlat. passagium ‘Durchgang, Weg, Wegegeld, Fährgeld’). Die terminologische Verwendung von Passage (älter auch Passagie) im Sinne von ‘virtuose Tonfolge in einem Musikstück’ (Ende 17. Jh.) erklärt sich aus gleichbed. ital. passaggio, das ebenfalls auf afrz. passage zurückgeht. Passagier m. ‘Reisender, Fahrgast’ (16. Jh., zunächst für den Schiffsreisenden), nach gleichbed. mfrz. frz. passager (afrz. passagier ‘Fährmann, Schiffer’, zu afrz. passage, s. oben), in der Bedeutung ‘Durchreisender, Fremder’ auch nach aus dem Frz. stammendem ital. passegg(i)ero (älter passeggiere, passaggiere).

Typische Verbindungen zu ›passieren‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›passieren‹.

Außergewöhnlich Besondere Ding Fehler Filmzensur Furchtbar Fußgänger Gleiche Malheur Mißgeschick Nächste Panne Revue Schleuse Schlimm Schrecklich Sicherheitsschleuse Unfall Unglück Unvorhergesehen Zensur Ziellinie da Ähnlich

Verwendungsbeispiele für ›passieren‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Inzwischen sei viel passiert, nur daran habe sich nichts geändert. [Düffel, John von: Houwelandt, Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag 2004, S. 297]
Bei Frauen, die ihm nicht gefielen, passierte ihm das nicht. [Suter, Martin: Lila, Lila, Zürich: Diogenes 2004, S. 21]
Denn es sei nichts passiert, was wir nicht selbst verschuldet hätten. [Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft Bd. 2, Frankfurt: Suhrkamp 1983, S. 670]
Ich war voll in Rage, und dann passiert es halt. [Der Spiegel, 16.01.1989]
Was passiert mit den 24 Studenten, die vorübergehend festgenommen wurden? [Der Spiegel, 12.01.1987]
Zitationshilfe
„passieren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/passieren#2>.

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