peinlich
GrammatikAdjektiv · Komparativ: peinlicher · Superlativ: am peinlichsten
Aussprache
Worttrennung pein-lich
Wortbildung
mit ›peinlich‹ als Erstglied:
Peinlichkeit · peinlicherweise
·
mit ›peinlich‹ als Letztglied:
hochnotpeinlich · überpeinlich
Bedeutungsübersicht
eWDG
Bedeutungen
1.
Unbehagen, Verlegenheit hervorrufend, unangenehm
Beispiele:
eine peinliche Angelegenheit, Äußerung, Auseinandersetzung, Unterredung, Affäre, Situation, Lage, Szene, Enthüllung
ein peinlicher Auftritt, Zwischenfall, Brief, Augenblick, peinliches Gefühl
bei der Unterhaltung gab es eine peinliche Pause
etw. Peinliches war geschehen, stößt jmdm. zu
⟨etw. ist jmdm. peinlich⟩
Beispiele:
es ist mir sehr peinlich, dass ich Sie jetzt stören muss, Ihnen das mitteilen zu müssen, dich das zu fragen, dich darum zu bitten
es ist mir peinlich, dass ich nicht kommen konnte
die Unterhaltung wurde ihm peinlich
das ist für ihn peinlich
von etw. peinlich überrascht, berührt, betroffen sein
2.
sehr sorgfältig, äußerst genau
Beispiele:
eine peinliche Beachtung, Befolgung aller Vorschriften
die peinliche Überwachung der Gefangenen
Vorschriften, Regeln peinlich beachten, befolgen
peinlich auf etw., alles achten
peinlich auf Pünktlichkeit, Sauberkeit, Ordnung halten
alle Materialien peinlich registrieren, buchen
der peinlich gepflegte Fußboden
etw. mit peinlicher (= sehr großer) Genauigkeit, Korrektheit, Sorgfalt tun
er vermied es peinlich, Anstoß zu erregen, ein heikles Problem zu berühren (= er vermied es um jeden Preis, Anstoß zu erregen, ein heikles Problem zu berühren)
dient als Verstärkung
Beispiele:
etw. peinlich genau beachten (= etw. sehr, überaus genau beachten)
die peinlich genaue Registrierung der Kunstgegenstände
jmd. ist peinlich genau rasiert, peinlich korrekt gekleidet
peinlich korrekt, sauber sein
3.
veraltet, Jura Leib und Leben betreffend
Beispiele:
das peinliche Gericht
die peinliche Gerichtsbarkeit, Gerichtsordnung
jmdn. unter peinliche Anklage stellen, peinlich verklagen
unter Anwendung der Folter
Beispiele:
jmdn. peinlich befragen
ein peinliches Verhör
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Pein · peinigen · Peinigung · peinlich · pingelig
Pein f. ‘Strafe, Qual, Schmerz’, ahd. pīna (8. Jh.), mhd. mnd. pīne, pīn ‘Mühseligkeit, Drangsal, Marter, Not’, asächs. pīna, afries. mnl. pīne, nl. pijn. Das Wort gelangt mit dem Christentum in das Germ. (frühe abgeleitete Formen zeigen im Ahd. verschobenen Anlaut, s. unten). Es ist entlehnt aus mlat. pena ‘Strafe, Buße, Höllenqual, Folter, Mühe, Schwierigkeit’ (dessen geschlossenes, im Vlat. entwickeltes ē mit ahd. ī wiedergegeben wird), lat. poena, griech. poinḗ (ποινή) ‘Sühne, Strafe, Rache’, lat. auch ‘Qual’. – peinigen Vb. ‘Schmerzen zufügen, quälen’, mhd. pīnegen, pīnigen, pīngen, mnd. pīnigen; vgl. älteres ahd. pīnōn und (entsprechend der Lautverschiebung) phīnōn (8. Jh.), mhd. pīnen, nhd. (älter) peinen; dazu Peinigung f. spätmhd. pīnegunge, pīnigunge; vgl. ahd. phīnunga (um 800), spätmhd. pīnunge. peinlich Adj. ‘qualvoll, schmerzlich, unangenehm, beschämend’, älter (in der Gerichtssprache) ‘mit Folterschmerzen verbunden’ (16. Jh.; vgl. peinliche Frage ‘Befragung unter Anwendung bzw. Androhung der Folter’), ‘innerliche Unruhe, Verlegenheit bereitend, innerlich quälend, voller Eifer’ (16. Jh.), danach ‘gewissenhaft, übertrieben sorgfältig’ (Mitte 18. Jh.), mhd. pīnlich ‘schmerzlich, quälend, grausam, straffällig, strafwürdig’. Von Köln aus (seit dem 19., besonders in der 2. Hälfte des 20. Jhs.) verbreitet sich die westd. Form pingelig Adj. ‘übertrieben gewissenhaft, übergenau, kleinlich, heikel’, aus rhein. pingelich, pingelije ‘sehr empfindlich, zimperlich, peinlich genau’ zu Ping(k), der mundartlichen Entsprechung von hd. Pein.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
beschämend ·
blamabel ·
peinlich ●
cring(e)y ugs., engl., jugendsprachlich ·
cringe ugs., jugendsprachlich, engl. ·
daneben ugs. ·
geht gar nicht! ugs. ·
hochnotpeinlich ugs., Verstärkung ·
unmöglich! ugs.
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Typische Verbindungen zu ›peinlich‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›peinlich‹.
Verwendungsbeispiele für ›peinlich‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Die gütigen Augen der alten Dame auf sich gerichtet zu wissen, wäre peinlich, nicht wahr?
[Graudenz, Karlheinz u. Pappritz, Erica: Etikette neu, Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1967 [1956], S. 79]
Es wäre peinlich, wenn irgendwer gehört hätte, was sie gerade gerufen hatte, furchtbar peinlich.
[Boie, Kirsten: Skogland, Ort: Hamburg 2005, S. 77]
Er scheint die Anzeige seiner Regierung peinlichst verinnerlicht zu haben.
[Die Zeit, 12.05.1999, Nr. 20]
Doch dafür wenden sich andere Blätter und deren Leser peinlich berührt ab.
[Die Zeit, 18.02.1999, Nr. 8]
Und dann wäre es doch schon recht peinlich, wenn man nun erst anfangen würde, das duftende Präsent zu enthüllen.
[Graudenz, Karlheinz u. Pappritz, Erica: Etikette neu, Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1967 [1956], S. 312]
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