Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

pflegen

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GrammatikVerb · pflegt, pflegte, hat gepflegt
Aussprache 
Worttrennung pfle-gen
Wortbildung  mit ›pflegen‹ als Erstglied: Pflegearbeit · Pflegeeltern · Pflegehelfer · Pflegekind · Pfleger · Pflegezeit · Pflegezustand · Pflegling · Pflegschaft
 ·  mit ›pflegen‹ als Letztglied: einpflegen  ·  mit ›pflegen‹ als Grundform: Pflege · gepflegt
eWDG

Bedeutung

jmdn., etw. pflegenfür jmdn., etw. sorgen, jmdn., etw. mit liebevoller Fürsorge umgeben
Beispiele:
einen Kranken, das Kind pflegen
jmdn. gesund pflegen
die Eltern liebevoll, aufopfernd pflegen
der Gärtner pflegt die Blumen, den Rasen
er pflegte seine Tiere selbst
jmdn., etw. hegen und pflegen
Beispiel:
die Pflegemutter hatte das Kind mit Aufopferung gehegt und gepflegt
sich pflegen
Beispiele:
sie hat sich immer sehr gepflegt (= sehr für ihr Äußeres gesorgt)
Denn, war man faul, […] man legte sich / Hin auf die Bank und pflegte sich (= schonte sich) [ Kopischin: Balladenbuch198]
etw. so halten, dass es sauber und ansprechend aussieht
Beispiele:
die Haare, seine Zähne, Nägel pflegen
du musst dein Äußeres mehr pflegen
Grammatik: oft im Partizip II
Beispiele:
sie hatte eine gepflegte Frisur
er hatte ein gepflegtes Äußeres
sie war eine gepflegte Erscheinung
eine gepflegte Wohnung
ein gepflegter Garten
jmd. hat einen gepflegten (= sehr guten) Stil
sie hat eine gepflegte Sprache
gepflegte (= richtig temperierte und klar aussehende) Getränke
veraltet
Grammatik: mit Genitiv
Beispiel:
daheim labt er sich mit süßem köstlichem Wein und pflegt seiner morschen Glieder [ SchillerRäuberI 3]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
pflegen · Gepflogenheit · Pflege · Pfleger · pfleglich · verpflegen · Verpflegung
pflegen Vb. ‘für jmdn., etw. sorgen, etw. anhaltend ausüben, betreiben, sich etw. angelegen sein lassen, die Gewohnheit haben, etw. zu tun’, ahd. phlegan (8. Jh.), mhd. phlegen ‘sich für etw. einsetzen, sorgen für, Verantwortung tragen für, Aufsicht führen, ausüben, betreiben, leiten’, asächs. plegan ‘sich verbürgen, für etw. verantwortlich sein’, mnd. plēgen, mnl. plēghen, nl. plegen und (entsprechend dem grammatischen Wechsel) aengl. plēon ‘sich einer Gefahr aussetzen’ führen auf eine Ausgangsbedeutung ‘sich einsetzen’. Die weitere Herkunft des nur im Westgerm. bezeugten Verbs (westgerm. *plegan) ist ungeklärt, sichere außergerm. Beziehungen fehlen; vgl. eine Zusammenstellung der Herleitungsversuche bei Trier in: PBB 67 (1945) 110 ff. Die ehemals starke Flexion ist teilweise noch erhalten für pflegen (pflog, gepflogen) in der Bedeutung ‘etw. anhaltend ausüben, betreiben’; dazu die Ableitung Gepflogenheit f. ‘Brauch, Gewohnheit’ (19. Jh.), in der öst. Kanzleisprache gebildet. – Pflege f. ‘Fürsorge, Obhut, Versorgung’, ahd. phlega (11. Jh.), mhd. phlege ‘Fürsorge, Obhut, Vormundschaft, Umgang, Amt, Zins, Abgabe, Lebensart, Gewohnheit, Beschäftigung’. Pfleger m. ‘wer für jmdn., etw. sorgt’, ahd. phlegāri ‘Beschützer, Hüter, Aufseher, Vorsteher, Verwalter’ (um 1000), mhd. phlegære, phleger ‘Beschützer, Aufseher, Vormund, Verwalter, Oberer’. pfleglich Adj. ‘sorgsam’, mhd. phlegelich ‘gewöhnlich’. verpflegen Vb. ‘jmdn. verköstigen’, mhd. verphlegen; Verpflegung f. ‘Verköstigung, Nahrung’ (17. Jh.).

Typische Verbindungen zu ›pflegen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›pflegen‹.

Verwendungsbeispiele für ›pflegen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ihr Mann will sie nicht in ein Heim geben, sondern pflegt sie selbst. [Die Zeit, 20.05.2012 (online)]
Wenn du krank bist, pflegen sie dich mit allen Mitteln. [Fichte, Hubert: Das Waisenhaus, Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verl. 1988 [1965], S. 93]
Ein vortrefflicher Arzt behandelte mich, eine barmherzige Schwester pflegte mich. [Voß, Richard: Zwei Menschen, Stuttgart: Engelhorn 1911 [1949], S. 112]
Denn der Organisator baut an der Straße, der Forscher pflegt seinen Garten. [Ostwald, Wilhelm: Lebenslinien. Eine Selbstbiographie, 3 Teile. In: Simons, Oliver (Hg.), Deutsche Autobiographien 1690 – 1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1927], S. 39464]
Diese Herren pflegen noch immer die Illusion der Verwirklichung der imperialistischen Pläne Polens. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1943]]
Zitationshilfe
„pflegen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/pflegen#1>.

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GrammatikVerb · pflegt, pflegte, hat gepflegt
Verb · pflog, hat gepflogen
Aussprache 
Worttrennung pfle-gen

Bedeutungsübersicht

  1. 1. eine Beschäftigung oder Tätigkeit anhaltend ausüben, sich etw. angelegen sein lassen
    1. [veraltend] ...
  2. 2. ⟨etw. zu tun pflegen⟩ die Gewohnheit haben, etw. zu tun
    1. ⟨etw. pflegt in einer bestimmten Art zu sein⟩ etw. ist gewöhnlich von einer bestimmten Art
    2. ⟨etw. pflegt zu geschehen⟩ etw. geschieht gewöhnlich
eWDG

Bedeutungen

1.
eine Beschäftigung oder Tätigkeit anhaltend ausüben, sich etw. angelegen sein lassen
Grammatik: Präsens ‘pflegt’, Präteritum ‘pflegte’DWDS
veraltet, gespreiztGrammatik: Präsens ‘pflegt’, Präteritum ‘pflog’DWDS
Beispiele:
er pflegte geselligen Verkehr, Umgang mit alten Bekannten
sie waren bemüht, Freundschaften nach allen Seiten zu pflegen
es wurden Kontakte, Beziehungen gepflegt
Musik pflegen (= betreiben)
Künste und Wissenschaften pflegen (= fördern)
die beiden Damen pflogen freundschaftliche Unterhaltung
die Verhandlungen, welche Sachsen mit Österreich und Rußland … pflog [ Th. Mann11,91]
veraltend
Grammatik: mit Genitiv
Beispiele:
der Liebe pflegen
sie pflegten der Ruhe, des Schlafs
Da pflogen denn die Würzburger geheimen Rats [ WeismantelRiemenschneider17]
2.
etw. zu tun pflegendie Gewohnheit haben, etw. zu tun
Grammatik: Präsens ‘pflegt’, Präteritum ‘pflegte’DWDS
Beispiele:
er pflegte zu sagen: …
sie pflegte im Bett zu lesen, mittags eine Stunde zu schlafen
ich pflege die Mahlzeiten im Restaurant einzunehmen
etw. pflegt in einer bestimmten Art zu seinetw. ist gewöhnlich von einer bestimmten Art
Beispiel:
dieses Plakat war noch unwahrscheinlicher als Plakate sonst zu sein pflegen [ KafkaAmerika357]
etw. pflegt zu geschehenetw. geschieht gewöhnlich
Beispiele:
wie es zu gehen pflegt
Sie wechselten jedoch nur wenige Worte, wie zu geschehen pflegt, wenn … [ G. KellerVerlor. Lachen6,518]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
pflegen · Gepflogenheit · Pflege · Pfleger · pfleglich · verpflegen · Verpflegung
pflegen Vb. ‘für jmdn., etw. sorgen, etw. anhaltend ausüben, betreiben, sich etw. angelegen sein lassen, die Gewohnheit haben, etw. zu tun’, ahd. phlegan (8. Jh.), mhd. phlegen ‘sich für etw. einsetzen, sorgen für, Verantwortung tragen für, Aufsicht führen, ausüben, betreiben, leiten’, asächs. plegan ‘sich verbürgen, für etw. verantwortlich sein’, mnd. plēgen, mnl. plēghen, nl. plegen und (entsprechend dem grammatischen Wechsel) aengl. plēon ‘sich einer Gefahr aussetzen’ führen auf eine Ausgangsbedeutung ‘sich einsetzen’. Die weitere Herkunft des nur im Westgerm. bezeugten Verbs (westgerm. *plegan) ist ungeklärt, sichere außergerm. Beziehungen fehlen; vgl. eine Zusammenstellung der Herleitungsversuche bei Trier in: PBB 67 (1945) 110 ff. Die ehemals starke Flexion ist teilweise noch erhalten für pflegen (pflog, gepflogen) in der Bedeutung ‘etw. anhaltend ausüben, betreiben’; dazu die Ableitung Gepflogenheit f. ‘Brauch, Gewohnheit’ (19. Jh.), in der öst. Kanzleisprache gebildet. – Pflege f. ‘Fürsorge, Obhut, Versorgung’, ahd. phlega (11. Jh.), mhd. phlege ‘Fürsorge, Obhut, Vormundschaft, Umgang, Amt, Zins, Abgabe, Lebensart, Gewohnheit, Beschäftigung’. Pfleger m. ‘wer für jmdn., etw. sorgt’, ahd. phlegāri ‘Beschützer, Hüter, Aufseher, Vorsteher, Verwalter’ (um 1000), mhd. phlegære, phleger ‘Beschützer, Aufseher, Vormund, Verwalter, Oberer’. pfleglich Adj. ‘sorgsam’, mhd. phlegelich ‘gewöhnlich’. verpflegen Vb. ‘jmdn. verköstigen’, mhd. verphlegen; Verpflegung f. ‘Verköstigung, Nahrung’ (17. Jh.).

Typische Verbindungen zu ›pflegen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›pflegen‹.

Verwendungsbeispiele für ›pflegen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Man pflegte sich früher den Satz etwa so plausibel zu machen. [Hausdorff, Felix: Grundzüge der Mengenlehre, Leipzig: Veit 1914, S. 125]
Er pflegte jetzt an freien Abenden bei der Mutter zu essen. [Boy-Ed, Ida: Vor der Ehe. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1915], S. 3252]
Auch Ihr pflegt sonst außerordentlich vorsichtig zu sein, noch vorsichtiger als ich. [May, Karl: Winnetou IV, Berlin: Neues Leben 1993 [1910], S. 231]
Dafür pflegte ich von klein auf, seit ich denken kann, vor dem Einschlafen mit mir selbst zu sprechen. [Beckenbauer, Franz: Einer wie ich, München: Wilhelm Heyne Verlag 1977, S. 12]
Über den Preis pflegte er sich regelmäßig nur ungenau zu orientieren. [Bode, Wilhelm von: Mein Leben, 2 Bde. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1930], S. 2197]
Zitationshilfe
„pflegen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/pflegen#2>.

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