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prekär

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: prekärer · Superlativ: am prekärsten
Aussprache  [pʀeˈkɛːɐ̯]
Worttrennung pre-kär
Herkunft aus précairefrz ‘unsicher, schwankend, widerruflich’ < precoireafrz ‘auf Bitten widerruflich gewährt, unsicher’ < gleichbedeutend precāriuslat < precārīlat ‘bitten, beten, wünschen’
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eWDG und ZDL

Bedeutung

(ökonomisch) schwierig, unsicher
Kollokationen:
als Adjektivattribut: eine prekäre Lage, Finanzlage, Sicherheitslage, Haushaltslage, Finanzsituation, Situation
mit Adverbialbestimmung: äußerst, höchst, besonders, vollends, überaus prekär
Beispiele:
die Wasserversorgung in den hochindustrialisierten Ländern wird von Jahr zu Jahr prekärerWDG
Für Beerdigungen lassen sich kaum noch Totengräber finden. Die Lage ist manchenorts so prekär, dass die Anzahl auf drei Beerdigungen pro Tag limitiert wurden und nur vormittags stattfinden. [Bote der Urschweiz, 19.08.2023]
Auf einmal geht es um den prekären Zustand der Welt: die Dürren, die Wasserknappheit, die Verschmutzung der Weltmeere. [Hamburger Abendblatt, 19.08.2023]
Wegen der zusehends prekären Lage am Arbeitsmarkt lenkte die Regierung schliesslich ein und lockerte die Regelung zur Einstellung ausländischer Arbeitskräfte. [Luzerner Zeitung, 19.08.2023]
Aber dann wurde die Situation prekär […] [ WeinertZwischensp.34]WDG
metonymischGemäß einer Umfrage […] sprechen sich 28 Prozent der französischen Muslime, also mehr als eine Million Menschen in Frankreich, für den Vorrang der islamischen Scharia vor dem Recht der Republik aus und 50 Prozent der 15‑ bis 25‑Jährigen. Eine erschreckende Zahl, die der linksliberale Thinktank Telos so kommentierte: »Der jüngste, zugleich oft der prekärste Teil dieser Bevölkerung befindet sich heute in der Sezession oder gar in der manchmal gewalttätigen Revolte.« [Der Standard, 11.11.2016]
spezieller in Bezug auf Beschäftigungsverhältnisse   (aufgrund ungünstiger Bedingungen) zu ökonomischer, sozialer Unsicherheit führend
Kollokationen:
als Adjektivattribut: eine prekäre Beschäftigung; ein prekäres Beschäftigungsverhältnis; prekäre Arbeitsbedingungen
als Adverbialbestimmung: metonymisch prekär beschäftigt, arbeitend
Beispiele:
»Wir brauchen dringend mehr reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigung statt prekärer Minijobs«, sagte DGB‑Vorständin Anja Piel der Deutschen Presse‑Agentur. [Berliner Morgenpost, 14.08.2023]
»Ich mag die Arbeit mit den Kindern sehr.« Doch M[…] sagt auch: »Die Arbeitsbedingungen von Klassenassistenzen im Kanton St. Gallen sind prekär.« Dass Klassenassistenzen im Kanton St. Gallen, so wie sie selbst dieses Jahr, bis zum Sommer nicht wüssten, ob sie im neuen Schuljahr wieder arbeiten dürften, sei nicht ungewöhnlich. [St. Galler Tagblatt, 19.08.2023]
In der Natur der Technik liegt es […], dass die Arbeit, die Menschen bei der Entwicklung von KI‑Anwendungen verrichten, für Beschäftigte oft prekär ist. [Frankfurter Rundschau, 16.08.2023]
Angewandte anstelle der Grundlagenforschung werde zum Kerngeschäft der Unis samt Orientierung an kurzfristigen Projekten und prekären Arbeitsbedingungen. [Der Standard, 11.11.2016]
»Jugendliche, Frauen, ungelernte Arbeiter mit niedrigem Einkommen, Personen mit prekären Arbeitsverhältnissen« – sie alle sind in der Armut gleichberechtigt! [die tageszeitung, 26.01.1990]
metonymischWer schlecht qualifiziert ist, hat Probleme, einen guten Job zu finden. Die Gefahr, prekär oder gar nicht zu arbeiten, steigt. Und somit auch die Gefahr, arm zu bleiben. [Allgemeine Zeitung, 05.04.2023]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
prekär Adj. ‘mißlich, schwierig, bedenklich, peinlich, unangenehm’, Übernahme (Ende 18. Jh.) von frz. précaire ‘unsicher, schwankend, widerruflich’, afrz. precoire ‘auf Bitten widerruflich gewährt, unsicher’, das gleichbed. lat. precārius fortsetzt; zu lat. precārī ‘bitten, beten, wünschen’. Im Dt. wird das Adjektiv seit seiner Entlehnung in einem weiteren, weniger präzisen Sinne gebraucht als die frz. Vorlage.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

bedenklich · brenzlich · brenzlig · brisant · delikat · heikel · kritisch · neuralgisch · nicht unbedenklich · prekär · problematisch · problembehaftet · schwierig · verfänglich  ●  heiklig veraltet · spinös veraltend
Assoziationen

labil · prekär · ungesichert · unsicher

(finanziell) nicht gut dastehen · arm · auf öffentliche Unterstützung angewiesen · bedürftig · dürftig · einkommensschwach · finanzschwach · hilfebedürftig · mittellos · notleidend · ohne das Nötigste · prekär · sozial schwach · unvermögend · verarmt · ärmlich
Unterbegriffe
Assoziationen
  • (ein) kümmerliches Leben fristen · (sein) Leben fristen · in ärmlichen Verhältnissen (leben) · kümmerlich leben · unter ärmlichen Bedingungen  ●  unter äußerst bescheidenen Verhältnissen leben positiv, verhüllend · zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig (haben) Spruch · äußerst bescheiden leben positiv, verhüllend · vegetieren ugs.
  • (schon) bessere Tage gesehen haben · abgewirtschaftet · an den Bettelstab gekommen · arm geworden · auf den Hund gekommen · heruntergekommen · ruiniert · verarmt · verelendet  ●  in Armut abgesunken geh. · in Armut gesunken geh. · prekarisiert fachspr., Jargon
  • arbeitslos (sein) · arbeitssuchend · beschäftigungslos · erwerbslos · nicht erwerbstätig · ohne Arbeit · ohne Arbeitsverhältnis · ohne Beschäftigungsverhältnis · unbeschäftigt  ●  brotlos fig. · keine Arbeit haben variabel · ohne Job (dastehen) ugs.
  • (äußerlich) heruntergekommen · abgerissen · abgetakelt · abgewirtschaftet · am Ende · desolat · in einem schlechten Zustand · marode · schäbig · ungepflegt · verkommen · verlottert · verludert · verlumpt · verschlissen · verwahrlost · verwildert · zerfasert · zerfleddert · zerlumpt · zerschlissen  ●  (herumlaufen) wie ein Penner derb, abwertend · abgefuckt derb, jugendsprachlich · abgeranzt ugs. · abgerockt ugs., salopp · abgewrackt ugs. · auf den Hund gekommen ugs. · gammelig ugs. · muchtig ugs., berlinerisch · runtergerockt ugs. · vergammelt ugs.
  • alles ausgegeben haben · kein Geld mehr haben · keinen Cent mehr haben · nicht einen Cent haben  ●  auf dem Trockenen sitzen fig.
  • (einen) finanziellen Engpass haben · Geldsorgen haben · finanziell in der Klemme sitzen · gerade nicht zahlen können · in Geldnot · in finanzieller Verlegenheit (sein) · klamm  ●  (bei jemandem ist) Ebbe in der Kasse fig. · gerade kein Geld haben variabel · (es) gerade nicht klein haben ugs., ironisch · auf dem Trockenen Sitzen ugs., Redensart · bei jemandem sieht es finanziell (momentan) nicht so rosig aus ugs., variabel · in pekuniärer Verlegenheit geh. · knapp bei Kasse ugs. · knapp dran ugs.
  • (bei jemandem) ist nichts zu holen · kein Geld haben · keine Arbeit haben · mittellos dastehen · mittellos sein · nichts verdienen · nichts zu beißen haben · von Luft und Liebe leben  ●  am Hungertuch nagen ugs.
  • Armer · Bettler · Habenichts · Mittelloser  ●  Hungerleider auch figurativ · Knochenrappler ugs., selten · armer Schlucker ugs.
  • (es) nicht (so) dicke haben · nicht Rockefeller sein  ●  nicht auf Rosen gebettet (sein) fig. · (sein) Geld nicht scheißen können derb, fig. · nicht in Geld schwimmen ugs., fig.
  • (sozial) benachteiligt (sein) · auf der Schattenseite des Lebens (stehen) · nicht auf der Sonnenseite des Lebens (geboren) · sozioökonomisch benachteiligt · wirtschaftlich benachteiligt · zu kurz gekommen (sein)
  • abgehängt · strukturschwach · wirtschaftsschwach
  • (das Geld) reicht hinten und vorne nicht · (von etwas) nicht leben und nicht sterben können · kaum über die Runden kommen (finanziell) · so gerade (eben) über die Runden kommen · ums Überleben kämpfen (müssen) · wenig verdienen  ●  jeden Cent zweimal umdrehen müssen fig. · jeden Pfennig zweimal umdrehen müssen veraltet, fig. · zum Leben zu wenig, und zum Sterben zu viel sein sprichwörtlich · zum Sterben zu viel, und zum Leben zu wenig sein sprichwörtlich
  • (nur) den Mindestlohn bekommen · (sehr) wenig verdienen · (sich) mit (...) Euro begnügen müssen · für einen Hungerlohn arbeiten · mit (...) Euro abgespeist werden · schlecht bezahlt werden
  • (finanziell) am Ende · (seine) Rechnungen nicht mehr (be)zahlen können · bankrott · insolvent · mittellos · ohne Geld (dastehen) · ohne einen Cent in der Tasche · pleite · zahlungsunfähig  ●  abgebrannt ugs. · blank ugs. · illiquid(e) geh.
  • (nur) wenig Geld (zur Verfügung) haben · (sehr) aufs Geld achten müssen · haushalten müssen · sich (etwas) nicht leisten können · sich nichts erlauben können · sich nichts leisten können  ●  sich nach der Decke strecken (müssen) fig. · aufs Geld gucken müssen ugs. · es nicht so dicke haben ugs. · jeden Cent zwei mal umdrehen (müssen) ugs., fig. · keine großen Sprünge machen können ugs., fig. · nicht drinsitzen ugs. · nichts zu verschenken haben ugs. · sein Geld zusammenhalten (müssen) ugs.

Typische Verbindungen zu ›prekär‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›prekär‹.

Zitationshilfe
„prekär“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/prek%C3%A4r>.

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