Räson
f.
‘Vernunft, Verstand, Einsicht, verständiges Betragen’,
Entlehnung
(1. Hälfte 17. Jh.)
von
afrz.
frz.
raison
‘Vernunft, Verstand, Vernünftigkeit, Grund, Ursache, Rechtfertigung, Recht’
(
afrz.
auch
‘Rede, Ausdrucksweise’),
aus
lat.
ratio
(Genitiv
ratiōnis)
‘Rechnung, Berechnung, Rechenschaft, Denken, Denkvermögen, Vernunft, Grund, Maß, Gesetzmäßigkeit, Ordnung, Methode, Prinzip’
(s.
↗
rational).
Im
Dt. in nuancierten Verwendungen
‘vernünftige Überlegung, Erklärung, Rechtfertigung, Grund’,
auch
‘Vernunft, Einsicht, Denkvermögen, vernünftiges Urteil’,
vgl.
zur Räson bringen
‘zur Vernunft, Einsicht bringen’
(2. Hälfte 17. Jh.),
Räson annehmen
‘einsichtig, vernünftig werden’
(1. Hälfte 18. Jh.),
schließlich
‘Recht, Rechtmäßigkeit, vernünftiger Grundsatz’,
vgl.
Staatsräson
(nach
frz.
raison d’ État).
Die Schreibung folgt bis ins 19. Jh. dem
Frz.;
doch vgl. frühe Eindeutschungsversuche wie
R(a)eson,
Ressung,
Räson
(17. Jh.)
räsonieren
Vb.
‘sich wortreich ereifern, seinem Unmut, seiner Unzufriedenheit durch Schimpfen Ausdruck geben, nörgeln’
(18. Jh.),
älter
‘(vernünftig) denken, überlegen, urteilen, argumentieren, erörtern’
(2. Hälfte 17. Jh.),
entlehnt aus
frz.
raisonner
‘vernunftgemäß denken, urteilen, reden, argumentieren’
(
afrz.
raisoner
‘reden’).
Im
Dt. nimmt in der 2. Hälfte des 18. Jhs.
räsonieren
als Ausdruck der einsetzenden skeptischen, auch ablehnenden Haltung
gegenüber der Aufklärung zunehmend pejorative Bedeutung an im Sinne von
‘klug daherreden, schwatzen’,
dann
‘kritisch und abfällig reden, widersprechen, schimpfen’.
Räsoneur
m.
‘Widerspruchsgeist, Nörgler, Klugschwätzer’
(18. Jh.),
frz.
raisonneur
‘Beurteiler, Schwätzer’.