abwertend auf Raub ausgehend
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Raub · rauben · Räuber · Räuberei · räubern · räuberisch · Raubbau · raubgierig · Raubgier · Raubritter · Raubvogel · Raubtier
Raub
m.
‘das Rauben, gewaltsame Wegnahme, geraubtes Gut, Beute’,
ahd.
roub
(8. Jh.),
asächs.
-rōf
(in
nōdrōf)
‘gewaltsame Entreißung, Beute, Raub’,
mhd.
roup,
roub
‘(Sieges)beute, Geraubtes, Räuberei, Plünderung, Ernte eines Feldes’,
mnd.
rōf,
mnl.
nl.
roof,
afries.
rāf,
aengl.
rēaf
‘Raub, Beute, Kleidung, Rüstung’
(germ.
*rauba-)
gehört zu einem im Dt. untergegangenen starken Verb,
belegt in
aengl.
rēofan
‘brechen, zerreißen’,
berēofan
‘berauben’,
anord.
rjūfa,
rjōfa
‘brechen, zerreißen’.
Westgerm.
*rauba-
bedeutet demnach eigentlich
‘das Ab-, Entreißen, das Entrissene’
und bezeichnet vor allem die Kriegsbeute,
also auch die dem Gegner abgenommene Rüstung und Kleidung.
Fraglich ist,
ob im Germ. bzw. Ahd. auch ein Femininum existierte
oder ob den Entlehnungen ins Mlat. und ins Roman.
flektierte Formen des Maskulinums zugrunde liegen
(s.
Robe).
Die nächsten außergerm. Verwandten sind
aind.
rōpáyati
‘verursacht Reißen, bricht ab’,
rúpyati
‘hat Reißen im Leib’,
lat.
rumpere
(ruptum)
‘brechen, zerreißen’,
rūpēs
‘Fels, Klippe’,
lit.
rūpė́ti
‘kümmern, Sorge machen, am Herzen liegen’,
rupùs
(älter
rùpas)
‘rauh, holperig, (grob)körnig’,
rūpùs
‘besorgt, sorgfältig, vor-, fürsorglich, beflissen’,
russ.
(älter)
rúpit’
(рупить)
‘besorgt machen, beunruhigen’,
anzuschließen an
ie.
*reup-
‘ausreißen, zerreißen, brechen’,
eine
p-Erweiterung
der vielfach weitergebildeten Wurzel
ie.
*reu-,
*reu̯ə-
‘aufreißen, graben, aufwühlen, ausreißen, raffen’
(s. auch
raufen).
rauben
Vb.
‘gewaltsam in Besitz bringen, unter Anwendung oder Androhung von Gewalt wegnehmen, stehlen, entreißen’.
Das gemeingerm. schwache Verb
ahd.
roubōn
‘(be)rauben’
(9. Jh.;
vgl.
biroubōn,
irroubōn
‘ausplündern’,
8. Jh.),
mhd.
rouben,
auch
‘von etw. abbringen’,
asächs.
rōƀon,
mnd.
mnl.
rōven
‘(be)rauben, plündern’,
nl.
roven,
afries.
rāvia,
aengl.
(be)rēafian
‘plündern, mit Gewalt nehmen’,
engl.
to bereave
‘(be)rauben’,
anord.
raufa
‘ein Loch brechen’,
auch
(aus dem Mnd. entlehnt)
‘rauben’,
got.
biraubōn
‘berauben’
(germ.
*raubōn)
ist entweder vom Substantiv
(s. oben)
abgeleitet
oder gehört,
wofür semantische Gründe sprechen
(vgl.
),
als Deverbativum zu dem dort erwähnten,
im Dt. untergegangenen starken Verb
(germ.
Nomina postverbalia
1 (1932) 10*reufan).
Räuber
m.
‘wer raubt, auf Raub ausgeht, vom Raub lebt, Bandit’,
ahd.
roubāri
(11. Jh.),
mhd.
roubære,
röubære,
röuber,
mnd.
mnl.
rōver,
nl.
rover,
aengl.
rēafere,
engl.
reaver,
anord.
(aus dem Mnd.)
raufari
‘Räuber’.
Räuberei
f.
‘fortwährender Raub’,
mhd.
rouberīe.
räubern
Vb.
‘wie ein Räuber handeln, stehlen, rücksichtslos an sich reißen’
(19. Jh.).
räuberisch
Adj.
‘in der Art eines Raubes, Räubers, auf Raub ausgehend, raubgierig’
(um 1600),
älter
raubisch,
räubisch
(bei
Luther
reubisch),
mhd.
roubisch,
röubisch.
Raubbau
m.
‘Produktionsweise, bei der um eines hohen und raschen Ertrags willen der Fortbestand der Erzeugungsgrundlagen nicht gesichert wird’
(18. Jh.),
ursprünglich bergmännisch,
aus der Wendung
auf den Raub bauen
‘rücksichtslos, mit geringem Kostenaufwand ausbeuten und nicht an den künftigen Ertrag denken’
(Ende 17. Jh.).
raubgierig
Adj.
‘gierig nach Raub drängend’
(16. Jh.);
dazu rückgebildet
Raubgier
f.
(18. Jh.).
Raubritter
m.
‘vom Straßenraub lebender Ritter des späten Mittelalters’
(19. Jh.).
Raubvogel
m.
‘beuteschlagender Vogel’
(16. Jh.).
Entsprechend
Raubtier
n.
(Anfang 18. Jh.).
Typische Verbindungen zu ›räuberisch‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›räuberisch‹.
Verwendungsbeispiele für ›räuberisch‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Das estnische Volk hatte unter den Folgen dieses räuberischen Paktes schwer zu leiden.
[Archiv der Gegenwart, 2001 [1993]]
Nach einem Jahr verschwand das räuberische Wesen so plötzlich, wie es gekommen war.
[Die Zeit, 25.02.1985, Nr. 08]
Aggressive, räuberische Akte vermögen jedoch Ihr System nicht zu retten.
[Archiv der Gegenwart, 2001 [1961]]
Sie mildern auch den bedrohlichen, räuberischen Charakter der Kamera, denn endlich bleiben einmal Bilder zurück.
[Die Zeit, 02.07.1993, Nr. 27]
Oft genug hatte er schon räuberische Überfälle mit Waffengewalt blutig zurückweisen müssen.
[Rönninger, Hermann: Tigerjagd auf Java. In: Exotische Jagdabenteuer, Reutlingen: Enßlin & Laiblin 1927 [1926], S. 379]
Zitationshilfe
„räuberisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/r%C3%A4uberisch>.
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