Rücken
m.
‘Rückseite des menschlichen Oberkörpers, Oberseite des tierischen Rumpfes’,
ahd.
(h)ruggi
(8. Jh.),
mhd.
rügge,
rugge,
rück(e),
ruck(e),
asächs.
hruggi-
(in
hruggibēn
‘Rückenknochen’),
mnd.
rugge,
mnl.
rugghe,
rigghe,
regghe,
nl.
rug,
afries.
hreg,
aengl.
hrycg
(auch
‘Anhöhe’),
engl.
ridge
(auch
‘Gebirgskamm, Erhöhung, First’),
anord.
hryggr,
schwed.
rygg
(
germ.
*hrugja-)
führen mit
außergerm. Verwandten wie
aind.
krúñcati
‘krümmt sich, bewegt sich in Krümmungen’,
lat.
crux
(Genitiv
crucis)
‘Balken (mit Querholz), Marterpfahl’
(s.
↗
Kreuz),
ir.
crūach
‘Haufen, Schober, Hügel’,
korn.
cruc
‘Hügel’,
lit.
kriáuklas
‘(Ge)rippe, Skelett’,
kriaũklė
‘Schneckenhäuschen’
auf
ie.
*(s)kreuk-,
eine Erweiterung von
ie.
*(s)kreu-,
seinerseits Erweiterung der verbreiteten und vielfach weitergebildeten Wurzel
ie.
*(s)ker-
‘drehen, biegen, kreisend bewegen’
(s.
↗
Reis2
n.).
Mhd.
frühnhd.
rück(e)
nimmt im 16. Jh. die Endung
-en
aus den obliquen Kasus des zur schwachen Flexion übergetretenen ehemaligen
ja-Stammes
an.
zurück
Adv.
‘rückwärts, (nach) hinten, hinter, wieder zum Ausgangspunkt’,
ahd.
zi rugge
(9. Jh.),
mhd.
ze rucke,
zerucke,
zerücke
‘hinter sich, rückwärts’,
eigentlich
‘nach dem Rücken, auf dem, im Rücken, dem Rücken zu’,
mnd.
to rugge,
mnl.
terugghe,
nl.
terug.
zurück
bildet Zusammensetzungen mit Verben
(vgl.
zurückblicken,
-gehen,
-liegen,
-rufen)
und in der Regel deren Ableitungen auf
-ung
(vgl.
Zurückbildung,
-haltung),
während Verbalnomina mit eigener Stammbildung die Kurzform
Rück-
bevorzugen.
Rückblick
m.
‘Blick auf Vergangenes’
(Ende 18. Jh.).
Rückfall
m.
‘Teil der Mitgift, der nach kinderlosem Absterben an die Verwandten zurückgeht, das Zufallen eines Lehens an den Lehnsherrn beim Tode des Lehnsträgers’
(Ende 17. Jh.);
dann
(wohl als Übersetzung von
lat.
bzw.
medizin.-lat.
recidīva)
‘Rückkehr in einen scheinbar überwundenen Krankheitszustand’,
übertragen
‘Rückkehr in einen früheren (schlechteren) Zustand’
(18. Jh.);
rückfällig
Adj.
(17. Jh.).
Rückgang
m.
‘Verringerung, Abnahme’;
rückgängig
Adj.
‘zum Ausgangspunkt zurückführend, sinkend’
(beide 17. Jh.).
Rückkehr
f.
‘das Zurückkehren, Heimkehr, Fahrt zum Ausgangspunkt zurück’
(Anfang 18. Jh.).
Rücksicht
f.
‘Achtsamkeit gegenüber Interessen, Gefühlen anderer, wohldurchdachte Erwägungen, Gründe’
(18. Jh.),
Übersetzung von gleichbed.
lat.
respectus
(s.
↗
Respekt);
rücksichtslos
Adj.
‘ohne Rücksicht handelnd, unbedenklich, schonungslos, selbstsüchtig’
(Anfang 19. Jh.),
rücksichtsvoll
Adj.
‘voll Rücksicht handelnd, Rücksicht nehmend’
(19. Jh.);
berücksichtigen
Vb.
‘Rücksicht nehmen, in Betracht ziehen, beachten’
(Anfang 19. Jh.).
Rücksprache
f.
‘Besprechung noch ungeklärter Fragen’
(18. Jh.),
eigentlich
‘Bericht des Verhandlungsbevollmächtigten an den Auftraggeber’,
wohl aus der
nd. Kanzleisprache,
mnd.
ruggesprāke.
Rückstand
m.
‘Zurückbleibendes, Rest, noch ausstehende Forderung’
(17. Jh.);
rückständig
Adj.
‘restlich, übrigbleibend, noch ausstehend (von Zahlungen), überholten Ansichten anhängend, au fniederer Entwicklungsstufe verharrend’
(Ende 17. Jh.).
Rückzug
m.
‘Zurückweichen vor dem Angriff eines Gegners und Aufgabe des bis dahin besetzten Gebietes’
(17. Jh.).
Mit
Rücken
bzw. älterem
Rück(e)
sind zusammengesetzt
Rückhalt
m.
‘Stütze, Hilfe, Rückendeckung, Vorbehalt’
(16. Jh.).
rücklings
Adv.
‘rückwärts, nach hinten, mit dem Rücken nach vorn oder nach unten’,
ahd.
ruggilingūn
‘rückwärts, hinten’
(um 900),
mhd.
rückelingen,
frühnhd.
rücklings
(16. Jh.,
Luther),
s.
↗
-lings.
Rucksack
m.
‘mit Traggurten versehener, auf dem Rücken zu tragender sackartiger Behälter’
(2. Hälfte 19. Jh.),
aus den
obd. Alpenmundarten in umlautloser Form,
vgl.
schweiz.
ruggsack
(Mitte 16. Jh.).
Rückseite
f.
‘rückwärtige, hintere Seite, Kehrseite’
(18. Jh.).
rückwärts
Adv.
‘nach hinten, zurück, der ursprünglichen Bewegung entgegengesetzt, mit dem Rücken zuerst, hinten’
(17. Jh.),
eigentlich
‘nach der Richtung, wo sich der Rücken befindet’
(s.
↗
-wärts).
Vgl.
spätmhd.
zurucke wart
(14. Jh.).
Auch,
zumal
bair. und
öst.,
für
‘hinten’
(
nach rückwärts
‘nach hinten’),
wozu die Weiterbildung
rückwärtig
Adj.
‘dahinter, hinten, an der Rückseite befindlich oder geschehend’
(18. Jh.).