rauh
Adj.
‘uneben, nicht glatt, rissig, derb, heiser, schroff, unwirtlich (von Klima, Landschaften)’,
ahd.
rūh
‘uneben, struppig, zottig, stachlig’
(9. Jh.),
mhd.
rūch,
rūhe,
rū,
rouch
‘haarig, struppig, zottig, herb, hart, streng, unwirsch, ungebildet’,
mnd.
rūch,
rū,
rūwe,
mnl.
ruuch,
rū,
rou,
nl.
ruig
‘rauh, haarig, zottig’,
afries.
rūch,
aengl.
rūh,
auch
‘unbereitet, ungezähmt’,
engl.
rough
‘rauh, grob’
(
westgerm.
*rūhwa-)
vergleichen sich mit
asächs.
rūgi
‘rauhe Decke’,
rūwi
‘rauhes Fell’,
mhd.
riuhe,
rūhe
‘Rauheit, Behaartheit, Pelzwerk’,
aengl.
rȳhe,
rūwa,
rēowe
‘Wolldecke’,
anord.
rȳ
‘Wolldecke’
und
außergerm. mit
aind.
rūkṣáḥ
‘rauh, trocken, dürr, abgezehrt’,
lit.
raũkas
‘Runzel, Falte’,
raũkti
‘(die Stirn) runzeln, zusammenziehen, furchen, falten’,
rùkti
‘faltig, runzelig werden’.
Alle Formen führen auf
ie.
*reuk-,
*rūk-
‘rupfen’,
eine Gutturalerweiterung der unter
Raub
(s. d.)
angegebenen Wurzel
ie.
*reu-,
*reu̯ə-
‘aufreißen, graben, aufwühlen, ausreißen, raffen’.
Die oben genannten
germ. Formen
beziehen sich also ursprünglich
auf Art und Aussehen ausgerupfter,
struppiger Wollzotten.
Neben
rauh
besteht bis ins 19. Jh. hinein die Form
rauch
mit der speziellen Bedeutung
‘behaart, haarig, mit Haaren bewachsen’,
entstanden aus der unflektierten Form
mhd.
rūch
(neben flektiertem
rūher;
vgl.
hoch
neben
hoher).
Erhalten ist diese Adjektivform in den Zusammensetzungen
Rauchwerk
n.
‘veredelte Pelzware’
(1. Hälfte 16. Jh.;
vgl.
mhd.
rūchwerc
‘Kürschnerhandwerk’)
und
Rauchware
f.
‘Pelze, Pelzwerk’
(Anfang 17. Jh.;
vgl.
mnd.
rūware
‘Felle, Pelzwerk’).
rauhen
Vb.
‘rauh machen, aufrauhen’
(18. Jh.);
vgl.
mhd.
riuhen.
Rauhbein
n.
‘nach außen grob erscheinender, aber im Grunde guter Mensch’
(2. Hälfte 19. Jh.),
rückgebildet aus
rauhbeinig
Adj.
das als volksetymologische Wiedergabe von
engl.
rawboned
‘hager, (grob)knochig, klapperdürr’
gilt.
Die Rauhbeinigen
ist eine spöttische Bezeichnung der Studentensprache
(etwa 1800 bis 1830)
für die Berliner Bürgerpolizei,
vgl.
Fabricius
in: ZfdWf.
3 (1902) 100.
Rauhreif
m.
bei windstillem Frostwetter aus unterkühltem Dunst oder Nebel
reifartig sich niederschlagender weißer, kristalliner Belag
(2. Hälfte 18. Jh.),
s.
Reif2.