Reim
m.
‘Gleichklang einer oder mehrerer Silben bei verschiedenem Anlaut (besonders am Ende einer Verszeile), kleines Gedicht, Vers’,
mhd.
rīm
‘Reim, Vers(zeile), Verspaar’
ist entweder eine Entlehnung von
afrz.
frz.
rime
‘gebundene Rede, Reim’
oder übernimmt vielmehr als altes
germ. Wort
im Sinne von
‘Reihe’
(wie auch das
Mnd. und
Mnl.)
die im
Afrz. übliche Bedeutung.
Denn
afrz.
rime
stammt wohl
(vgl.
FEW 16, 718)
seinerseits aus dem
Germ.,
und zwar aus
anfrk.
*rīm
‘Reihe’
bzw.
ahd.
rīm
‘Reihe, Reihenfolge, Zahl’
(8. Jh.),
denen
asächs.
unrīm
‘Unzahl’,
aengl.
rīm
‘Zahl, Zählung, Rechnung’,
anord.
rīm
‘Berechnung, Kalender’
(auch,
nach dem
Mnd.,
‘Reim, Gedicht’)
entsprechen.
Diese sind verwandt mit
griech.
ararískein
(
ἀραρίσκειν)
‘zusammenfügen, verfertigen’,
arithmós
(
ἀριθμός)
‘Reihe, Zahl, (Auf)zählung’,
nḗritos
(
νήριτος)
‘zahllos, unendlich’,
lat.
rītus
‘Gebrauch, Sitte, Gewohnheit, Art’,
air.
rīm
‘Zahl’,
so daß Anschluß an die Wurzelform
*(a)rī̌-,
*rēi-
der unter
Arm
(s. d.)
angeführten Wurzel
ie.
*ar(ə)-
‘zusammenfügen, passen’
möglich ist.
Die Bedeutungsentwicklung führt von
‘Reihenfolge’
über
‘Reihe ähnlich klingender Versausgänge, Reimreihe’
zu
‘Endreim’
und
‘Reimvers’.
Die bis ins 17. Jh.
reichende Verwendung von
Reim
im Sinne von
‘Vers(zeile), Verspaar’
ist noch in
Kehrreim
(s. d.)
und
Kinderreim
‘einfacher, leicht faßlicher, einprägsamer Reim, Vers für Kinder’
bewahrt.
Durch
Opitz
wird
Reim
(nach
frz. Vorbild)
als
‘Endreim’
definiert.
reimen
Vb.
‘Reime bilden, in Reimen ausdrücken, in Reime bringen’,
reflexiv
‘einen (End)reim bilden, zueinander passen, einen Sinn ergeben’,
mhd.
rīmen
‘in Verse bringen’,
aus
gleichbed.
afrz.
rimer;
vgl. dagegen
ahd.
rīmen,
aengl.
rīman
‘zählen’.