Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

rennen

Grammatik Verb · rennt, rannte, ist/hat gerannt
Aussprache  [ˈʀɛnən]
Worttrennung ren-nen
Wortbildung  mit ›rennen‹ als Erstglied: Renner · Rennerei · Renngemeinschaft · Rennjacht · Rennkamel · Rennkappe · Rennmaus · Rennsportwagen · Rennyacht
 ·  mit ›rennen‹ als Letztglied: Gerenne · abrennen · anrennen · berennen · davonrennen · drauflosrennen · durchrennen2 · durchrennen1 · einrennen · entgegenrennen · festrennen · fortrennen · herausrennen · herbeirennen · hereinrennen · herumrennen · herunterrennen · hin- und herrennen · hinaufrennen · hinausrennen · hineinrennen · hinterherrennen · hinüberrennen · hochrennen · nachrennen · umrennen · vorausrennen · vorbeirennen · vorrennen · wegrennen · wettrennen · zurückrennen · überrennen
 ·  mit ›rennen‹ als Grundform: Rennen
eWDG

Bedeutungen

1.
schnell laufen
Grammatik: mit Hilfsverb ‘ist’
Beispiele:
aus der Schule, über die Straße, zur Straßenbahn rennen
die Kleine ist während des Besuchs ständig hin und her gerannt
um die Wette rennen
er rennt um sein Leben
sie kam atemlos treppauf gerannt
sie rennt wie ein Wiesel (= sehr schnell)
salopper rannte wie ein geölter Blitz (= sehr schnell)
ich bin die ganze Strecke, nur die letzten drei Minuten gerannt
Viel Dienerschaft rannte ab und zu [ Feuchtw.Goya350]
die Wachtmeister rennen von Zelle zu Zelle [ FalladaWolf1,8]
Alles rennet, rettet, flüchtet [ SchillerGlocke]
Als die Tür hinter ihm zugefallen ist, kommt er ins Rennen [ KästnerLottchen118]
salopp sich [Dativ] die Zunge aus dem Hals rennen (= mit größter Anstrengung laufen)
Grammatik: mit Hilfsverb ‘hat’
Beispiele:
der hat sich aber die Zunge, Lunge aus dem Hals gerannt, um noch mitzukommen!
Die würde sich ja die Beine aus dem Leib rennen für Sie, Herr Theo! [ BrechtFurcht u. Elend3]
jmdn. fast über den Haufen rennen (= jmdn. vor Eile fast umstoßen)
Beispiel:
er hätte den Blinden fast über den Haufen gerannt
im Laufen heftig gegen etw. stoßen
Grammatik: mit Hilfsverb ‘ist’
Beispiele:
er ist im Dunkeln (mit dem Kopf) gegen, an die Wand gerannt
gegen den Baum wird bestimmt noch jemand rennen!
umgangssprachlich, übertragen jmdm. in die Arme rennen (= jmdm. zufällig begegnen)
Beispiele:
gestern bin ich ihm in die Arme gerannt
mit dem Kopf durch die Wand rennen (= Absichten gegen größte Hindernisse mit Unvernunft durchsetzen)
2.
sich [Dativ], jmdm. etw. in etw. rennen (= sich, jmdm. etw. in einen Körperteil stoßen, einen Körperteil mit, an etw. verletzen)
Grammatik: mit Hilfsverb ‘hat’
Beispiele:
jmdm. den Dolch in den Leib, den Degen durch das Herz rennen
er hat sich (an dem Balken) ein Loch in den Kopf gerannt
das Messer hätte ich ihm einfach in die Rippen gerannt [ G. HermannWordelmann208]
sie hätte ihm Ohrfeigen versetzt, das Knie in den Leib gerannt [ AndresPortiuncula67]
übertragen sich die Köpfe blutig rennen (= sich hart bekämpfen)
Beispiel:
damals hatten sie sich darüber die Köpfe blutig gerannt
3.
umgangssprachlich in etw. rennen (= sich selbst in eine schlimme Lage bringen)
Grammatik: mit Hilfsverb ‘ist’
Beispiele:
sie rennen blindlings in ihr, ins Unglück, Unheil, Verderben
in sein Schicksal, den Tod rennen
umgangssprachlich, abwertend irgendwohin rennen (= mit unangebrachtem, überflüssigem Eifer etw., jmdn. aufsuchen)
Beispiele:
bei jeder Kleinigkeit zum Arzt rennen
immer finden sich neidische Leute, die zur Polizei rennen [ TollerSchriften31]
ein Mensch wie du, der in die Kirche rennt [ SeghersRettung3,54]
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

rennen · Rennen · Renner · berennen · verrennen
rennen Vb. ‘schnell laufen’, ahd. rennen ‘laufen machen, jagen, treiben, zusammenlaufen lassen, sammeln’ (um 900), mhd. mnd. rennen, auch ‘schnell reiten, laufen’, asächs. rennian ‘zusammenlaufen lassen’, mnl. nl. rennen ‘schnell laufen, fließen’, aengl. (mit r-Metathese) ærnan ‘rennen, reiten, fahren’, anord. renna ‘laufen machen, eingießen, verschlingen, bewegen, rennen’, schwed. ränna ‘rennen, laufen’, got. urrannjan ‘aufgehen lassen’ stehen als Kausativa (germ. *rannjan) zu dem unter rinnen (s. d.) angeführten Verb und bedeuten eigentlich ‘fließen, laufen machen’, also ‘in Bewegung setzen, (an)treiben, jagen’. Daraus entwickelt sich in mhd. Zeit durch Ersparung des Objekts intransitiver Gebrauch mit der Bedeutung ‘laufen’. – Rennen n. ‘sportlicher Wettkampf im Laufen, Fahren, Reiten’, zuvor ‘Turnier, Hetze, Jagd’ (15. Jh.). Renner m. ‘Rennpferd’, spätmhd. renner ‘wer (hin und her) rennt, viel beschäftigt ist, Stallknecht, reitender Bote’, frühnhd. ‘Rennpferd’. berennen Vb. ‘gegen etw. anrennen, angreifen, stürmen’, mhd. berennen ‘überrinnen machen, begießen, laufen lassen, tummeln, angreifen, bestürmen’. verrennen Vb. reflexiv ‘hartnäckig an einer Sache festhalten, sich verbohren, sich verirren’, mhd. verrennen ‘überrinnen machen, übergießen, bestreichen, jagen, antreiben’, reflexiv ‘zu weit rennen, sich reitend verirren’.

Thesaurus

Synonymgruppe
hasten · hetzen · rasen · rennen · schnellen · sprinten · stieben · wirbeln  ●  (schnell) laufen  Hauptform · fegen  fig. · galoppieren  Tier · schießen  fig. · dahinpreschen  ugs. · die Beine in die Hand nehmen  ugs., fig. · düsen  ugs. · eilen  geh. · fetzen  ugs. · fitschen  ugs., ruhrdt. · fliegen (mit Richtungsangabe)  geh., dichterisch, fig. · flitzen  ugs. · jagen  ugs. · pesen  ugs. · preschen  ugs. · sausen  ugs. · spurten  ugs. · stürmen  ugs. · wetzen  ugs., regional · zischen  ugs.
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen
Antonyme
  • langsam gehen

Typische Verbindungen zu ›rennen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›rennen‹.

Verwendungsbeispiele für ›rennen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die Mutter rennt den Gang entlang ins geteilte Zimmer acht. [Walser, Martin: Ein springender Brunnen, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1998, S. 330]
Er rannte um sein Leben, und er würde aufgeben, wenn er tot war, keinen Moment eher. [Hohlbein, Wolfgang: Das Druidentor, Stuttgart: Weitbrecht 1993, S. 350]
Und wer noch nicht gestorben ist, rennt noch heute weiter. [Die Zeit, 31.03.1999, Nr. 14]
Dann wird er endgültig festgenommen, der Sohn rennt nicht zu ihm. [Die Zeit, 10.12.1998, Nr. 51]
Wie sollen die zwei denn da nicht, wenn sie unten nicht hinauskönnen, nach oben rennen! [Kronauer, Brigitte: Die Frau in den Kissen, Stuttgart: Klett-Cotta 1990, S. 426]
Zitationshilfe
„rennen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/rennen>.

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