Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

repräsentieren

Grammatik Verb · repräsentiert, repräsentierte, hat repräsentiert
Aussprache  [ʀepʀɛzɛnˈtiːʀən]
Worttrennung re-prä-sen-tie-ren
Wortbildung  mit ›repräsentieren‹ als Erstglied: Repräsentant · Repräsentation · repräsentabel
 ·  mit ›repräsentieren‹ als Letztglied: unterrepräsentieren · überrepräsentieren
Herkunft zu repraesentārelat ‘vergegenwärtigen, vorführen, darstellen, auf der Stelle (sogleich) verwirklichen’ < re‑lat ‘zurück-, wieder-’ (re-) + praesēnslat ‘gegenwärtig, anwesend, jetzig, augenblicklich, sofort, dringend, wirksam’ (Präsens), vgl. représenterfrz ‘vor-, darstellen, standesgemäß auftreten’
DWDS-Vollartikel

Bedeutung

bildungssprachlich
a)
jmd. repräsentiert jmdn., etw.(als Person oder Gruppe eine Meinung, Ansicht, Idee, Politik) für eine andere Person, Gruppe in der Öffentlichkeit vertreten (1 b)
Beispiele:
Ich halte es für unannehmbar, mit einer Partei oder Fraktion Gespräche zu führen, die von so einem Mann repräsentiert wird. [Die Welt, 06.11.2019]
Eigentlich war [neben zahlreichen Prominenten aus der Branche] der Qatar‑Airways‑Chef […] nach Madrid gekommen, um den Branchenverband International Air Transport Association […] bei einer Konferenz zu repräsentieren. [Süddeutsche Zeitung, 16.11.2018]
Im Europäischen Parlament solle künftig […] jeder Abgeordnete »in etwa« die gleiche Anzahl von Bürgern repräsentieren. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.2001]
Manch traditioneller Vertreter der Baubranche hat die[…] Chance [des World Wide Web] schon begriffen und genutzt. So informiert die Arbeitsgemeinschaft Holz, die die Forst‑ und Holzwirtschaft repräsentiert, im Internet über ihre Angebote. [Süddeutsche Zeitung, 18.01.2001]
Ein Vorschlag gilt [wegen des Mitentscheidungsverfahrens im EU-Rat] erst dann als angenommen, wenn eine Mehrheit von Staaten, die auch eine Mehrheit der Bevölkerung der EU repräsentiert, zustimmt. [Frankfurter Rundschau, 21.10.1998]
Der nach dem jetzigen Recht gewählte Bundestag repräsentiere nicht das Volk und seine Meinungen, sondern allenfalls den Einfluß der Parteien auf die Bevölkerung am Wahltag. [Der Spiegel, 03.08.1987]
Die drei [selbständigen Kleinunternehmer] wurden von der [Kommunistischen] Partei ausgesucht, [um] Chinas privaten Sektor auf dem »Nationalen Volkskongreß« zu repräsentieren, […]. [Der Spiegel, 13.06.1983]
[Vorstandssprecher und Manager Jürgen] Ponto repräsentierte die [Dresdner] Bank in zahlreichen Aufsichtsräten bedeutender Unternehmen. [Die Zeit, 23.09.1977]
b)
jmd., etw. repräsentiert etw.(eine Meinung, Ansicht, Ideologie) o. Ä. darstellen, verkörpern, widerspiegeln, abbilden; für etw. (eine Sache) stehen
Beispiele:
Wir sind im Internet, offzielle Internetseiten repräsentieren Offizielles. [Sag Nein zu Piraten!, 08.04.2010, aufgerufen am 21.07.2020]
Diese Summe [des Umsatzes chinesischer Handelsketten] […] repräsentiere erst 6 Prozent des gesamten Handelsvolumens für Konsumprodukte. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.07.2003]
Um ein Unternehmen angemessen zu repräsentieren, gewichten die Konstrukteure einiger Indizes den aktuellen Aktienkurs mit der Anzahl insgesamt existierender Beteiligungspapiere der betreffenden Gesellschaft. [Die Welt, 07.12.1999]
Der »Deutsche Künstlerbund« hat […] noch (= schon) immer vor dem Dilemma gestanden, seinen Anspruch, die deutsche Gegenwartskunst zu repräsentieren, mit der […] Tatsache vereinbaren zu müssen, daß eine allzu große Anzahl von etablierten Künstlern es vorzieht, nicht Mitglied zu werden. [Die Zeit, 10.09.1982]
c)
jmd. repräsentiert sich, etw.nach außen, für die Allgemeinheit, Öffentlichkeit dargestellt, präsentiert sein; (eine Sache) nach außen, für die Öffentlichkeit sichtbar, wahrnehmbar, zugänglich machen
Beispiele:
Die […] Studie [über das Angebot elektronischer Dienstleistungen] zeigt weiter, dass […] Bern, Luzern, Basel‑Land, Solothurn und Schaffhausen im Internet am besten repräsentiert […] sind. [Neue Zürcher Zeitung, 26.05.2005]
Zusätzlich [neben zahlreichen Schautafeln] stand uns ein Computerterminal mit direktem Zugriff auf den Expo‑Server zur Verfügung, so daß wir erleben konnten, wie sich die Expo im Internet repräsentiert. [Süddeutsche Zeitung, 26.10.1996]
d)
jmd. repräsentiert(einer herausgehobenen gesellschaftlichen Stellung oder Funktion angemessen) in der Öffentlichkeit auftreten
Beispiele:
Sie [Gräfin Ursula Rensfeld] ist eine sehr attraktive Frau, die ausgezeichnet zu repräsentieren versteht, […]. [Freifrau von Esch, Ursula: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 509. Trotz aller Anfechtungen. Bastei Lübbe 2020]
Die Mehrzahl der »Kunrauer Arbeitsgruppe« waren Frauen, darunter Pädagogen und vorbildliche Genossenschaftsbäuerinnen, die in das entlegene Drömlingsdorf fuhren, um zu arbeiten, nicht zu repräsentieren. [Neues Deutschland, 28.10.1964]
e)
jmd. repräsentiert etw.stellvertretend (für eine Sache) stehen; etw. verkörpern, personifizieren, symbolisieren
Beispiele:
Queen Elizabeth II.[…] ist würdevolles Oberhaupt ihres Königshauses und repräsentiert seit Jahrzehnten Adel und Krone Großbritanniens. [Zu diesem Song tanzt die Queen am liebsten, 20.08.2020, aufgerufen am 21.08.2020]
Eine Nation mit starkem Selbstbewusstsein und auffälliger Kreativität [ist Dänemark], repräsentiert von einer allseits anerkannten, unspektakulären Königin. [Die Welt, 26.08.2019]
[…] [in den vergangenen Jahrhunderten] mussten die preußischen Kurfürstinnen und Königinnen Vorbild sein und den Staat bzw. das Kurfürstentum [auch durch ihre extravagante Kleidung] repräsentieren. [Die Welt, 21.08.2015]
Beim alljährlichen Neujahrsempfang des Bundespräsidenten […] hatten sich die Botschafter aus aller Welt wieder in Schale geworfen, um ihre Nation in der Wiener Hofburg möglichst eindrucksvoll zu repräsentieren. [Die Zeit, 10.04.2014]
In Sprache, Kleidung und Umgangsstil repräsentierte er [der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering] alles, was vom traditionellen Heimatgefühl der alten Genossen übrig war. [Der Spiegel, 07.11.2005]
f)
etw. repräsentiert etw.(eine Sache oder die ihr immanente Qualität) wertmäßig verkörpern; Inbegriff von etw. sein; für etw. stehen, etw. wertmäßig darstellen
Beispiele:
Nach Eigendarstellung des Unternehmens repräsentieren die vorhandenen Aktiva einen Wert von rund 1,1 Mio Euro. [Der Standard, 16.12.2009]
Die 20 wertvollsten Schweizer Uhrenmarken repräsentieren gemäss »Handelszeitung« einen Wert von insgesamt 22,81 Mrd. CHF (= Schweizer Franken). [Neue Zürcher Zeitung, 12.11.2014]
Ein Rubin oder Smaragd von hoher Qualität und einem Gewicht von fünf Karat […] kann durchaus den Gegenwert von einem Kilobarren Gold repräsentieren. [Welt am Sonntag, 01.08.2010]
Die x‑Achse repräsentiert dabei [bei der Berechnung zur Darstellung eines Fraktals] den Realteil der Zahl c, die y‑Achse den imaginären Teil. [Der Spiegel, 29.12.2009 (online)]
Die bisher angesammelten […] Zertifikate repräsentieren […] einen Gegenwert von 4.055 Euro. [Der Standard, 28.09.2007]
Bevor Italia ’90 angepfiffen wurde, bezifferte man den finanziellen Wert des 22köpfigen deutschen Teams an der internationalen Fußballbörse auf etwa 100 Millionen Mark, was den Gegenwert […] eines Airbusses A 321 repräsentierte. [Berliner Zeitung, 09.07.1990]
Dieses kleine Stück Metall repräsentiert damit den Gegenwert von rund dreihundertzwanzig Dollar – wenn man von den Kursen auf internationalen Goldmärkten ausgeht. [Berliner Zeitung, 20.08.1985]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

repräsentieren · Repräsentant · repräsentativ · Repräsentation
repräsentieren Vb. ‘etw., jmdn. vertreten, etw. darstellen’, entlehnt (16. Jh.) aus lat. repraesentāre ‘vergegenwärtigen, vorführen, darstellen, auf der Stelle (sogleich) verwirklichen’, gebildet zu lat. praesēns (Genitiv praesentis) ‘gegenwärtig, anwesend, jetzig, augenblicklich, sofort, dringend, wirksam’ (s. Präsens); vgl. spätlat. praesentāre ‘gegenwärtig machen, zeigen’ (s. präsentieren). Die Bedeutung ‘würdig und eindrucksvoll, standesgemäß auftreten’ kommt Ende des 18. Jhs. auf, wohl unter dem Einfluß von (ebenfalls auf lat. repraesentāre beruhendem) frz. représenter ‘vor-, darstellen, standesgemäß auftreten’, afrz. ‘darstellen, vertreten’. – Repräsentant m. ‘Vertreter (eines Staates, Volkes, einer Gruppe), Abgeordneter’ (Mitte 18. Jh.), seit dem späten 18. Jh. auch allgemein ‘Vertreter einer bestimmten Anschauung, Auffassung’, mfrz. frz. représentant, substantiviertes Part. Präs. von frz. représenter (s. oben). repräsentativ Adj. ‘als Vertreter die Interessen einer Gruppe wahrnehmend’ (Ende 18. Jh.), ‘ansehnlich, würdig, eindrucksvoll’ (2. Hälfte 19. Jh.), ‘als Teil typisch für eine Gesamtheit, für die Allgemeinheit’, besonders im Zusammenhang mit statistischen Erhebungen (Anfang 20. Jh.), aus gleichbed. frz. représentatif, afrz. ‘vorstellend, vertretend’, mlat. repraesentativus. Repräsentation f. ‘Vertretung, Stellvertretung, würdiges Auftreten, (gesellschaftlicher) Aufwand’, auch ‘Darstellung, Aufführung’ (2. Hälfte 18. Jh.), vgl. gleichbed. frz. représentation, afrz. representacion ‘Vertretung’, lat. repraesentātio (Genitiv repraesentātiōnis) ‘Darstellung, Abbildung, Vorstellung’.

Thesaurus

Synonymgruppe
der Inbegriff (von etwas) sein · repräsentieren · stehen für · symbolisieren · verkörpern · versinnbildlichen
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›repräsentieren‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›repräsentieren‹.

Auswahlmannschaft Badmintonnationalmannschaft Basketballnationalmannschaft Beachhandball-Nationalmannschaft Feuerwehrorganisation Feuerwehrverband Fußballnationalmannschaft Gesamtheit Handball-Verband Heimatland Inlinehockeynationalmannschaft Manner-Handballnationalmannschaft Marktwert NationalspielerIn Querschnitt Rugby-Union-Nationalmannschaft Spektrum Strömung Teamwettbewerb Texttyp Typus Unihockeynationalmannschaft Vielfalt Volkswillen Zauberspruch angemessen gewißermaßen schlechthin unterstehen würdig
Zitationshilfe
„repräsentieren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/repr%C3%A4sentieren>.

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