Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

saudumm

Grammatik Adjektiv
Aussprache 
Worttrennung sau-dumm
Wortzerlegung sau- dumm
Wortbildung  mit ›saudumm‹ als Erstglied: Saudummheit
eWDG

Bedeutung

salopp, derb sehr dumm
a)
besonders unwissend, nicht gescheit
Beispiele:
er ist saudumm, stellt sich saudumm an
die Menschen sind ja saudumm. Verstehen keinen Spaß mehr [ FalladaBlechnapf469]
b)
besonders einfältig, töricht, albern
Beispiele:
du bist ein saudummer Kerl
er machte ein saudummes Gesicht, hatte einen saudummen Einfall
saudumme Witze machen
saudumme Fragen stellen
c)
besonders unangenehm, übel
Beispiele:
das ist ja eine saudumme Geschichte
das hätte saudumm ausgehen können
er hat etwas Saudummes angestellt
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Sau · sauen · versauen · Sauerei · säuisch · Saubohne · Saustall · saudumm
Sau f. Die Bezeichnung für das Mutterschwein ahd. (9. Jh.), mhd. asächs. mnd. aengl. , anord. sȳr (germ. *sū- f.) zeigt genaue Übereinstimmung mit griech. sȳ́s (σῦς) neben hȳ́s (ὗς) ‘Schwein, Sau, Eber’ und lat. sūs ‘Schwein’, so daß von ie. *sūs ‘Schwein, Sau’ ausgegangen werden kann. Der Ursprung des Wortes ist vermutlich lautnachahmendes ie. *sū̌-. Wenig wahrscheinlich ist ein Anschluß der genannten Formen im Sinne von ‘Gebärerin’ an die unter Sohn (s. d.) angeführte Wurzel ie. *seu-, *sū̌- ‘gebären, erzeugen’. Ebenfalls hierher (da aus den Grunzlaut nachahmenden Lockrufen hervorgegangen) gehören die k-Ableitungen aind. sūkaráḥ ‘Schwein, Eber’, lat. sucula ‘Schweinchen’, Deminutivum zu lat. sūs (s. oben), air. socc sāil ‘Meeressäugetier’ (eigentlich ‘Meerschwein’), asächs. suga ‘Sau’, aengl. sugu, engl. sow, mnl. soghe, seughe, nl. zeug, schwed. (mit expressiver Gemination) sugga (germ. *sug(g)ō-) sowie die unter Schwein (s. d.) genannten Ableitungen. Ein schwach flektierender Plural Sauen (18. Jh.) bleibt auf die Jägersprache beschränkt. Die Wendung unter aller Sau ‘unter aller Kritik, sehr schlecht’ (um 1900) ist vielleicht (nach dem Vorbild von unter aller Kanone, s. Kanon) zu jidd. seo ‘Maßstab’ gebildet. – sauen Vb. ‘sich schlecht, ungesittet benehmen’ (16. Jh.), ‘Ferkel kriegen’ (17. Jh.). versauen Vb. ‘verderben’ durch Schmutz oder unsachgemäße Behandlung (17. Jh.). Sauerei f. ‘Unsauberkeit, Unflätigkeit, Schlamperei’ (17. Jh.). säuisch Adj. ‘wie ein Schwein, unflätig’, seuwisch (15. Jh.). Saubohne f. große Ackerbohne, vielfach als Viehfutter verwendet (18. Jh.), zuvor auch für das den Schweinen unbekömmliche Bilsenkraut (Sawbon, 16. Jh.). Saustall m. ‘Schweinestall’ (sewstal, 15. Jh.), ‘schmutziges Zimmer, Durcheinander, unhaltbare Zustände’ (16. Jh.). Als Bestimmungswort in Zusammensetzungen dient Sau- zur pejorativen Kennzeichnung und Verstärkung wie in saudumm Adj. ‘überaus, völlig dumm’ (19. Jh.) so auch in Sauarzt m. ‘Kurpfuscher’ (16. Jh.), Sauart f. ‘unschickliches Benehmen’ (17. Jh.), Saufraß m. ‘schlechtes Essen’, Saukerl m. ‘schlechter Mensch’ (18. Jh.), Saukälte f. ‘unerträgliche, schlimme Kälte’, saukalt (19. Jh.; vgl. Hundekälte, hundekalt) sowie Sauwetter, Sauwirtschaft, Sauwut.

Thesaurus

Synonymgruppe
(geistig) beschränkt · (geistig) minderbemittelt · blöd · blöde · dämlich · geistig nicht (mehr) auf der Höhe · idiotisch · irrsinnig · keinen Grips im Kopf (haben) · nicht besonders helle · nicht gerade helle · schwachköpfig · stockdumm · strohdumm · stupid · stupide · unintelligent · weiß nicht (mehr), was er sagt · weiß nicht (mehr), was er tut  ●  Stroh im Kopf (haben)  fig. · dumm  Hauptform · intellektuell überfordert  verhüllend · talentfrei  ironisch · (das) Pulver nicht erfunden haben  ugs. · (die) Weisheit nicht mit Löffeln gegessen haben  ugs. · (die) Weisheit nicht mit dem Schöpflöffel gegessen haben  ugs. · (ein) Spatzenhirn haben  ugs. · (jemandem) haben sie ins Gehirn geschissen  derb · (jemanden) beißen (doch) die Schweine im Galopp  ugs., Spruch · (so) dumm wie 10 Meter Feldweg  ugs. · (so) dumm wie Bohnenstroh  ugs. · (so) dumm, dass ihn die Gänse beißen  ugs. · (so) dumm, dass ihn die Schweine beißen  ugs. · (total) Banane (sein)  ugs. · (voll) panne  ugs. · Dumm geboren und nichts dazugelernt.  ugs., Spruch · ballaballa  ugs. · bedeppert  ugs. · behämmert  ugs. · bekloppt  ugs. · beknackt  ugs. · belämmert  ugs. · bescheuert  ugs. · beschruppt  ugs. · besemmelt  ugs. · bestusst  ugs. · birnig  ugs. · deppat  ugs., bayr., österr. · deppert  ugs., süddt. · doof  ugs. · dumm wie Brot  ugs. · dumm wie Schifferscheiße  derb · dümmer als die Polizei erlaubt  ugs. · gehirnamputiert  derb · grenzdebil  derb · hirnig  ugs. · hohl  ugs. · intellektuell herausgefordert  geh., ironisch, verhüllend · kognitiv berausgefordert  geh., ironisch, verhüllend · merkbefreit  ugs. · naturblöd  ugs. · nicht (ganz) bei Trost  ugs. · nicht bis drei zählen können  ugs. · nicht ganz dicht  ugs. · saublöd  ugs. · saudoof  ugs. · saudumm  ugs. · selten dämlich  ugs., Verstärkung · strunzdoof  ugs. · strunzdumm  ugs. · strunzendumm  ugs. · unterbelichtet  ugs. · von allen guten Geistern verlassen  ugs. · zu dumm, ein Loch in den Schnee zu pinkeln  ugs.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›saudumm‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›saudumm‹.

Verwendungsbeispiele für ›saudumm‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ja gewiß, er sei ja ziemlich blauäugig gewesen in dieser Zeit, um nicht zu sagen saudumm. [Süddeutsche Zeitung, 25.07.1998]
Da ich nicht so saudumm bin, habe ich mich nicht gedopt. [Die Zeit, 16.10.2000, Nr. 42]
Die Reklame wurde erkannt, und das übrigens saudumme Buch ging nicht. [Tucholsky, Kurt: Peter Ganter. In: Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1922]]
Sie sahen ein Video, in dem zwei Stunden lang erklärt wurde, warum die Evolutionstheorie »saudumm« sei. [Die Zeit, 27.10.2005, Nr. 44]
Meist dient die Sau hier aber der bloßen Verstärkung wie bei sauschwer, saukalt, saublöd, saudumm, saugut, saustark. [Süddeutsche Zeitung, 08.05.1999]
Zitationshilfe
„saudumm“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/saudumm>.

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