schauen
Vb.
‘den Blick auf etw. richten, betrachten, achtgeben, sich kümmern um, innerlich erblicken, erfassen, erkennen’,
ahd.
scouwōn
(8. Jh.),
mhd.
schouwen,
asächs.
skauwon,
mnd.
schouwen,
schau(w)en,
mnl.
scouwen,
nl.
schouwen,
afries.
skāwia,
skōwia,
aengl.
scēawian,
engl.
to show
(
germ.
*skauwōn).
Verwandt sind weiter
(unsicheres)
got.
unskaus
(für
*usskaus?)
‘nüchtern, vorsichtig’
(d. i.
-skaus
‘schauend’),
griech.
thyoskóos
(
θυοσκόος,
aus
*-σκοϝός)
‘Opferschauer’
sowie das unter
schön
(s. d.)
behandelte Adjektiv,
auch
(ablautend)
anord.
skoða
‘schauen, untersuchen’,
schwed.
skåda
und
(mit
nord. Entwicklung zum Guttural)
anord.
skygn
‘scharfsehend, klug’,
skygna
‘schauen, spähen’.
Alle Formen lassen sich auf eine mit
s-
anlautende Variante
ie.
*skeu-
der Wurzel
ie.
*kē̌u-
‘worauf achten, beobachten, schauen’,
auch
‘hören, fühlen, merken’
(wozu
hören,
s. d. weitere Verwandte)
zurückführen.
–
Schau
f.
‘(prüfendes) Ansehen, intuitives Erleben, Erfassen, Blickpunkt, Sichtweise’,
mhd.
schouwe,
schowe,
schou
‘suchendes, prüfendes Schauen’
(erhalten in
Brautschau),
‘Blick, das Anschauen, Anblick, was angesehen wird, Gestalt’
(bis ins 17. Jh. auch m.);
vgl. die Wendungen
zur Schau stellen,
zur Schau tragen
‘öffentlich zeigen, vorführen’
(18. Jh.).
In neuerer Zeit
(unter dem Einfluß von
engl.
show)
häufig in Komposita für
‘Ausstellung’
(
Blumen-,
Leistungs-,
Moden-,
Tierschau)
oder für eine
‘öffentliche, auf optische Wirkung ausgerichtete Veranstaltung’
(
Bühnen-,
Fernseh-,
Superschau).
In der Folge tritt das Simplex
Schau
oft für aus dem
Engl. entlehntes
Show
(s. d.)
ein.
Schauer1
m.
‘Betrachter, Besichtiger, Prüfer’,
ahd.
scouwāri
(um 1000),
mhd.
schouwære,
schower
‘Betrachter, Münzprüfer, Fleischbeschauer’,
frühnhd.
auch
‘Seher, Prophet’.
anschauen
Vb.
‘ansehen, prüfend betrachten’,
ahd.
anascouwōn
(9. Jh.),
mhd.
aneschouwen;
anschaulich
Adj.
‘leicht, optisch gut vorstellbar, bildhaft’,
mhd.
anschouwelich
‘in religiöse Betrachtung versunken’;
veranschaulichen
Vb.
‘durch Bilder, Vergleiche u. dgl. vorstellbar, deutlich machen’
(um 1800);
Anschauung
f.
‘das Sehen, Anblick’
(15. Jh.),
‘Betrachtungsweise, Vorstellung, Gesichtspunkt, Meinung’
(18. Jh.),
ahd.
anascouwunga
‘das Ausschauhalten, geistige Betrachtung’
(8. Jh.),
mhd.
anschouwunge
‘geistige, kontemplative Betrachtung’.
beschauen
Vb.
‘(prüfend, eingehend) betrachten, besehen’,
ahd.
biscouwōn
‘schauen, (an)sehen, berücksichtigen’
(8. Jh.),
mhd.
beschouwen;
Beschauer
m.
‘Prüfer’,
ahd.
biscouwāri
‘Betrachter, Beobachter’
(10. Jh.),
mhd.
beschouwære
‘(obrigkeitlicher) Besichtiger, Prüfer’;
beschaulich
Adj.
‘betrachtend, kontemplativ’,
spätmhd.
beschouwelich;
vgl. besonders
beschawlich leben
(1460).
zuschauen
Vb.
‘den Blick auf einen Punkt richten, hin-, zusehen’
(16. Jh.);
Zuschauer
m.
‘wer auf etw. hinsieht, einer Vorführung zusieht’
(16. Jh.).
Schaufenster
n.
‘Fenster, in dem etw. zur öffentlichen Ansicht ausgestellt wird’
(19. Jh.).
Schauplatz
m.
‘öffentlicher Platz, auf dem Schauspiele aufgeführt werden, Theater’
(16. Jh.),
‘Platz, auf dem sich etw. abspielt, wo etw. geschieht’
(17. Jh.),
vgl.
Kriegsschauplatz.
Schauspiel
n.
‘jedes vor Zuschauern öffentlich gezeigte Spiel’,
besonders
‘dramatische Dichtung und deren szenische Aufführung’
(Ende 15. Jh.),
neben häufigerem
Komödie,
Tragödie;
vom 18. Jh. an geläufig
und Lustspiel und Trauerspiel ausdrücklich zusammenfassend.
Schauspieler
m.
‘wer in szenischen Aufführungen auftritt’
(16. Jh.),
danach
‘darstellende Person auf dem Theater’,
neben
Komödiant
(s. d.),
dieses jedoch vom 18. Jh. an zurückdrängend.
schauspielern
Vb.
‘anderen etw. vormachen, vortäuschen’
(19. Jh.).