schier
GrammatikAdverb
Aussprache [ʃiːɐ̯]
eWDG
Bedeutung
drückt aus, dass etw. einem außerordentlichen, erstaunlichen Zustand, Grad oder Ausmaß sehr nahekommt beinahe, fast
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
schier1 Adv. ‘beinahe, fast’, ahd. skiero ‘schnell, sofort’ (8. Jh.), mhd. schier(e) ‘in kurzer Zeit, sogleich, schnell, bald’, mnd. schēr(e), mnl. scier(e), nl. schier sind wie das zugehörige (heute untergegangene) Adjektiv ahd. skieri ‘scharfsinnig, schnell im Unterscheiden’ (8. Jh.), mhd. schier ‘schnell, in kurzer Zeit erfolgend’ als Bildungen mit r-Suffix an die unter scheiden (s. d.) angeführte Wurzel ie. *skē̌i- ‘schneiden, trennen, scheiden, unterscheiden’ anzuschließen. Von ‘scharfsinnig im Unterscheiden’ führt die Bedeutung zu ‘schnell’ und ‘bald’ und geht von dort aus, zumal über Verbindungen mit Zeitangaben wie schier eine halbe stund, in ‘beinahe, fast’ über (15. Jh.).
Typische Verbindungen zu ›schier‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›schier‹.
Existenz
Größe
Masse
Not
Verzweiflung
aussichtslos
ausweglos
endlos
erdrücken
grenzenlos
unaufhaltsam
unbegrenzt
undurchdringlich
unendlich
unermeßlich
unerschöpflich
unerträglich
unfaßbar
unglaublich
unlösbar
unmöglich
unvorstellbar
unüberschaubar
unübersehbar
unüberwindbar
unüberwindlich
verzweifeln
verzweifelt
übermenschlich
übermächtig
Verwendungsbeispiele für ›schier‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Der schier unbegrenzten Freiheit der Initiative stand ein System regressiver Kontrollen gegenüber.
[Heuß, Alfred: Hellas. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1962], S. 3782]
Unter mir war es ein schier geisterhaftes Rauschen und Rascheln.
[Voß, Richard: Zwei Menschen, Stuttgart: Engelhorn 1911 [1949], S. 73]
Eine jenseitige Glut faßte ihn an und verbrannte ihn schier.
[Weismantel, Leo: Die höllische Trinität, Berlin: Union-Verl.1966 [1943], S. 472]
So war für längere Geschichten eine schier riesenhafte Seitenzahl nötig.
[Nadolny, Sten: Die Entdeckung der Langsamkeit, München: Piper 1983, S. 164]
Anderseits aber ist ihm das Leben im Haus unter den obwaltenden Umständen schier unerträglich.
[Christ, Lena: Madam Bäurin. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1920], S. 4601]
Zitationshilfe
„schier“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/schier#1>.
schier
GrammatikAdjektiv
Aussprache [ʃiːɐ̯]
Bedeutungsübersicht
- [landschaftlich, besonders norddeutsch, umgangssprachlich] rein, unvermischt
- [übertragen] ...
eWDG
Bedeutungen
übertragen
Beispiele:
die schiere Wahrheit
eine schiere Erfindung, Lüge
das ist schierer Undank für meine Mühe
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
schier2 Adj. ‘unvermischt, rein’. Asächs. skīr(i) ‘lauter, rein’, mnd. schīr ‘licht, hell, klar, durchsichtig’, mhd. (md.) schīr ‘lauter, rein, glänzend’, mnl. scier, nl. schier ‘weiß, grau’, aengl. scīr, engl. (mundartlich) shire ‘durchsichtig, hell, rein’, anord. skīrr ‘rein, klar, unschuldig, deutlich’, schwed. skir, got. skeirs ‘klar, deutlich’ stellen sich als Bildungen mit r-Suffix (germ. *skeira-) zu der unter scheinen (s. d.) angeführten Wurzel ie. *sk̑āi-, *sk̑ī- ‘gedämpft schimmern’ (wozu auch Schemen und schimmern, s. d.). Das im Nhd. beibehaltene ī weist auf Übernahme des Adjektivs aus dem Nd. Der heutige Gebrauch beschränkt sich auf wenige Verwendungsweisen wie schieres Fleisch ‘reines Fleisch ohne Knochen’, schieres (‘unvermischtes, reines, lauteres’) Gold.
Typische Verbindungen zu ›schier‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›schier‹.
Existenz
Größe
Masse
Not
Verzweiflung
aussichtslos
ausweglos
endlos
erdrücken
grenzenlos
unaufhaltsam
unbegrenzt
undurchdringlich
unendlich
unermeßlich
unerschöpflich
unerträglich
unfaßbar
unglaublich
unlösbar
unmöglich
unvorstellbar
unüberschaubar
unübersehbar
unüberwindbar
unüberwindlich
verzweifeln
verzweifelt
übermenschlich
übermächtig
Verwendungsbeispiele für ›schier‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Doch anstatt alle Mittel auf die Erzeugung von Spannung zu konzentrieren, gibt er sich der schieren Lust am Fabulieren hin.
[Der Tagesspiegel, 26.05.2000]
Einige ließen sich durch seine schiere Größe beeindrucken, andere überließen ihm nur die abgekauten Knochen.
[Bild, 05.08.2003]
Andererseits leidet die inhaltliche wie sprachliche Qualität unter der schieren Fülle an Informationen.
[Die Zeit, 10.11.1999, Nr. 45]
So wie die Götter in ihrem unerforschlichen Ratschluß ihre Lieblinge scheinbar aufgrund schierer Sympathie auswählen, sind auch die Unglücksraben Erwählte.
[Schwanitz, Dietrich: Männer, Frankfurt a. M.: Eichborn 2001, S. 308]
Sie kaut nicht, sie schlingt; sie atmet das schiere Fleisch ein.
[Katz, Richard: Übern Gartenhag, München u. Zürich: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. 1965, S. 117]
Zitationshilfe
„schier“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/schier#2>.
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