Schiff
n.
‘Wasserfahrzeug’,
ahd.
skif,
skef
‘Wasserfahrzeug, Faß, Gefäß’
(8. Jh.),
mhd.
schif,
schef,
asächs.
skip,
mnd.
schip,
schep,
mnl.
scip,
scep,
nl.
schip,
afries.
skip,
aengl.
scip,
engl.
ship,
anord.
skip,
schwed.
skepp,
got.
skip
ist eine
gemeingerm. schwundstufige Bildung
(
*skipa-),
vielleicht zur Labialerweiterung
ie.
*skē̌ib-
(s.
Schicht)
der Wurzel
ie.
*skē̌i-
‘schneiden, trennen, scheiden’
(s.
scheiden),
so daß von einer Bedeutung
‘ausgeschnittener, ausgehöhlter Baumstamm’
auszugehen ist.
Im Sinne von
‘Kirchenlanghaus’
(seit etwa 1500)
folgt
Schiff
dem Gebrauch von
mlat.
navis
(eigentlich
‘Schiff’),
das diese übertragene Verwendung vielleicht aus einer Vermischung von
griech.
naós
(
ναός)
‘Tempel’
und
griech.
ná͞us
(
ναῦς)
‘Schiff’
bezogen hat.
–
schiffen1
Vb.
‘zu Schiff reisen, mit dem Schiff befördern’,
mhd.
schiffen
‘sich einschiffen, zu Schiff fahren, befördern’,
aengl.
scipian,
engl.
to ship,
mnd.
schēpen,
anord.
*skipa
‘ein Schiff ausrüsten, fortbewegen’,
vgl.
skipa upp
‘ausladen, löschen’,
heute vornehmlich in den Präfixbildungen
sich einschiffen,
etw. verschiffen,
umschiffen.
schiffen2
Vb.
‘Wasser lassen, harnen’
(18. Jh.),
aus der Studentensprache,
zu
Schiff
‘Nachtgeschirr’;
vgl.
ahd.
skif,
nhd.
(mundartlich)
Schiff
‘Gefäß’
(s. oben).
Schiffer
m.
‘Schiffsführer, Schiffseigner’
(15. Jh.),
entsprechend
mnd.
schipper
und
schiphere
‘Schiffsherr’;
daraus auch in der Literatursprache
Schipper
m.
‘Kapitän’
(19. Jh.)
sowie abgeleitetes
schippern
Vb.
‘mit dem Schiff fahren’
(19. Jh.).
Schiffbruch
m.
‘Untergang eines beschädigten oder gescheiterten Schiffes, Havarie’,
mhd.
schifbruch;
vgl.
mnd.
schipbrȫke.
Schiffahrt
f.
‘Seereise, Schiffsverkehr, Verkehr zu Wasser’,
ahd.
skeffart
(9. Jh.),
mhd.
schifvart
(auch
‘Schiffsladung’),
mnd.
schipvārt.
schiffreich
Adj.
‘schiffbar’,
mhd.
schifrech,
-rich,
-ræch,
-ræhe,
mit
t-Erweiterung
mhd.
schifrecht,
-ræt(e),
-rætic.
Eine etymologische Zuordnung des Grundworts
stößt infolge des im
Mhd. teils Kürze,
teils Länge aufweisenden Vokals auf Schwierigkeiten.
Geht man von ursprünglicher Kürze und sekundärer Längung aus,
so ist am ehesten eine Zusammensetzung mit
mhd.
(ge)rech(t)
‘geordnet, in rechtem Zustand’
anzunehmen,
zu
recht
(s. d.);
daher
mhd.
schifreches wazzer
‘für Schiffe geeignetes Gewässer’.
Oder ist das Grundwort eine Bildung zu
germ.
*wrekan
im Sinne von
‘treiben’
(s.
rächen),
also
‘Gewässer, das Schiffe treiben kann’?
Schon früh wird im Hinblick auf
reich
(s. d.)
mhd.
-i-
zu
-ī-
gelängt
und der Wortsinn umgedeutet zu
schiffreich
‘von vielen Schiffen befahren’.