schinden
Vb.
‘Viehkadaver abhäuten, jmdn. quälen, ausbeuten, (sich) abplagen’.
Das ursprünglich schwache,
in mhd. Zeit starke Flexion entwickelnde Verb
ahd.
skinten
(9. Jh.),
mhd.
schinden,
schinten
‘die Haut, die Rinde abziehen, enthäuten, schälen, berauben, peinigen, mißhandeln’,
mnd.
schinden
‘enthäuten, plündern, rauben’,
mnl.
scinden
‘mißhandeln, rauben’
(vgl.
asächs.
biskindan
‘sich abschälen’)
ist abgeleitet von
frühnhd.
schint
f.
‘Obstschale’
(15. Jh.),
mnd.
schinne
f.
‘Kopfschuppe’,
nl.
(mundartlich)
schinde
‘Fell, Baumrinde’,
schin
‘Kopfschuppe’,
anord.
skinn
n.
‘abgezogene Haut’,
schwed.
skinn
‘Haut, Fell’,
wozu sich
(
außergerm.)
bret.
skant
(aus
*skṇto-)
‘Schuppen’
(Kollektivum)
stellt.
Auszugehen ist von einer mit
to-
bzw.
tā-Suffix
gebildeten Partizipialform
ie.
*skento-,
*skentā
‘Abgespaltenes’
(z. B.
‘Haut, Schuppe, Rinde’)
zu
ie.
*(s)ken-
‘abspalten’,
wohl eine Nasalerweiterung der Wurzel
ie.
*sē̌k-
‘schneiden’
(s.
Säge,
Segel
und
Messer).
Dazu (mit Ablaut) auch
anord.
skān
‘Borke’,
schwed.
(mundartlich)
skån
‘Schorf’.
Aus der Bedeutung
‘die Haut abziehen’
(von Tieren,
auch in literarischer Vorstellung
als grausame Hinrichtungsart von Menschen)
entwickelt sich in mhd. Zeit
übertragener Gebrauch im Sinne von
‘quälen, mißhandeln, plagen’
(dazu reflexiv
‘sich plagen, sich abmühen’,
18. Jh.),
dann
‘berauben, ausplündern’
und
‘bedrücken, aussaugen, erpressen’
(15. Jh.);
in der Studentensprache
‘sich etw. verschaffen, ohne dafür zu zahlen, sich freihalten lassen’
(18. Jh.).
–
Schinder
m.
‘Abdecker, Henker’,
frühnhd.
schinder
‘Rindenschäler, Abdecker, Peiniger, Straßenräuber’
(15. Jh.).
Leuteschinder
m.
‘wer seine Untergebenen übermäßig beansprucht, roh behandelt, ausbeutet’
(16. Jh.).
Schindluder
n.
Schimpfwort
(18. Jh.),
eigentlich
‘gefallenes Vieh, Aas’
(s.
Luder);
besonders in der Redensart
mit jmdm. Schindluder treiben
‘ihn verspotten, zum Narren halten’
(um 1800).
Schindmähre
f.
‘mageres, altes Pferd’,
das nur noch für den Schinder taugt
(17. Jh.);
s.
Mähre.