Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

schleudern

Grammatik Verb · schleudert, schleuderte, hat/ist geschleudert
Aussprache 
Worttrennung schleu-dern
eWDG

Bedeutungen

1.
etw., jmdn. mit kräftigem Schwung werfen
Grammatik: mit Hilfsverb ‘hat’
Beispiele:
den Ball, Speer schleudern
etw. weit, hoch schleudern
der Sturm schleuderte das Schiff gegen ein Riff
er schleudert den Stuhl in die Ecke
die Schuhe von den Füßen schleudern
jmdm. etw. an den Kopf schleudern
bei dem Zusammenstoß wurde er aus dem Wagen geschleudert
jmdn. in einen Graben, zu Boden, zur Seite schleudern
Klüttig … schleuderte ihn gegen die Wand [ ApitzNackt220]
bildlich
Beispiele:
der Scheinwerfer schleudert grelle Lichtbündel in die Nacht
jmdm. harte Worte an den Kopf schleudern (= jmdm. heftig entgegnen)
jmdm. Vorwürfe, Beleidigungen ins Gesicht schleudern
Flüche gegen jmdn. schleudern
historisch, gehobender Papst schleuderte den Bannstrahl gegen ihn (= tat ihn in den Bann)
Einen letzten Blick voll wilder Verachtung hatte er noch auf Engelhard geschleudert [ EulenbergSonderbare Geschichten73]
2.
etw. in der Schleuder bearbeiten, zentrifugieren
Grammatik: mit Hilfsverb ‘hat’
Beispiel:
Honig, Wäsche schleudern
3.
bei schneller Fahrt auf glatter Fahrbahn mit den Hinterrädern eines Fahrzeugs nach links oder rechts abgleiten, wegrutschen
Grammatik: mit Hilfsverb ‘ist’ bzw. mit ‘hat’
Beispiele:
das Auto, Motorrad schleudert
in der Kurve ist, hat das Fahrzeug geschleudert
ins Schleudern kommen
auf der nassen Straße, in der Kurve ins Schleudern geraten
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Schleuder · schleudern · verschleudern
Schleuder f. ‘Wurfgerät, mittelalterliche Belagerungsmaschine’, frühnhd. slewder, schleuder (15. Jh., letzteres von Luther in die Literatursprache aufgenommen), (ohne Umlaut) sluder, schluder (15. Jh.), mnd. slūder, (diphthongiert) slauder (15. Jh.), Schlauder (16. Jh.) führen mit schludern und schlottern (s. d.) auf ie. *(s)leut-, *(s)lūt-, eine Dentalerweiterung der Wurzel ie. *(s)leu-, *(s)lū- ‘schlaff herabhängen, schlaff’ (s. schlummern). Heute steht Schleuder (der Bedeutung des Verbs folgend) vorwiegend für ‘Zentrifuge’, besonders als Kurzform von Wäscheschleuder. – schleudern Vb. ‘mit einer Schleuder, mit Schwung werfen, schlenkern’, mhd. slūdern ‘schlenkern’, in älterer Sprache auch slawdern (15. Jh.), schlūdern, schlaudern (16. Jh.). verschleudern Vb. ‘Ware unter dem Preis verkaufen’ (18. Jh.), zuvor dafür das Simplex schleudern (17. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
schleudern · schmettern  ●  werfen  Hauptform · (irgendwohin) pfeffern  ugs., salopp · feuern  ugs. · schmeißen  ugs.
Synonymgruppe
katapultieren · schleudern
Oberbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
ausschleudern · schleudern  ●  zentrifugieren  fachspr.

Typische Verbindungen zu ›schleudern‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›schleudern‹.

Verwendungsbeispiele für ›schleudern‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Sie kann fast blind dahinbrausen, und selbst die tollsten Stürme vermögen nicht, sie aus ihrer eisernen Bahn zu schleudern. [Rhein, Eduard: Du und die Elektrizität, Berlin: Ullstein 1956 [1940], S. 462]
Aber der Druck schleuderte ihm das Holz aus den Händen. [Neutsch, Erik: Spur der Steine, Halle: Mitteldeutscher Verl. 1964 [1964], S. 351]
Mal war sie dankbar, wenn er sie fütterte, mal schleuderte sie zornig ein Glas nach ihm. [Die Zeit, 18.04.2013, Nr. 14]
Er rief ihn auf, sich zu melden, und da schleuderte ein Herr seinen rechten Arm in die Höhe. [Die Zeit, 18.04.2011, Nr. 16]
Vor den Toren der Stadt schleuderte ich den Braten ins Feld. [Thelen, Albert Vigoleis: Die Insel des zweiten Gesichts, Düsseldorf: Claassen 1981 [1953], S. 206]
Zitationshilfe
„schleudern“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/schleudern>.

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