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schlitzohrig

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: schlitzohriger · Superlativ: am schlitzohrigsten, Steigerung selten
Aussprache  [ˈʃlɪʦʔoːʀɪç]
Worttrennung schlitz-oh-rig
Wortzerlegung Schlitzohr -ig
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

umgangssprachlich listig, durchtrieben auf seinen Vorteil bedacht, geschickt seine Ziele verfolgend
Kollokationen:
als Adjektivattribut: ein schlitzohriger Unternehmer; eine schlitzohrige Art
als Prädikativ: jmd. gilt als schlitzohrig
Beispiele:
Ebenfalls sehr häufig stößt man auf die schlitzohrige Meinung, dass Zusagen zu Leistungsmerkmalen und Lieferterminen grundsätzlich unverbindlich seien, wenn sie nicht schriftlich fixiert worden seien – denn »sie seien ja nur mündlich« erfolgt. [C’t, 2000, Nr. 12]
Premierminister Xavier Bettel hat immer wieder betont, dass sein Land auf keinen Fall bei der Steuer mitmacht: »Ich bin dagegen, Europa weniger wettbewerbsfähig zu machen.« Aber, so fügte der liberale Regierungschef gerne schlitzohrig an: »Sie sollen es ruhig machen.« Denn im Großherzogtum rechnet man sich für diesen Fall große Chancen aus, Bankgeschäfte aus London anzulocken. [Der Spiegel, 12.07.2017 (online)]
Zäh, geduldig und auch schlitzohrig muß [sic!] sein, wer im Reich der Mitte wirtschaftlichen Erfolg haben will. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.09.2005]
Denn schlitzohrig zu sein gilt in Bayern gemeinhin als bewundernswerte Begabung, als Befähigungsnachweis. [Die Zeit, 20.11.1970]
Die schlitzohrigste Beziehungskomödie des Jahres mit Hollywoods neuem Superstar John Cusack! Anbaggern zwecklos! [Bild, 13.07.2000] ungewöhnl.
Mit keiner Rolle hatte Peter Sellers größeren Erfolg als mit der des tölpelhaften Inspektors Clouseau. Chaotisch, aber immer eine Spur schlitzohriger als seine Gegner – so liebte ihn das Publikum. [Saarbrücker Zeitung, 26.07.1997] ungewöhnl.

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Schlitz · schlitzen · schlitzäugig · Schlitzohr · schlitzohrig
Schlitz m. ‘Riß, Spalt’, ahd. gisliz ‘Zwiespalt, Riß’ (um 800; vgl. auch ahd. sliz ‘Zerstörung’, um 1000, das jedoch wohl als Rückbildung aus dem Verb, s. unten, aufzufassen ist), mhd. sliz, slitz ‘Schlitz, Spalte, Zerreißung, Ende, Untergang, Tod’ steht mit expressiver Konsonantenverschärfung neben aengl. geslit ‘das Bersten’, engl. slit ‘Schlitz, Spalt’, anord. slit ‘Riß, Bruch’, die sich wie unter verschleißen (s. d.) behandeltes schleißen als Auslautvarianten auf ie. *skleid-, eine erweiterte Form der unter Schale1, Schale2 (s. d.) genannten Wurzel ie. *(s)kel- ‘schneiden’, zurückführen lassen. – schlitzen Vb. ‘der Länge nach aufreißen, mit einem Schlitz versehen’, ahd. slizzen (Hs. 12. Jh.), mhd. slitzen, Intensivbildung zu (ver)schleißen. schlitzäugig Adj. ‘mit schmalen, spaltförmigen Augen’ (um 1800). Schlitzohr n. ‘Betrüger, Gauner’ (19. Jh.). Betrügern das Ohr abzuschneiden, ist eine alte Rechtshandlung. Eine Strafminderung in Gestalt des Ohrschlitzens ist nicht bekannt. Auch eine Beziehung zum Brauch der Zimmerleute, einem der ihren, der gegen die Zunftehre verstieß, den als Zunftzeichen links getragenen Ohrring auszureißen, läßt sich nicht belegen. Daher eher ein bildlicher Ausdruck mit affektischer Lautverschärfung für einen gerissenen, teufelsähnlich mit gespaltenen Bocksfüßen und gespaltenen Ohren vorgestellten Gauner. schlitzohrig Adj. (19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(jemandem) ist einiges (Unerfreuliche) zuzutrauen · abgebrüht · gerissen (oft abwertend) · gewieft · schlitzohrig  ●  (es) faustdick hinter den Ohren haben fig. · mit allen Hunden gehetzt fig., selten · mit allen Wassern gewaschen fig. · verschlagen negativ · (auch) kein Waisenknabe (sein) ugs., fig. · (dem) machst du nichts vor ugs., variabel · abgefeimt geh., veraltend · abgewichst derb, abwertend · abgezockt ugs. · ausgebufft ugs. · ausgekocht ugs. · ausgepicht geh., veraltend · kein Engel ugs., verhüllend
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›schlitzohrig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›schlitzohrig‹.

Zitationshilfe
„schlitzohrig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/schlitzohrig>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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