schlucken
GrammatikVerb · schluckt, schluckte, hat geschluckt
Aussprache
Worttrennung schlu-cken
Wortbildung
mit ›schlucken‹ als Erstglied:
Schluckauf
· Schluckbeschwerden · Schluckbruder · Schlucker · Schluckimpfstoff · Schluckimpfung · Schluckkrampf · Schlucklaut · Schlucklähmung · Schluckreflex · Schluckschmerz · Schluckspecht · Schluckstörung · Schluckvorgang
· mit ›schlucken‹ als Letztglied: aufschlucken · einschlucken · herunterschlucken · hineinschlucken · hinterschlucken · hinunterschlucken · niederschlucken · runterschlucken · wegschlucken
· mit ›schlucken‹ als Binnenglied: Lärm schluckend · Schall schluckend · lärmschluckend · schallschluckend
· mit ›schlucken‹ als Grundform: Schlucken · verschlucken
· mit ›schlucken‹ als Letztglied: aufschlucken · einschlucken · herunterschlucken · hineinschlucken · hinterschlucken · hinunterschlucken · niederschlucken · runterschlucken · wegschlucken
· mit ›schlucken‹ als Binnenglied: Lärm schluckend · Schall schluckend · lärmschluckend · schallschluckend
· mit ›schlucken‹ als Grundform: Schlucken · verschlucken
Mehrwortausdrücke
eine Kröte schlucken
Bedeutungsübersicht
- 1. einen Bissen, etw. Flüssiges, besonders Medikamente, durch zusammenziehende Bewegung der Zungenmuskeln und Halsmuskeln und die einsetzende Peristaltik der Speiseröhre vom Mund in den Magen gelangen lassen
- [bildlich] ...
- 2. [umgangssprachlich, übertragen] ...
- a) ⟨etw. schluckt etw., jmdn.⟩ etw. nimmt etw., jmdn. in sich auf
- b) ⟨etw. schluckt etw., jmdn.⟩ etw. verbraucht, verschlingt etw., jmdn.
- c) [abwertend] ⟨jmd. schluckt etw.⟩ jmd. eignet sich etw. gewaltsam an, ergreift gewaltsam von etw. Besitz
eWDG
Bedeutungen
1.
einen Bissen, etw. Flüssiges, besonders Medikamente, durch zusammenziehende Bewegung der Zungenmuskeln und Halsmuskeln und die einsetzende Peristaltik der Speiseröhre vom Mund in den Magen gelangen lassen
Beispiele:
einen (Nahrungs)bissen schlucken
Medikamente schlucken
Tabletten unzerkaut schlucken
der Patient musste vor der Untersuchung die Magensonde schlucken
er hat beim Schwimmen viel Wasser geschluckt
er konnte vor Schmerzen nicht schlucken, hatte Beschwerden beim Schlucken
bildlich
Beispiel:
umgangssprachlichsie mussten beim Kohlestapeln viel Staub schlucken (= einatmen)
⟨an etw. zu schlucken haben⟩mit etw. schwer fertig werden
Beispiele:
an den Folgen dieser Maßnahme wird er noch lange zu schlucken haben
bei so viel Frechheit musste sie erst (ein paarmal, etwas) schlucken, bevor sie antworten konnte (= es verschlug ihr zunächst die Sprache)
er machte ihr Vorwürfe, sie schluckte nur (= beherrschte sich und schwieg)
etw. Unangenehmes widerwillig, aber ohne Widerrede, wehrlos hinnehmen
Beispiele:
eine Beleidigung, hämische Anspielung schlucken müssen
sie hat manchen Tadel, Vorwurf, manche Grobheit von ihm geschluckt
wie hat sie diese Nachricht geschluckt?
er musste die bittere Pille, den harten Brocken schlucken
2.
umgangssprachlich, übertragen
a)
⟨etw. schluckt etw., jmdn.⟩etw. nimmt etw., jmdn. in sich auf
Beispiele:
die U-Bahn schluckt täglich ungeheure Menschenmassen
er war spurlos verschwunden, als ob die Erde ihn geschluckt hätte
die Gestalt war wie von der Nacht, vom Nebel geschluckt
b)
c)
abwertend ⟨jmd. schluckt etw.⟩jmd. eignet sich etw. gewaltsam an, ergreift gewaltsam von etw. Besitz
Beispiel:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
schlucken · Schluck · Schlucken · Schluckauf · Schlucker
schlucken Vb. ‘feste oder flüssige (Nahrungs)stoffe aus dem Mund in den Magen befördern, hinunterschlingen’, mhd. slucken ‘schlingen, schluchzen’, mnd. slucken, mnl. slocken, nl. slokken steht wie ahd. slucko ‘Fresser, Schlemmer’ (8. Jh.) mit expressiver Konsonantendopplung (germ. *slukkēn) neben einem noch resthaft in mnd. slūken ‘(hinunter)schlucken’, schwed. sluka ‘verschlingen, schlucken’ erhaltenen starken Verb (germ. *slūkan), zu dem (als schwaches Verb) auch mhd. slūchen, frühnhd. (bis 16. Jh.) schlauchen ‘schlingen, schlucken’, ahd. slūh ‘Schlund’ (um 1000), mhd. slūch ‘Schlund, Kehle, Gurgel’ und anord. slok ‘Wasserrinne’ gehören. Außergerm. vergleichen sich griech. (nasaliert) lýnx (λύγξ) ‘Schluckauf’, lýzein (λύζειν) ‘Schluckauf haben’, air. slucim, ir. sloigim ‘ich schlucke’, atschech. lkāti, tschech. lkáti, lykati ‘seufzen, wehklagen, jammern’, apoln. poln. łkać ‘schluchzen’, apoln. łykać ‘schluchzen’, poln. łykać ‘schlucken’, so daß von einer Wurzel ie. *(s)leug-, *(s)leuk- ‘schlucken’ ausgegangen werden kann. Vgl. die Intensivbildungen schlucksen ‘schluchzen, schlucken’ (17. Jh.) und schluchzen (s. d.). – Schluck m. ‘das Hinunterschlucken, die Menge, die auf einmal geschluckt wird’, mhd. sluc f., im Nhd. nur noch auf das Trinken bezogen. Älter auch ‘das Schluchzen’ (15. Jh.), ‘Kehle’ (16. Jh.), ‘Getränk’ (18. Jh.). Schlucken m. ‘Schluckauf’ (17. Jh.). Schluckauf m. (19. Jh.), nach nd. Sluckup (18. Jh.); vgl. mnd. slūk-, sluckup ‘Trunkenbold, Säufer’. Schlucker m. ‘wer herunterschluckt’, und zwar ‘Schlemmer, Prasser’ (16. Jh.; vgl. ahd. slucko, s. oben), guter Schlucker ‘tüchtiger Trinker’, armer Schlucker ‘Hungerleider, bemitleidenswerter Kerl’ (16. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
einnehmen ·
hinunterschlucken ·
schlucken
(klaglos) über sich ergehen lassen ·
ertragen ·
hinnehmen ·
sich (notgedrungen) arrangieren mit ·
sich abfinden (mit) ·
sich bescheiden (mit) ·
sich fügen (in) ·
sich in sein Schicksal ergeben ·
sich zufriedengeben (mit) ●
sich schicken (in) veraltet ·
keinen Aufstand machen ugs. ·
schlucken ugs. ·
sich d(a)reinfinden geh., veraltet ·
sich dreinschicken (in) geh., veraltend
Oberbegriffe |
Assoziationen |
|
(etwas) zu sich nehmen ·
einnehmen (Medikament) ·
konsumieren (Suchtmittel) ·
schlucken ●
(sich etwas) einwerfen ugs., fig. ·
(sich etwas) reinpfeifen ugs. ·
(sich etwas) reinziehen ugs. ·
(sich etwas) reinzischen ugs. ·
ingestieren fachspr., sehr selten
Oberbegriffe |
Unterbegriffe |
|
Assoziationen |
|
(sich etwas) bieten lassen ·
(sich etwas) gefallen lassen ·
(sich) nicht wehren (gegen) ·
(sich) nicht widersetzen ·
(widerspruchslos) hinnehmen ·
Nachsicht üben ·
dulden ·
einstecken ·
in Kauf nehmen ·
leisetreten ·
nicht protestieren ·
schlucken ·
stillhalten ·
tolerieren ·
verschmerzen ●
(es) nicht auf einen Streit ankommen lassen (wollen) variabel ·
(die) Füße stillhalten ugs., fig. ·
konnivieren geh. ·
mitmachen ugs.
Assoziationen |
|
(seinem Unternehmen) einverleiben ·
(seinen Besitztümern) hinzufügen ·
(sich) aneignen ·
übernehmen ●
(sich) unter den Nagel reißen ugs. ·
schlucken ugs.
Assoziationen |
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(dreimal) (tief) schlucken (müssen) ·
(erst mal) tief Luft holen (müssen) ·
versuchen, ruhig Blut zu bewahren
Typische Verbindungen zu ›schlucken‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›schlucken‹.
Verwendungsbeispiele für ›schlucken‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Er bekam so viel davon zu schlucken, daß er beinahe aufgeschrien hätte.
[Salten, Felix: Bambi, Frankfurt a. M.: Fischer 1956 [1923], S. 107]
Wer ist so dumm bei uns, so plumpe Lügen zu schlucken?
[Klemperer, Victor: [Tagebuch] 1953. In: ders., So sitze ich denn zwischen allen Stühlen, Berlin: Aufbau-Verl. 1999 [1953], S. 403]
Noch vor zehn Jahren hätte es jeder Mann weit von sich gewiesen, »weibliche« Östrogene zu schlucken.
[Die Zeit, 05.02.1998, Nr. 7]
Immer wieder muss ich kräftig schlucken, um den Druck auszugleichen, und wenn wir wieder hochkommen, sieht es meistens wüst aus.
[Die Zeit, 01.09.2008, Nr. 35]
Es scheint, wenn man Vater ist, muß man manches schlucken lernen.
[Ganghofer, Ludwig: Lebenslauf eines Optimisten. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1911], S. 18562]
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