Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

schmachten

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GrammatikVerb · schmachtet, schmachtete, hat geschmachtet
Aussprache 
Worttrennung schmach-ten
Wortbildung  mit ›schmachten‹ als Erstglied: Schmachtfetzen · Schmachtkorn · Schmachtlappen · Schmachtlocke · Schmachtriemen · schmachtend
 ·  mit ›schmachten‹ als Letztglied: anschmachten · verschmachten

Bedeutungsübersicht

  1. 1. [gehoben] unter Entbehrungen leiden, besonders hungern, dürsten
  2. 2. [gehoben] ⟨nach etw., jmdm. schmachten⟩ sich sehr stark, leidend nach etw., jmdm. sehnen
    1. [salopp] ⟨schmachtend⟩ sentimental, schmalzig
eWDG

Bedeutungen

1.
gehoben unter Entbehrungen leiden, besonders hungern, dürsten
Beispiele:
in der Hitze schmachten
im Kerker schmachten
Wir haben ferner auch unserer Kämpfer zu gedenken, die heute in den Verließen und Festungen der Bourgeoisie schmachten [ Thälm.Reden1,168]
2.
gehoben nach etw., jmdm. schmachtensich sehr stark, leidend nach etw., jmdm. sehnen
Beispiele:
nach einem erfrischenden Trunk, nach Ruhe schmachten
Die guten Freunde schmachteten nach dem Labsal eines Wortes [ FrançoisLetzte Reckenburgerin56]
Ich bin der, der nach dir schmachtet, / Paris, der dich zärtlich liebt [ HacksSchöne Helena8]
salopp schmachtendsentimental, schmalzig
Grammatik: oft im Partizip I
Beispiele:
schmachtende schwarze Augen
ein schmachtendes Lied (zur Laute singen)
man hörte sie von Bord zu Bord … die schmachtenden Walzer [ GaiserNascondo72]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
schmachten · verschmachten · anschmachten · Schmachtriemen
schmachten Vb. ‘Entbehrung, besonders Hunger und Durst leiden, sich schmerzlich sehnen’, mnd. mnl. nl. smachten ‘Hunger leiden, vor Entbehrung dahinsiechen’, nhd. seit dem 17. Jh. bezeugt. Voraus gehen ahd. gismahtōn ‘dahinschwinden, schwach werden’ (8. Jh.) und mhd. versmahten, nhd. verschmachten ‘Hunger und Durst leiden, verdursten’, wohl von einem allerdings erst in mhd. smaht m. ‘Geruch, das Schmachten, Verschmachten, hoher Grad von Hunger und Durst’, mnd. smacht ‘Entbehrung, entkräftender Hunger’ überlieferten Substantiv abgeleitet. Als Ausgangswort ist das unter Schmach (s. d.) angeführte Adjektiv ahd. smāhi ‘klein, gering’, mhd. smæhe, mnd. smā anzusehen, so daß schmachten eigentlich ‘kleiner werden, schwinden’ bedeutet. Die im Mnd. gut ausgeprägte Wortgruppe (s. auch schmächtig) mag semantisch Einfluß auf das Nhd. genommen haben. nach etw. schmachten ‘etw. heftig verlangen, ersehnen’ (18. Jh.). – anschmachten Vb. ‘sich nach jmdm. sehnen und dies schwärmerisch durch Blick und Gebärde ausdrücken’ (18. Jh.). Schmachtriemen m. ‘breiter lederner Leibriemen von Fuhrleuten und Reitern, dessen Druck die Empfindung von Hunger in einem leeren Magen dämpfen soll’ (18. Jh.), danach den Schmachtriemen umschnallen müssen, enger schnallen ‘Hunger leiden müssen’ (um 1800).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

anschmachten · jemand lebt nur noch für · schmachten (nach) · schwärmerisch bewundern · verehren · verklären · verschmachten (nach)  ●  in den Himmel heben fig. · (jemandem) zu Füßen liegen ugs., fig. · (jemandes) Ein und Alles (sein) ugs. · (sich) verzehren (nach) geh. · Feuer und Flamme sein (für) ugs. · anbeten ugs. · anhimmeln ugs. · höchste Bewunderung zollen geh. · idealisieren fachspr. · vergöttern ugs.
Assoziationen

Hunger leiden · darben · hungern · hungrig sein · nichts zu essen haben · schmachten  ●  Kohldampf schieben ugs.
Assoziationen
  • (einen) Mordshunger haben · (jemandem) knurrt der Magen · Heißhunger haben (auf) · ausgehungert sein · ordentlich Hunger haben  ●  (jemandem) hängt der Magen in den Kniekehlen fig. · (mächtig) Kohldampf haben ugs. · Hunger für zwei / drei / vier ... (mitgebracht) haben ugs. · Hunger für zwei / drei / vier ... mitbringen ugs. · dürsten und darben geh., ironisch · einen Bärenhunger haben ugs., variabel · einen Mordsappetit haben ugs.

(etwas) sehnlichst vermissen · (inständig) verlangen (nach) · (sich) sehnen (nach) · (sich) verzehren nach · fiebern nach · gieren (nach) · lechzen (nach) · schmachten (nach) · vergehen (nach) · verschmachten (nach)  ●  desiderieren geh., lat. · dürsten (nach) geh., poetisch
Assoziationen

(inständig) verlangen (nach) · (jemandem) steht der Sinn (nach) · (sehr) verlangen nach · (sich) sehnen (nach) · ...närrisch · Lust haben (auf) · aus sein (auf) · begehren · begehrlich (nach) · begierig (auf / nach) · brennen (auf) · fiebern nach · gieren (nach) · herbeisehnen · herbeiwünschen · kaum erwarten können · nicht warten können (auf) · schmachten (nach) · sehnlichst begehren · sehnlichst vermissen · spitzen (auf) · süchtig (nach) · unbedingt haben wollen · vergehen (nach) · verrückt (nach) · versessen (auf) · vor Lust (auf etwas) vergehen · vor Verlangen (nach etwas) vergehen  ●  hinter etwas her (sein) wie der Teufel hinter der armen Seele sprichwörtlich · hungern (nach) fig. · (einen) Gieper haben (auf) ugs. · (einen) Jieper haben (auf) ugs., norddeutsch · (etwas) ersehnen geh. · (ganz) wild (auf) ugs. · (jemandem) (das) Wasser im Mund zusammenlaufen (beim Gedanken an) ugs. · (jemanden) gelüsten (nach) geh. · (sehr) her (sein hinter) ugs. · begehren (nach) geh. · dürsten (nach) geh., poetisch, fig. · erpicht (auf) geh., veraltend · geil (auf) ugs. · giepern (nach) ugs., regional · heiß (auf) ugs. · jiepern (nach) ugs., regional · lange Zähne kriegen ugs., selten · lechzen (nach) geh. · scharf (auf) ugs. · sich alle zehn Finger lecken (nach) ugs., fig. · sich die Finger lecken (nach) ugs., fig. · sich verzehren (nach) geh. · spitz sein (auf) ugs. · verrückt (auf) ugs. · verschmachten (nach) geh.
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›schmachten‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›schmachten‹.

Verwendungsbeispiele für ›schmachten‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Männer wüten blind, Frauen buckeln gläubig oder schmachten verschämt – das Betrachten gerät zur ungenierten Lust. [Die Welt, 10.03.2000]
Wir seufzen und sehnen, wir schmachten uns nach, Wir sehnen und seufzen uns krank. [Süddeutsche Zeitung, 11.06.1994]
Das schmachtet und verachtet, säuselt und keift, lockt und lügt. [Die Welt, 21.11.2005]
Entscheidend ist dabei, dass man sich nicht festlich anziehen muss, um herzzerreißend zu schmachten. [Süddeutsche Zeitung, 09.05.2000]
Im ersten Akt schmachtet er sehnsüchtig nach der geliebten Romilda. [Schuhmann, Otto: Meyers Opernbuch, Leipzig: Bibliograph. Inst. 1938 [1935], S. 18]
Zitationshilfe
„schmachten“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/schmachten>.

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