schwachsinnig
GrammatikAdjektiv · Komparativ: schwachsinniger · Superlativ: am schwachsinnigsten
Aussprache [ˈʃvaχzɪnɪç]
Worttrennung schwach-sin-nig
Wortzerlegung Schwachsinn -ig
Bedeutungsübersicht
- 1. [salopp, abwertend] unsinnig, dumm, sinnlos
- 2. [veraltend, noch Recht] hinsichtlich der intellektuellen Fähigkeiten stark eingeschränkt, geistig behindert, minderbegabt
Wahrig und ZDL
Bedeutungen
1.
salopp, abwertend unsinnig, dumm, sinnlos
Kollokationen:
als Adjektivattribut: eine schwachsinnige Idee, Aktion; schwachsinnige Gesetze, Fragen, Vorwürfe
mit Adverbialbestimmung: völlig, geradezu schwachsinnig
Beispiele:
Seine Partei werde sich dabei mit den Grünen abstimmen, »um gegen
ein so unsinniges, um nicht zu sagen, schwachsinniges
Gesetz« vorzugehen. [Der Spiegel, 09.11.2012 (online)]
Was ist Ihrer Meinung nach die sinnloseste Regel im Fußball? Die
Auslegung der Abseitsregel. Mittlerweile werden Tore schon nicht mehr
gegeben, wenn der große Zeh näher zum Tor ist als der gegnerische
Abwehrspieler. Das finde ich komplett schwachsinnig. [Mittelbayerische, 14.01.2021]
»Einige schwachsinnige Idioten haben in der
Mainacht unsere Linde umgesägt«[…]. [Südkurier, 08.06.2005]
Zum ersten Mal, seit er der Ziffer auf der Spur war, glaubte er zu
wissen, wie absurd seine Suche gewesen war und wie vermessen und
schwachsinnig das ganze Vorhaben, in welche
unsinnige Gefahr er sich gebracht hatte. [Kopetzky, Steffen: Grand Tour. Frankfurt a. M.: Eichborn 2002, S. 323]
Müssen Köche nicht eine Mütze tragen? Das ist die
schwachsinnigste Erfindung überhaupt. Da hat man
nach einer Weile ein richtiges Feuchtbiotop auf dem Kopf. [Berliner Zeitung, 06.01.2001]
2.
veraltend, noch Recht hinsichtlich der intellektuellen Fähigkeiten stark eingeschränkt, geistig behindert, minderbegabt
Kollokationen:
als Adjektivattribut: schwachsinnige Kinder, Menschen
Beispiele:
Als Anfang Juli die Psychiaterin
[…] ihre Erkenntnisse über Wilfried
W. präsentierte, kam sie in ihrem Gutachten auch auf die intellektuellen
Fähigkeiten des 48‑Jährigen zu sprechen. Dieser verfüge nur über einen
Intelligenzquotienten zwischen 55 und 67, sagte sie, und gelte damit im
Sinne der Rechtswissenschaft als
»schwachsinnig«. [Neue Westfälische, 01.08.2018]
Dann spezialisierte sie [die Pflegeanstalt] sich auf junge Menschen und nannte sich
»Heil‑ und Erziehungsanstalt für blöd‑ und
schwachsinnige Kinder« und schließlich, nach
hundertfünfzig Jahren, »Klinik für Kinder‑ und Jugendpsychiatrie
Hesterberg«. [Der Standard, 08.02.2013]
Ein 33‑jähriger Bruder der Mutter, der
schwachsinnig ist und Recht und Unrecht nicht
unterscheiden konnte, wurde in die Psychiatrie eingewiesen. [Thüringer Allgemeine, 01.07.2005]
Später ordnete das Gericht Sicherheitsverwahrung für den laut
Gutachten schwachsinnigen Mann an. [Der Spiegel, 19.02.2004 (online)]
Das Gericht befand, Dieter K[…] sei zwar
»intellektuell eingeengt«, aber keinesfalls als
schwachsinnig zu bezeichnen. [Der Spiegel, 14.06.1976]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
schwach · Schwäche · Schwachheit · schwächen · schwächlich · Schwächling · Schwachkopf · Schwachmatikus · Schwachsinn · schwachsinnig
schwach Adj. ‘kraftlos, dünn, wenig gehaltvoll’, mhd. swach ‘schlecht, gering, unedel, niedrig, armselig, kraftlos’, mnd. swak, auch ‘biegsam’, mnl. swac ‘biegsam, gebrechlich’, nl. zwak läßt sich mit mnd. swāken, swēken ‘wackeln’, norw. (mundartlich) svaga ‘schwanken, schlenkern’, svagga ‘schwankend gehen’, anord. sveggja ‘hin und her schwingen’ zu der unter schwingen (s. d.) angeführten Wortgruppe stellen, könnte also einer nasallosen Variante ie. *su̯eg-, *su̯ek- des dort angegebenen Ansatzes ie. *su̯eng-, *su̯enk- ‘biegen, drehend schwingen, schwenken’ folgen. Als Ausgangsbedeutung ergäbe sich ‘biegsam, schwankend’, die in ‘schlecht, kraftlos’ übergeht. – Schwäche f. ‘Kraftlosigkeit’ (16. Jh.), abgeleitet vom Adjektiv; vgl. mhd. swache ‘Unehre, Schmach’, frühnhd. sweche ‘dünner Teil der Messerklinge’ (15. Jh.). Schwachheit f. ‘Kraftlosigkeit’, mhd. swachheit, swacheit ‘Geringheit, Unehre, Schmach, Kränklichkeit’. schwächen Vb. ‘schwach, hinfällig, kraftlos machen’, mhd. swechen ‘verächtlich machen, beschimpfen, erniedrigen’; vgl. auch mhd. swachen ‘schlecht, armselig sein, schlecht werden oder machen, verachten, tadeln, schänden’. schwächlich Adj. ‘von nicht kräftigem Körperbau, kraftlos’, mhd. swach-, swechlich ‘schlecht, gering, verachtet, kraftlos’. Schwächling m. ‘(körperlich und moralisch) kraft- und haltloser Mensch’ (Anfang 18. Jh.). Schwachkopf m. ‘dummer, einfältiger Kerl’ (um 1800). Schwachmatikus m. ‘Schwächling’ (1. Hälfte 19. Jh.), scherzhafte Latinisierung der Studentensprache (etwa nach Rheumatikus, Phlegmatikus). Schwachsinn m. ‘Mangel an Empfindung und Verstand’ (18. Jh.), dann auch ‘Unsinn, dummes Zeug’, medizinisch ‘Intelligenzmangel durch Unterentwicklung des Gehirns oder durch Gehirnschädigung’; schwachsinnig Adj. (18. Jh.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
aberwitzig ·
absurd ·
bescheuert (Sache) ·
irrsinnig ·
irrwitzig ·
nicht rational ·
reiner Blödsinn ·
sinnbefreit ·
sinnfrei ·
unsinnig ·
vernunftwidrig ·
wahnwitzig ·
widersinnig ●
töricht abwertend ·
(ein) Irrsinn ugs. ·
(eine) Idiotie ugs. ·
(totaler) Quatsch ugs. ·
blöd (Sache) ugs. ·
blödsinnig ugs. ·
dämlich (Sache) ugs. ·
hirnrissig ugs. ·
hirnverbrannt ugs., abwertend ·
idiotisch ugs., abwertend ·
irre ugs. ·
ohne Sinn und Verstand ugs. ·
schwachsinnig ugs., abwertend ·
selten dämlich (Idee, Aktion, Behauptung ...) ugs. ·
verrückt ugs.
Assoziationen |
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geistig behindert ·
intelligenzgemindert ·
kognitiv beeinträchtigt ·
kognitiv behindert ·
mental retardiert (med.) ●
blöd(e) veraltet, abwertend ·
blödsinnig veraltet, abwertend ·
debil abwertend ·
schwachsinnig ugs., abwertend
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Assoziationen |
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