selb
Dem.pron.
Als selbständiges Wort heute nur noch
nach einer mit dem Artikel verschmolzenen Präposition
(vgl.
zur selben Zeit,
im selben Haus,
vom selben Stoff),
sonst in der Zusammenrückung
derselbe
und in anderen unten genannten Formen.
Das
gemeingerm. Demonstrativpronomen
ahd.
selb
(8. Jh.;
flektiert
selbēr,
selbiu,
selbaʒ
bzw.
selbo,
selba),
mhd.
selp,
asächs.
afries.
self,
mnd.
sülve,
mnl.
self,
nl.
zelf,
aengl.
engl.
self,
anord.
sjālfr,
schwed.
själv,
got.
silba
(
germ.
*selba-)
hat keine sicheren
außergerm. Vergleichsmöglichkeiten.
Man zieht gewöhnlich
venet.
sselboi-sselboi
Plur.
‘sich selbst’
(vgl.
ahd.
der selbselbo
‘der sich selbst gleiche’)
heran und denkt an eine Verbindung des Pronominalstamms
ie.
*se-
(s.
↗
sich)
mit dem in Pronominalbildungen auftretenden
l-Formans
(vgl.
lat.
tālis
‘so beschaffen, solcher’,
quālis
‘wie beschaffen, von welcher Art’),
die um das Suffix
ie.
-bho-
‘von der Art des Grundworts seiend, dessen Qualität habend’
(s.
↗
Sippe)
erweitert ist.
Die Zusammenrückung des mit dem bestimmten Artikel verbundenen Pronomens zu
der-,
die-,
dasselbe
setzt im
Spätmhd. ein
und ist etwa im 16. Jh. abgeschlossen.
Dabei werden beide Kompositionsglieder flektiert,
selb-
vom 17. Jh. an nur schwach.
selber
Dem.pron.
erstarrte Form des stark flektierten Nominativs Sing. Mask.,
die vom 12. Jh. an für alle Kasus eintreten kann.
Sie gilt im
Nhd. als umgangssprachlich
für die indeklinable Pronominalform
selbst,
entstanden aus dem Genitiv Sing. Mask.
selbes
unter Anfügung eines unorganischen
-t,
zuerst (um 1300) im
Omd. in der Verbindung
dā selbest,
seit dem 15. Jh. auch einsilbig
selbst.
selbständig
Adj.
‘für sich bestehend, unabhängig, ohne Anleitung oder Hilfe von außen, allein’
(16. Jh.);
vgl.
selbstendiglich
Adv.
(Ende 15. Jh.),
mhd.
selbstēnde
(14. Jh.,
md.);
daneben auch
(zu
selbs-)
selbsstendig
(16. Jh.)
und
(zu
selbst-)
selbstständig
(17. Jh.).
selbstisch
Adj.
‘egoistisch, nur an sich denkend, selbstsüchtig’
(18. Jh.),
gebildet nach gleichbed.
engl.
selfish.
selbstgefällig
Adj.
‘überheblich, eitel’
(18. Jh.).
Selbstlaut
m.
‘Vokal’,
vgl.
stimmer odder selbstlauten
(1531),
Gegenbildung zu
↗
Mitlaut
(s. d.).
selbstlos
Adj.
‘frei von Selbstsucht’
(18. Jh.),
heute Gegenwort von
egoistisch.
Selbstmörder
m.
‘wer sich selbst tötet’
(Ende 16. Jh.),
aus
Luthers
sein selbs mörder
(1527) entstanden?
Dazu
Selbstmord
m.
(17. Jh.),
für gleichbed.
medizin.-lat.
suicīdium.
Selbstsucht
f.
‘Egoismus’
(18. Jh.);
selbstsüchtig
Adj.
‘egoistisch’
(18. Jh.).
selbstverständlich
Adj.
‘von selbst, aus sich selbst zu verstehen, so daß ein Kommentar überflüssig ist’
(18. Jh.).
Selbstverwaltung
f.
‘Verwaltung durch eigene, vom Staat anerkannte Institutionen’
(Anfang 19. Jh.),
nach
engl.
self-government.