selbstgefällig
GrammatikAdjektiv
Aussprache
Worttrennung selbst-ge-fäl-lig
Wortbildung
mit ›selbstgefällig‹ als Erstglied:
Selbstgefälligkeit
eWDG
Bedeutung
abwertend anmaßend, eitel und überheblich
Beispiele:
ein selbstgefälliger Mensch
selbstgefällig in den Spiegel schauen
jmdn. selbstgefällig mustern
selbstgefällig lächeln
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
selb · selber · selbst · selbständig · selbstisch · selbstgefällig · Selbstlaut · selbstlos · Selbstmörder · Selbstmord · Selbstsucht · selbstsüchtig · selbstverständlich · Selbstverwaltung
selb Dem.pron. Als selbständiges Wort heute nur noch nach einer mit dem Artikel verschmolzenen Präposition (vgl. zur selben Zeit, im selben Haus, vom selben Stoff), sonst in der Zusammenrückung derselbe und in anderen unten genannten Formen. Das gemeingerm. Demonstrativpronomen ahd. selb (8. Jh.; flektiert selbēr, selbiu, selbaʒ bzw. selbo, selba), mhd. selp, asächs. afries. self, mnd. sülve, mnl. self, nl. zelf, aengl. engl. self, anord. sjālfr, schwed. själv, got. silba (germ. *selba-) hat keine sicheren außergerm. Vergleichsmöglichkeiten. Man zieht gewöhnlich venet. sselboi-sselboi Plur. ‘sich selbst’ (vgl. ahd. der selbselbo ‘der sich selbst gleiche’) heran und denkt an eine Verbindung des Pronominalstamms ie. *se- (s. sich) mit dem in Pronominalbildungen auftretenden l-Formans (vgl. lat. tālis ‘so beschaffen, solcher’, quālis ‘wie beschaffen, von welcher Art’), die um das Suffix ie. -bho- ‘von der Art des Grundworts seiend, dessen Qualität habend’ (s. Sippe) erweitert ist. Die Zusammenrückung des mit dem bestimmten Artikel verbundenen Pronomens zu der-, die-, dasselbe setzt im Spätmhd. ein und ist etwa im 16. Jh. abgeschlossen. Dabei werden beide Kompositionsglieder flektiert, selb- vom 17. Jh. an nur schwach. – selber Dem.pron. erstarrte Form des stark flektierten Nominativs Sing. Mask., die vom 12. Jh. an für alle Kasus eintreten kann. Sie gilt im Nhd. als umgangssprachlich für die indeklinable Pronominalform selbst, entstanden aus dem Genitiv Sing. Mask. selbes unter Anfügung eines unorganischen -t, zuerst (um 1300) im Omd. in der Verbindung dā selbest, seit dem 15. Jh. auch einsilbig selbst. selbständig Adj. ‘für sich bestehend, unabhängig, ohne Anleitung oder Hilfe von außen, allein’ (16. Jh.); vgl. selbstendiglich Adv. (Ende 15. Jh.), mhd. selbstēnde (14. Jh., md.); daneben auch (zu selbs-) selbsstendig (16. Jh.) und (zu selbst-) selbstständig (17. Jh.). selbstisch Adj. ‘egoistisch, nur an sich denkend, selbstsüchtig’ (18. Jh.), gebildet nach gleichbed. engl. selfish. selbstgefällig Adj. ‘überheblich, eitel’ (18. Jh.). Selbstlaut m. ‘Vokal’, vgl. stimmer odder selbstlauten (1531), Gegenbildung zu Mitlaut (s. d.). selbstlos Adj. ‘frei von Selbstsucht’ (18. Jh.), heute Gegenwort von egoistisch. Selbstmörder m. ‘wer sich selbst tötet’ (Ende 16. Jh.), aus Luthers sein selbs mörder (1527) entstanden? Dazu Selbstmord m. (17. Jh.), für gleichbed. medizin.-lat. suicīdium. Selbstsucht f. ‘Egoismus’ (18. Jh.); selbstsüchtig Adj. ‘egoistisch’ (18. Jh.). selbstverständlich Adj. ‘von selbst, aus sich selbst zu verstehen, so daß ein Kommentar überflüssig ist’ (18. Jh.). Selbstverwaltung f. ‘Verwaltung durch eigene, vom Staat anerkannte Institutionen’ (Anfang 19. Jh.), nach engl. self-government.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
blasiert ·
selbstgefällig ·
selbstzufrieden
Assoziationen |
|
selbstgefällig ·
selbstgerecht ·
selbstgewiss ·
selbstherrlich ·
sich selbst genug ·
von sich (selbst) eingenommen ·
von sich selbst überzeugt ●
(die) Wahrheit für sich gepachtet haben Redensart, variabel ·
selbstbesoffen derb ·
von keinem Zweifel angekränkelt geh.
Assoziationen |
|
anmaßend ·
eingebildet ·
hochgestochen ·
selbstgefällig ·
stolz ●
hochnäsig ugs. ·
prätentiös geh., bildungssprachlich
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›selbstgefällig‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›selbstgefällig‹.
Verwendungsbeispiel für ›selbstgefällig‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Anstelle des Erzählens tritt in diesem Text das selbstgefällige Schwadronieren, anstelle des Denkens Berechnung.
[Die Zeit, 21.03.1997, Nr. 13]
Wir sollten ihn beim Wort nehmen, selbstbewußt, aber nicht selbstgefällig – vor allem aber bald.
[Die Zeit, 24.11.1989, Nr. 48]
Denen habe er gründlich den Kopf gewaschen, bemerkt er selbstgefällig.
[Die Zeit, 10.03.1967, Nr. 10]
Stärker oder nicht – wir können es uns nicht leisten, selbstgefällig zu sein.
[Archiv der Gegenwart, 2001 [1992]]
Und auf dem selbstgefälligen Abzug scheinen noch immer die Scheinwerfer zu scheinen.
[Spoerl, Alexander: Mit der Kamera auf du, München: Piper 1957, S. 165]
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