selbstverständlich
GrammatikAdjektiv
Aussprache
Worttrennung selbst-ver-ständ-lich
Wortzerlegung selbst1 verständlich
Wortbildung
mit ›selbstverständlich‹ als Erstglied:
Selbstverständlichkeit
eWDG
Bedeutung
ohne weitere Erklärung verständlich, sich aus dem natürlichen oder logischen Gang, Zusammenhang der Sachverhalte ergebend
Beispiele:
eine selbstverständliche Pflicht, Tat
umgangssprachlichdas ist die selbstverständlichste Sache der Welt
solche anfängliche Befangenheit ist selbstverständlich
das hatte er als selbstverständlich angenommen, vorausgesetzt
ich komme selbstverständlich mit
er setzte sich ganz selbstverständlich (= ohne Umschweife, unbefangen) zu uns an den Tisch
»wirst du uns begleiten?« »Aber selbstverständlich«
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
selb · selber · selbst · selbständig · selbstisch · selbstgefällig · Selbstlaut · selbstlos · Selbstmörder · Selbstmord · Selbstsucht · selbstsüchtig · selbstverständlich · Selbstverwaltung
selb Dem.pron. Als selbständiges Wort heute nur noch nach einer mit dem Artikel verschmolzenen Präposition (vgl. zur selben Zeit, im selben Haus, vom selben Stoff), sonst in der Zusammenrückung derselbe und in anderen unten genannten Formen. Das gemeingerm. Demonstrativpronomen ahd. selb (8. Jh.; flektiert selbēr, selbiu, selbaʒ bzw. selbo, selba), mhd. selp, asächs. afries. self, mnd. sülve, mnl. self, nl. zelf, aengl. engl. self, anord. sjālfr, schwed. själv, got. silba (germ. *selba-) hat keine sicheren außergerm. Vergleichsmöglichkeiten. Man zieht gewöhnlich venet. sselboi-sselboi Plur. ‘sich selbst’ (vgl. ahd. der selbselbo ‘der sich selbst gleiche’) heran und denkt an eine Verbindung des Pronominalstamms ie. *se- (s. sich) mit dem in Pronominalbildungen auftretenden l-Formans (vgl. lat. tālis ‘so beschaffen, solcher’, quālis ‘wie beschaffen, von welcher Art’), die um das Suffix ie. -bho- ‘von der Art des Grundworts seiend, dessen Qualität habend’ (s. Sippe) erweitert ist. Die Zusammenrückung des mit dem bestimmten Artikel verbundenen Pronomens zu der-, die-, dasselbe setzt im Spätmhd. ein und ist etwa im 16. Jh. abgeschlossen. Dabei werden beide Kompositionsglieder flektiert, selb- vom 17. Jh. an nur schwach. – selber Dem.pron. erstarrte Form des stark flektierten Nominativs Sing. Mask., die vom 12. Jh. an für alle Kasus eintreten kann. Sie gilt im Nhd. als umgangssprachlich für die indeklinable Pronominalform selbst, entstanden aus dem Genitiv Sing. Mask. selbes unter Anfügung eines unorganischen -t, zuerst (um 1300) im Omd. in der Verbindung dā selbest, seit dem 15. Jh. auch einsilbig selbst. selbständig Adj. ‘für sich bestehend, unabhängig, ohne Anleitung oder Hilfe von außen, allein’ (16. Jh.); vgl. selbstendiglich Adv. (Ende 15. Jh.), mhd. selbstēnde (14. Jh., md.); daneben auch (zu selbs-) selbsstendig (16. Jh.) und (zu selbst-) selbstständig (17. Jh.). selbstisch Adj. ‘egoistisch, nur an sich denkend, selbstsüchtig’ (18. Jh.), gebildet nach gleichbed. engl. selfish. selbstgefällig Adj. ‘überheblich, eitel’ (18. Jh.). Selbstlaut m. ‘Vokal’, vgl. stimmer odder selbstlauten (1531), Gegenbildung zu Mitlaut (s. d.). selbstlos Adj. ‘frei von Selbstsucht’ (18. Jh.), heute Gegenwort von egoistisch. Selbstmörder m. ‘wer sich selbst tötet’ (Ende 16. Jh.), aus Luthers sein selbs mörder (1527) entstanden? Dazu Selbstmord m. (17. Jh.), für gleichbed. medizin.-lat. suicīdium. Selbstsucht f. ‘Egoismus’ (18. Jh.); selbstsüchtig Adj. ‘egoistisch’ (18. Jh.). selbstverständlich Adj. ‘von selbst, aus sich selbst zu verstehen, so daß ein Kommentar überflüssig ist’ (18. Jh.). Selbstverwaltung f. ‘Verwaltung durch eigene, vom Staat anerkannte Institutionen’ (Anfang 19. Jh.), nach engl. self-government.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
klarerweise ·
natürlich ·
selbstverständlich
Assoziationen |
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den Erwartungen entsprechend ·
der Erwartung entsprechend ·
erwartbar ·
erwartungsgemäß ·
erwartungskonform ·
gewohnt (Adverb) ·
naturgemäß ·
natürlich ·
natürlicherweise ·
selbstverständlich ·
trivialerweise ·
verständlicherweise ·
wenig überraschend ·
wie erwartet ·
wie zu erwarten (war) ·
wie üblich ●
logischerweise ugs. ·
wen wundert's (Einschub) geh.
Assoziationen |
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Antonyme |
logischerweise ·
natürlich ·
selbstverständlich ·
versteht sich (Einschub) ●
wie könnte es anders sein Einschub ·
selbstredend geh. ·
selbstverfreilich ugs., scherzhaft
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›selbstverständlich‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›selbstverständlich‹.
Verwendungsbeispiele für ›selbstverständlich‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Die übliche Vorsorge – ohne ängstliche Übertreibung – setze ich als
selbstverständlich voraus.
[Wölfl, Norbert: Die wiedergefundene Zärtlichkeit, Genf u. a.: Ariston 1995 [1983], S. 173]
Ich will, solange ich lebe, wachsen nach oben ans
selbstverständlich gebrauchte Licht all meiner
Erfüllung.
[Pilgrim, Volker Elis: Manifest für den freien Mann – Teil 1, Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 1983 [1977], S. 33]
Aber das Gesetz selbst ist deswegen doch weit entfernt,
selbstverständlich zu sein.
[Hartmann, Nicolai: Der Aufbau der realen Welt, Berlin: de Gruyter 1940, S. 899]
Aber selbstverständlich spaltet sich das
logisch‑methodologische Problem dann auf der Linie Geschichte –
Soziologie.
[Freyer, Hans: Soziologie als Wirklichkeitswissenschaft, Leipzig u. a.: B.G. Teubner 1930, S. 140]
Für die Studenten sind die kombinierten Angebote heute fast
selbstverständlich.
[Die Zeit, 13.04.2000, Nr. 16]
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