Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

selig

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: seliger · Superlativ: am seligsten
Aussprache  [ˈzeːlɪç]
Worttrennung se-lig
Häufige Falschschreibung seelig
Wortbildung  mit ›selig‹ als Erstglied: Seligkeit · seligpreisen · seligsprechen
 ·  mit ›selig‹ als Letztglied: hochselig · leutselig · unselig
 ·  mit ›selig‹ als Binnenglied: allein selig machend · allein seligmachend · alleinseligmachend
 ·  mit ›selig‹ als Grundform: -selig · Selige · beseligen
eWDG

Bedeutungen

1.
von einem rauschhaften Glücksgefühl erfüllt, überglücklich, wunschlos glücklich
Beispiele:
sie küsste ihn, und er war selig
selig wie ein Kind
selig lächelnd schaute sie den spielenden Kindern zu
ihm war ganz selig zumute
sie war selig, als sie sich endlich wiedersahen
in selige Träume versunken
in seliger Selbstvergessenheit lagen wir am Strand und schauten den ziehenden Wolken nach
Erinnerungen an unsere seligste Zeit
umgangssprachlich, verhüllendmein Freund war schon ein wenig selig (= betrunken) und fing an zu lallen
umgangssprachlich glücklich und zufrieden
Beispiele:
soll er doch selig werden mit seinem Kram!
saloppwer's glaubt, wird selig (= ich glaube es nicht)
2.
Religion von allen Übeln des irdischen Lebens auf ewig frei und der himmlischen Wonnen teilhaftig
Beispiele:
selig sein, werden
ein seliges Ende haben (= sterben in der Gewissheit, die ewige Seligkeit zu erlangen)
dichterischdie Gefilde der Seligen (= Paradies des klassischen Altertums)
umgangssprachlich, scherzhaft, übertragen
Beispiel:
Gott habe ihn selig (= nun, da er weg ist, ist der Fall für uns erledigt)
3.
veraltet, süddeutsch verstorben
Grammatik: oft nachgestellt
Beispiele:
mein seliger Mann
süddeutschmeine Mutter selig
Bücher, Vermögen der, des Seligen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
selig · Seligkeit · beseligen · gottselig
selig Adj. ‘überaus glücklich’, (in der christlichen Religion) ‘nach dem Tod der himmlischen Freuden teilhaftig’, daher auch ‘verstorben’, ahd. sālīg (8. Jh.), mhd. sælec, sælic ‘glücklich, zum Glück bestimmt, gesegnet, glückbringend, heilsam, fromm’, asächs. sālig, mnd. sālich, sēlich, mnl. sālich, nl. zalig, afries. sēlich, aengl. (ge)sǣlig, engl. (älter) seely ‘glücklich’, daraus silly ‘einfältig, töricht, dumm’, anord. sælligr (auch ‘reich’) ist abgeleitet von einem in aengl. unsǣle ‘böse, boshaft’, sēl ‘gut, klug, würdig, glücklich’, anord. sæll ‘glücklich’, schwed. säll ‘(glück)selig’, got. sēls ‘tauglich, gütig’ (germ. *sēlī-) erhaltenen Adjektiv; vgl. dazu die substantivische Ableitung ahd. sālida (8. Jh.), mhd. sælde ‘Güte, Wohlgeartetheit, Segen, Heil, Glück (von Gott), himmlische Seligkeit’, asächs. sālða, aengl. sǣlþ, anord. sæld. Vergleicht man außergerm. lat. (ablautend) sōlārī ‘trösten, ermutigen, entschädigen, hindern’, air. slān ‘heil, gesund’ und griech. hīláskesthai (ἱλάσκεσθαι) ‘(einen Gott) gnädig, günstig stimmen, versöhnen’, läßt sich eine Wurzel ie. *sel(ə)- ‘günstig, guter Stimmung, begütigen’ erschließen. Aber auch Verwandtschaft mit griech. hólos (ὅλος) ‘ganz, vollständig’ und lat. salvus ‘gesund, heil, wohlbehalten, gerettet’ wird erwogen, so daß von ie. *solo-, *sol(e)u̯o- ‘wohlbehalten, ganz’ ausgegangen werden kann. – Seligkeit f. ‘Zustand wunschlosen Glücks, großer Freude’, kirchensprachlich ‘Einheit mit Gott nach dem Tod’, ahd. sālīgheit (um 1000), mhd. sælecheit, sælekeit, sælikeit ‘Wohlgeartetheit, Vollkommenheit, Anmut, Beglücktheit, Heil’. beseligen Vb. ‘selig, glücklich machen’ (15. Jh.). gottselig Adj. ‘fromm (um der Ehre Gottes willen)’ (16. Jh., von Luther geprägt), formelhaft gottseliges Gedächtnis (16. Jh.), gottseligen An(ge)denkens (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Assoziationen

(seinen Verletzungen) erlegen · gestorben · nicht mehr sein · nicht mehr unter den Lebenden · nicht mehr unter uns (weilen) · seligen Angedenkens (nachgestellt) · seligen Gedenkens (nachgestellt) · tot · verschieden · verstorben  ●  (nur) mit den Füßen zuerst fig. · hat uns verlassen verhüllend, fig. · selig (nachgestellt) veraltet · tot und begraben Verstärkung · von uns gegangen verhüllend, fig. · (jemand) hat es hinter sich derb · abgenippelt derb · aus dem Leben geschieden geh., verhüllend, floskelhaft · dahingegangen geh., verhüllend, fig. · dahingeschieden geh., verhüllend, fig. · draufgegangen (bei) ugs. · draußen geblieben fachspr., militärisch, Jargon · es ist aus (mit jemandem) ugs. · gefallen fachspr., militärisch, Jargon · gehimmelt ugs. · unterm Torf ugs., salopp, fig. · verblichen geh. · weg vom Fenster ugs., fig.
Assoziationen
  • (jemandes) Tod · Ableben · Abschied · Exitus · Hinscheiden · Lebensende · Sterben · Versterben  ●  Abberufung verhüllend, fig. · Heimgang religiös · Hinschied schweiz. · Sterbefall fachspr., Amtsdeutsch
  • tot (sein)  ●  (jemand) hat es hinter sich derb, Spruch · (jemand) hat's nicht geschafft ugs., Spruch · hinüber derb · mausetot ugs.
  • nicht mit mir ugs. · nur über meine Leiche ugs. · versuch's doch mal ugs. · versuch's nur ugs.
  • Allah sei seiner Seele gnädig · Friede seiner Asche · Gott hab ihn selig · er möge in Frieden ruhen · er möge ruhen in Frieden · möge Allah seiner Seele gnädig sein
  • (jemandem) schlägt die Stunde · (jemandes) letztes Stündlein hat geschlagen · (seinen) letzten Atemzug tun · ableben · das Zeitliche segnen · erlöschen · in die ewigen Jagdgründe eingehen · sterben · verdämmern · verscheiden · versterben · wegsterben  ●  (die) Augen für immer schließen verhüllend · (die) Reihen lichten sich fig. · abtreten fig. · aus dem Leben scheiden fig. · davongehen fig. · entschlafen fig., verhüllend · fallen militärisch · gehen verhüllend · heimgehen fig., verhüllend · sanft entschlafen verhüllend, fig. · seinen letzten Gang gehen fig. · uns verlassen verhüllend · vom Stangerl fallen fig., bairisch · von der Bühne (des Lebens) abtreten fig. · von uns gehen fig. · (den) Arsch zukneifen vulg., fig. · (den) Löffel abgeben ugs., fig., salopp · (seine) letzte Fahrt antreten ugs., fig. · dahingehen geh., verhüllend · dahingerafft werden (von) ugs. · dahinscheiden geh., verhüllend · den Geist aufgeben ugs. · den Weg allen Fleisches gehen geh. · die Grätsche machen ugs., salopp · die Hufe hochreißen derb, fig. · dran glauben (müssen) ugs. · in die Ewigkeit abberufen werden geh., fig. · in die Grube fahren ugs., fig. · in die Grube gehen ugs. · ins Grab sinken geh., fig. · ins Gras beißen ugs., fig. · sein Leben aushauchen geh. · seinen Geist aufgeben ugs. · seinen Geist aushauchen geh. · vor seinen Richter treten geh., religiös, fig. · vor seinen Schöpfer treten geh., fig.
  • fast tot · halb tot · halbtot · mehr tot als lebendig · übel zugerichtet

Typische Verbindungen zu ›selig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›selig‹.

Verwendungsbeispiele für ›selig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

So ordentlich sei der selige Herr Graf in allem gewesen. [Wiechert, Ernst: Das einfache Leben, München: Ullstein Taschenbuchverl. 2000 [1946], S. 306]
Und sie klatschte in die Hände vor Freuden wie ein seliges Kind. [Braun, Lily: Lebenssucher. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1915], S. 2624]
Der selige Vater hat noch die vollständige Rehabilitation des Sohnes erleben dürfen. [Christ, Karl: Jacob Burckhardt. In: o. A. (Hg.), Geschichte des Altertums, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1972], S. 120]
Wem es tüchtig auf sein Grab regnet, der wird selig. [Röhrich, Lutz: Regen, regnen. In: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten [Elektronische Ressource], Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994], S. 8335]
Vertrau auf Gott, und du wirst schon sehen, wie du selig wirst! [o. A.: EINE LANZE FÜR DEN IMPERIALISMUS. In: Marxistische Zeit- und Streitschrift 1980-1991, München: Gegenstandpunkt Verl. 1998 [1984]]
Zitationshilfe
„selig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/selig>.

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