Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

sinken

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GrammatikVerb · sinkt, sank, ist gesunken
Aussprache  [ˈzɪŋkn̩]
Worttrennung sin-ken
Wortbildung  mit ›sinken‹ als Erstglied: Sinkflug · Sinkkasten · Sinkstoff · sinkbar
 ·  mit ›sinken‹ als Letztglied: absinken · dahinsinken · durchsinken · einsinken · herabsinken · herniedersinken · heruntersinken · hinabsinken · hineinsinken · hinsinken · hintenübersinken · niedersinken · umsinken · untersinken · versinken · vornübersinken · vorsinken · wegsinken · zurücksinken · zusammensinken · zusinken
 ·  mit ›sinken‹ als Grundform: entsinken
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
(infolge der Schwerkraft) in eine langsame, abwärts gerichtete Bewegung geraten
a)
langsam und leicht, nahezu schwebend nach unten fallen, (auf etw.) hinabsinken
Beispiele:
der Nebel sank
die Waagschale sinkt
das Tuch, der Schleier, Fallschirm, Ballon, Drachen sinkt (langsam, lautlos, geräuschlos) zu Boden
die Blätter, Schneeflocken sinken (schwebend) zur Erde
das Blatt Papier sank in die Tiefe
der Körper, die Kiste sank auf den Grund (des Meeres)
der schwere Mantel sank (= glitt) von seinen Schultern
[…] ein Jubeln und Staunen über das Aufsteigen und Sinken der silbernen Riesenapparate [Flugzeuge] […] [ DürrenmattVersprechen99]
α)
etw. sinken lassenetw. Hochgehaltenes dadurch, dass man seine Muskeln, Armmuskeln erschlaffen lässt, abwärts bewegen
Beispiele:
er ließ das Buch, die Zeitung, das Gewehr, die Geige, den Löffel, Arm, die Hand sinken
sein Kopf sank (ihm) auf die Schulter, Brust
ihre Arme, Hände sanken (müde) in den Schoß
β)
bildlich
Beispiel:
gehoben[…] wenn ich in den Abgrund des Verbrechens gesunken bin […] [ G. Hauptm.4,210]
der Abend sinktder Abend beginnt, bricht an, es wird langsam dunkel
Beispiele:
es sinkt der Abend, die Nacht
sie fuhr bis in die sinkende Nacht
sie erreichten mit sinkender Nacht die Stadt
Die Nacht sinkt über die kleine winterliche Stadt […] [ MoloEin Deutscher449]
b)
untergehen, untersinken
α)
die Sonne sinkt (= die Sonne verschwindet langsam unter dem Horizont)
Beispiele:
die sinkende Sonne warf ihre letzten Strahlen auf die Blumen
der Mond war im Sinken begriffen
β)
bildlich jmds. Stern ist am, im Sinken (= jmd. hat die Höhe des Erfolgs, Ruhms überschritten, jmds. Ansehen, Einfluss nimmt ab)
Beispiel:
Der Stern des schönen […] Weibes begann damals schon zu sinken […] [ LöscherAlles Getrennte40]
γ)
das Schiff sinkt (= das Schiff verschwindet langsam unter der Wasseroberfläche, versinkt)
Beispiele:
der Kahn, Dampfer, das Boot sank unrettbar, kam ins Sinken
sprichwörtlichdie Ratten verlassen das sinkende Schiff (= Menschen, auf die kein Verlass ist, ziehen sich bei drohender Gefahr zurück)
c)
in, unter etw. sinkensich in einem weichen Untergrund langsam nach unten bewegen, völlig oder zum Teil einsinken, versinken
Beispiele:
der Wagen, Mann sank in den Moorboden
sie sanken bei jedem Schritt tief in den Schnee
das Gebäude, der Grabstein ist allmählich in die Erde gesunken
bildlich
Beispiel:
sie wäre am liebsten vor Scham, Verlegenheit in den, unter den Boden, in die Erde gesunken
d)
gehoben ein Haus sinkt in Trümmer (= das Haus verfällt, sinkt in sich zusammen)
Beispiele:
die alten Paläste waren in Schutt gesunken
im zweiten Weltkrieg sanken ganze Städte in Schutt und Asche (= brannten nieder, wurden zerstört)
bildlich
Beispiele:
die Kultur der Inkas war in Trümmer gesunken (= zerstört)
er saß in sich gesunken (= gebückt) da
e)
α)
aus der stehenden, aufrechten in eine zumeist waagerechte Körperhaltung geraten, langsam hinfallen, niedersinken
Beispiele:
er ist nach vorn, hinten, zur Seite gesunken
sie sank (ohnmächtig, erschöpft) auf den Boden, die Erde, zur Erde, zu Boden
er sank schlafend vom Stuhl, seinem Nebenmann auf die Schulter
er sank ihr zu Füßen
in, auf etw. sinken
β)
sich infolge starker Gemütsbewegung, Müdigkeit, Erschöpfung auf, in etw. langsam niederfallen lassen, sich niedersetzen, niederlegen
Beispiele:
er sinkt auf einen Stuhl, in die Polster des Eisenbahnabteils
er lässt sich (bestürzt, verwirrt, erschrocken, fassungslos, erleichtert) auf, in einen Sessel sinken
sie war auf das Bett gesunken, sank ins Bett
bildlich
Beispiel:
gehobenins Grab sinken (= sterben)
f)
auf die, in die Knie sinkensich (von Ehrfurcht, Demut, Verehrung erfüllt, voller Andacht) auf die Knie niederlassen, niederknien
Beispiele:
er war vor ihr auf die, in die Knie gesunken
[…] in der Frauenkirche, wenn bei erhobener Monstranz die Gläubigen auf die Knie sanken […] [ BecherAbschied4,108]
in die Knie, ins Knie sinkenverzweifelt, erschöpft in eine kniende Stellung geraten, zusammensinken
Beispiele:
sie schrie auf und sank in die, ins Knie
er schüttelte den Jungen, bis er in die Knie sank
g)
jmdm. in die Arme sinkensich besonders gefühlsbetont, innig umarmen
Beispiele:
sie sanken einander in die Arme
sie sank weinend in seine Arme, an seine Brust, ihm ans Herz, an die Brust
2.
in der Höhe, im Niveau niedriger werden
Synonym zu hinuntergehen (2), in gegensätzlicher Bedeutung zu steigenZDL
a)
Beispiele:
das Hochwasser, der Wasserstand, Wasserspiegel, die Quecksilbersäule, das Quecksilber (im Thermometer) sinkt
die Temperatur, das Fieber ist gesunken
das Thermometer sinkt (= zeigt eine Verringerung der Temperatur an)
bildlich
Beispiel:
seine Stimme sinkt (= bewegt sich abwärts, wird tiefer)
b)
an Wert verlieren, im Wert fallen
Beispiele:
die Preise sinken, zeigen eine sinkende Tendenz
die Waren sinken im Preis (= werden billiger)
die Papiere, Aktien sind im Kurs, Wert gesunken
Was tun wir, wenn der Wert des Geldes noch weiter sinkt […] [ MoloEin Deutscher82]
c)
weniger werden, sich verringern, abnehmen
Beispiele:
die Mietrückstände, seine Einkünfte sinken
die Säuglingssterblichkeit, Unfallzahl, Kriminalität, Ausschussquote sinkt
ihm sank der Mut (= er wurde mutlos)
der unerwartete Erfolg hob seinen gesunkenen Mut
sein Vertrauen sank immer mehr
sie haben die, alle Hoffnung sinken lassen (= aufgegeben)
nur den Mut nicht sinken lassen!
die Spannung, Aufmerksamkeit, das Interesse sinkt
Über zwei Wochen lang sank die Produktion von Tag zu Tag […] [ Ch. WolfGeteilter Himmel80]
α)
schlechter werden
Beispiele:
die Leistungen des Schülers sind stark gesunken
durch die Weltwirtschaftskrise sank der Lebensstandard im Land
ihre Stimmung, gute Laune sank
β)
gehoben allmählich zu Ende gehen, zur Neige gehen, aufhören
Beispiele:
das Kerzenlicht, Kaminfeuer sinkt
der Tag sank (= es wurde Abend)
sie versuchte, ihm die letzten Wochen seines sinkenden Lebens zu verschönen
d)
unter das bisherige persönliche moralische Niveau geraten und die Achtung anderer verlieren
Beispiele:
er sank immer tiefer, mehr und mehr
er kann nicht tiefer sinken
er ist moralisch, sittlich (tief) gesunken
in jmds. Achtung sinken (= jmds. Achtung verlieren)
er sank in der Gunst des Publikums, bei seinen Verehrern
Trink nicht mehr […] sonst kommen wir ganz auf den Ruin. Und du sinkst vor allen Menschen […] [ MarchwitzaJugend23]
[…] Bertrand könne schon so tief gesunken sein, daß er hier unter falschem Namen verkehre […] [ BrochPasenow19]
3.
in etw. sinkenlangsam von einem Zustand in einen anderen geraten
Beispiele:
in Ohnmacht sinken (= ohnmächtig werden)
in (tiefen) Schlaf, Schwermut, Lethargie, Mutlosigkeit sinken
er sank in ein tiefes Schweigen
in Grübelei, Nachsinnen sinken

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
sinken · versinken
sinken Vb. ‘nach unten gleiten, langsam fallen’ (stark flektierend), ahd. (9. Jh.), asächs. sinkan, mhd. sinken ‘sich senken, versinken, untersinken, verschwinden’, mnd. mnl. sinken, nl. zinken, afries. sinka, aengl. sincan, engl. to sink, anord. søkkva, schwed. sjunka, got. sigqan (germ. *senkwan) ist vielleicht mit armen. ankanim ‘falle, weiche, nehme ab’ und griech. (homerisch) heáphthē (ἑάφθη) ‘fiel, sank’ (?) vergleichbar, so daß eine Wurzel ie. *sengu̯- ‘fallen, sinken’ angesetzt werden kann. S. auch senken und versacken. Strittig ist die Frage, in welchem Verhältnis die unter seicht (s. d.) genannten germ. und außergerm. Formen zu den hier behandelten stehen. – versinken Vb. ‘untergehen’, übertragen ‘in etw. völlig aufgehen und seine Umwelt vergessen’, ahd. firsinkan ‘untertauchen, untergehen’ (um 900), mhd. versinken, auch ‘sich in etw. vertiefen’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

absacken · sinken · untergehen · versinken
Unterbegriffe


Ökonomie
(stark) sinken (Kurse, Preise) · fallen (Wirtschaft)  ●  (stark) einbrechen fig., variabel · abstürzen fig. · (ab)sacken (auf / unter / um ... %) ugs. · in den Keller gehen ugs., fig. · in den Keller rauschen ugs., fig. · nach unten gehen ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen
Antonyme

(he)runtergehen · (sich) lichten · (sich) reduzieren · (sich) verkleinern · (sich) vermindern · (sich) verringern · (zahlenmäßig / prozentual) abnehmen · kleiner werden · nach unten gehen · schrumpfen · sinken · weniger werden · zurückgehen  ●  (die) Reihen lichten sich Redensart, floskelhaft
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›sinken‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›sinken‹.

Zitationshilfe
„sinken“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/sinken>.

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