sinnen
Vb.
‘nachdenken, grübeln, seine Gedanken planend auf etw. richten’,
ahd.
sinnan
‘gehen, reisen, wandern, streben, verlangen’
(9. Jh.),
mhd.
sinnen
‘gehen, reisen, wahrnehmen, merken, verstehen, seine Gedanken oder Begierden auf etw. richten’,
mnd.
sinnen
‘erstreben, denken, nachsinnen’,
nl.
(aus dem
Dt.)
zinnen,
aengl.
sinnan,
auch
‘achthaben, sorgen’.
Für das stark flektierende Verb
und das zugehörige, unter
Sinn
(s. d.)
behandelte Verbalsubstantiv
ist von einem Nasalpräsens
germ.
*senþnan,
*sendnan
auszugehen, das sich mit
ahd.
sind
‘Weg, Richtung, Seite’
(8. Jh.),
mhd.
sint,
auch
‘Reise, Fahrt’,
asächs.
sīð,
aengl.
sīþ
‘Weg, Gang, Reise’,
anord.
sinn
‘Mal, Gang’,
got.
sinþs
‘Gang’
(s.
Gesinde
sowie verwandtes
senden)
und dem dazu gebildeten schwach flektierenden Verb
ahd.
sindōn
‘sich auf den Weg begeben, reisen’
(um 800),
mhd.
sinden,
asächs.
sīðon,
aengl.
sīþian,
anord.
sinna
sowie mit
air.
sēt
‘Weg’,
awest.
hant-
‘gelangen (lassen)’,
kymr.
hynt
‘Weg, Straße’,
lit.
siũͅsti
‘senden, schicken’,
auch mit
lat.
sentīre
‘fühlen, empfinden, wahrnehmen, Einsicht haben, meinen, denken’,
sēnsus
‘Empfindung, Gesinnung, Ansicht, Sinn’,
lit.
sintė́ti
‘sich entschließen, denken’
auf eine Wurzel
ie.
*sent-
‘eine Richtung nehmen, gehen’,
übertragen
‘empfinden, wahrnehmen’
zurückführen läßt.
Als Ausgangsbedeutung für die heute allein geltende übertragene Verwendung ist
‘seine Gedanken in eine Richtung gehen lassen, sie auf etw. richten’
anzusetzen.
besinnen
Vb.
‘überlegen, nachdenken, sich erinnern’,
in neuerer Zeit nur reflexiv,
mhd.
besinnen
‘worüber nachdenken, etw. ausdenken’,
reflexiv
‘sich bewußt werden, überlegen’.
besinnlich
Adj.
‘nachdenklich, beschaulich’,
mhd.
besintlīche
Adv.
‘mit Überlegung’
(mit unorganischem
-t-),
frühnhd.
besynnlich
(16. Jh.).
Besinnung
f.
‘Überlegung, Erinnerung, Bewußtsein’
(17. Jh.),
ohne Besinnung
‘ohne Bewußtsein’
(18. Jh.).
entsinnen
Vb.
reflexiv
‘sich erinnern’,
älter auch transitiv
‘der Sinne berauben’,
mhd.
entsinnen
‘von Sinnen kommen’,
reflexiv
‘zu Verstand kommen, bei Verstand sein, etw. in seinen Verstand aufnehmen, erkennen, erinnern’.
ersinnen
Vb.
‘erdenken, ausdenken’,
mhd.
ersinnen
‘erforschen, erdenken, erwägen’.
sinnieren
Vb.
‘grübeln, nachdenken’
(19. Jh.),
moderne Weiterbildung in Analogie zu anderen Verben auf
-ieren.
Ansinnen
n.
‘Forderung, (nicht zumutbarer) Vorschlag’
(15. Jh.).