spinnen
Vb.
‘aus Fasern (mit Hilfe des Spinnrads oder einer Maschine) Fäden drehen’.
Das
gemeingerm.,
ein präsensbildendes
n
enthaltende Verb
ahd.
spinnan
(8. Jh.),
mhd.
mnd.
mnl.
nl.
spinnen,
afries.
spinna,
aengl.
spinnan,
engl.
to spin,
anord.
schwed.
spinna,
got.
spinnan
(
germ.
*spennan)
läßt sich mit
lit.
spę́sti
(
spéndžiu)
‘spannen, Fallen stellen, Fallstricke legen, etw. erstreben’
und den Formen ohne anlautendes
s-
lit.
pìnti
‘flechten, winden’,
aslaw.
pędь
‘Spanne, Handbreit’,
raspęti
‘ausbreiten, ausspannen, kreuzigen’,
russ.
raspját’
(
распять)
‘kreuzigen’,
pnut’
(
пнуть)
‘mit den Füßen stoßen’
auf
ie.
*(s)pen(d)-
‘ziehen, spannen’
und
‘spinnen’
(da die zu webenden Fäden zuerst ausgespannt wurden)
zurückführen.
Vergleichbar ist vielleicht auch
griech.
pénesthai
(
πένεσθαι)
‘sich anstrengen, sich abmühen, bearbeiten’
(von häuslicher Arbeit,
zu der auch die Tätigkeit des Spinnens gehören könnte).
Die Bedeutung
‘spinnen’
ist aus dem
‘Ziehen der Faser’,
die versponnen werden soll,
herzuleiten.
Spinne
f.
Name für Tiere,
die aus Drüsen lange Fäden produzieren
und zu einem Fangnetz verweben,
ahd.
spinna
(10. Jh.),
mhd.
mnd.
mnl.
spinne,
nl.
spin
(
germ.
*spennōn),
eigentlich
‘die Fadenziehende, Spinnerin’.
Anders abgeleitet sind
aschwed.
spinnil,
schwed.
spindel,
dän.
spinder,
aengl.
spīþra,
engl.
spider.
spinnefeind
Adj.
‘sehr feindlich, todfeind’
(18. Jh.),
zuvor
spinnenfeind
(16. Jh.),
nach der Gewohnheit mancher Spinnenweibchen,
die Männchen nach der Begattung auszusaugen
und dadurch zu töten.
Spinn(en)gewebe
n.
landschaftlich
Spinn(e)webe
f.
‘Netz der Spinne’,
ahd.
spinnawebbi
n.
(9. Jh.),
spinnūnwebbi
n.
(10. Jh.),
mhd.
spinne-,
spinnenweppe
n.,
md.
spinnenwebe
f.,
mnd.
mnl.
spinnewebbe,
nl.
spinneweb,
eine Zusammensetzung mit
ahd.
webbi
(8. Jh.),
mhd.
weppe,
webbe
‘Webfaden, Gewebe, Spinnengewebe, Gürtel, Riemen’,
mnd.
webbe
(s.
↗
Gewebe),
zu dem unter
↗
weben
(s. d.)
behandelten Verb.
Spinner
m.
‘wer spinnt, Fasern zu Fäden verarbeitet’
(15. Jh.),
dann Bezeichnung für Schmetterlinge,
deren Raupen sich in gesponnenen Kokons verpuppen
(18. Jh.),
bildlich
‘wer Böses ersinnt’
(17. Jh.),
umgangssprachlich
‘wer sich unrealistische, phantastische Dinge ausdenkt, wunderliche Gedanken hat’
(19. Jh.).
Spinnrad
n.
‘Gerät mit Fußantrieb zum Drehen von Fäden aus Fasern’
(16. Jh.,
vgl.
Spinnredlain,
15. Jh.).